Sechselauten
einen iPod … und die Sachen, die er hört, lädt er sich aus dem Internet herunter. Ich hab’s meinem Bruder nie gesagt, aber benutzt wurde das Ding nie. Irgendwie bin ich fast froh, dass es nun doch noch zum Einsatz kommt.«
Lara nickte. »Die Zeitrechnung ist nicht auf allen Kontinenten gleich.« Sie nahm das Gerät aus dem Karton und musterte es. »Und Batterien hast du auch?«
»Neue. Die sind schon drin.«
Es dauerte eine Weile, bis Lara merkte, dass Paresh auf eine Erklärung wartete. Der große Sicherheitsoffizier, sonst nie um einen Spruch verlegen, saß neben ihr und starrte auf das altmodische Utensil, als verberge sich dahinter ein zweites Watergate.
»Ach so.« Lara lachte. »Ich will mir Charlottes Kindergeschichten anhören, das ist eigentlich alles.«
»Sonst nichts?« Paresh schüttelte ungläubig den Kopf. »Kindergeschichten? Ehrlich gesagt, Lara, ich weiß nicht …« Der große, dunkelhäutige Mann sah zur Decke und seufzte. »Dutust so, als interessiere es dich nicht, wer den Anschlag auf dich verübt hat … Und was bei Goldmann läuft, davon willst du auch nichts wissen. Die ganzen Berichte dort«, er deutete auf einen Stapel verschlossener Kuverts. »Die hast du dir doch gar nicht angesehen.«
»Na und?« Lara rückte sich das Kissen in ihrem Rücken zurecht. »Was willst du damit sagen?«
»Dass ich dir das so nicht abkaufe …« Paresh rieb sich das Kinn. »Ich habe wirklich darüber nachgedacht. Du bist keine Träumerin, Lara. Ich kenne dich lange genug. Du planst irgendetwas. Ich spür’s. Nie und nimmer hättest du dich diesem Typen an den Hals geworfen, wenn du noch …«
»Hör auf, Paresh!«, zischte Lara. »Das geht dich nichts an.«
»Du kennst ihn überhaupt nicht. Er nützt dich aus wegen der Sache mit Charlotte.«
»Ausnützen? Mich? Das ist doch dummes Zeug. Im Gegensatz zu dir will er herausfinden, was da in Zürich gelaufen ist. Du solltest ihm eigentlich dankbar sein und etwas mehr Respekt zollen …« Laras Blick hielt sich eisig an Paresh fest.
»Ich kümmere mich um dich. Du bist immer noch in Gefahr, Lara.« Paresh seufzte. »Ich versteh ja, dass du dich einsam fühlst. Aber gerade deshalb bist du das ideale Opfer für so einen. Das habe ich dir damals im Park schon gesagt. Aber du wolltest ja nicht auf mich hören.«
»Du bist eifersüchtig, Paresh.«
»Ich?!« Der Sicherheitsoffizier lachte lauthals. »Auf einen Schweizer Polizisten? Hast du die ausgewaschenen schwarzen Hemden gesehen, die er trägt? Normalerweise gibst du solchen Leuten nicht einmal Trinkgeld, geschweige denn …« Wieder lachte Paresh. »Und wie der mit dir durch den Park gehumpelt ist mit seinen Krücken. Du hättest euch sehen sollen. Es war ein Bild für die Götter.«
»Raus!«, schrie Lara. »Raus! Ich will dich nicht mehr …« Lara verschluckte sich und begann zu husten.
Eine Weile verging.
Paresh wartete geduldig, und als Laras Gehuste nachließ, sagte er in ruhigem Tonfall: »Ich bleibe so lange, bis ich weiß, was hier gespielt wird. Ich seh’s dir an, Lara. Irgendwas brütest du aus. Du bist nicht die Frau, die verträumt im Bett liegt und … na ja, Kindergeschichten hört. Herrgott noch mal, Lara, sag’s mir. Was läuft da in deinem Kopf ab?«
»Du bist paranoid, Paresh. Weißt du das eigentlich?« Lara hatte noch immer Mühe, genügend Luft zu kriegen. »Du bist völlig besessen von Sicherheit und Ordnung …« Sie stand auf, wütend sah sie sich um. »Hier sind sie!« Lara bückte sich und sammelte die vier Kassetten zusammen, die verstreut auf dem Boden lagen. »Du kannst ja mithören, wenn du willst. Aber glaub mir, in deiner Welt hat das keinen Platz … Kinder sind chaotisch, lassen alles herumliegen …« Lara deutete auf die Sachen aus der Kiste ihres Vaters, die überall auf Bett und Boden verstreut waren. »Kinder machen nur Unfug … Sie müssen für einen Sicherheitsfuzzi wie dich der absolute Horror sein.«
Paresh schwieg.
Lara streckte ihm die Kassetten entgegen. »Hier, schau nach. Vielleicht ist ja eine Bombe drin.«
» Jim Knopf .« Paresh sah sich die Zeichnungen auf den Hüllen an. Eine Weile schwieg er. »Wusstest du, dass die Geschichte auch auf Suaheli übersetzt wurde?« Er nahm die erste Kassette und gab sie Lara. »Die hier sind auf Deutsch, ich werde sie wohl nicht verstehen.«
»Es sind Charlottes Kassetten«, sagte Lara. »Wir wohnten damals am Zürichsee. In Feldmeilen.«
»Ich weiß.« Paresh nickte. Er sah zu, wie Lara
Weitere Kostenlose Bücher