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Second Face

Second Face

Titel: Second Face Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Philipps
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Kids endlich schlafen gehen. Wann immer es geht, komme ich abends noch hierher, um in Ruhe zu schwimmen. Kein Mensch verirrt sich an diesen Strand, und das ist auch gut so!«
    »Soll ich gehen?«
    Sie hört ihn neben sich leise lachen. »Nein! Natürlich nicht! Du bist die Ausnahme von der Regel … Bist du von hier? Wie heißt du?«
    »Marie, vor einem Monat hierhergezogen. Vorher Großstadt und nun Wiesen, Sand und Meer. Und du?«
    »Lirim, auf Rügen geboren und in Bergen aufgewachsen. Meine Eltern haben da ein kleines Hotel. Jetzt studiere ich in Stralsund und in den Semesterferien verdiene ich Geld im Jugenddorf.«
    »Fürs Studium?«
    »Für meinen Traum. Einmal will ich auf Hawaii surfen. Kannst du dir das vorstellen? Blaues Meer, meterhohe Wellen und ich mittendrin. Vielleicht im nächsten Jahr oder in zwei. Dann habe ich genug Geld zusammen … Im Sommer lebt es sich echt gut hier, aber im Winter ist nichts los.«
    »Hab noch keinen Winter hier erlebt.«
    »Man kann mit dem Pferdeschlitten fahren …«
    Marie wirft ihm einen Blick zu. »Genau, vierundzwanzig Stunden am Tag, oder wie? Im Winter sterben wir an Langeweile, das steht schon mal fest.«
    Dann liegen sie wieder schweigend da und betrachten die Sterne. Noch nie haben sie so hell gestrahlt, denkt Marie und nur sehr ungerne sieht sie nach einer Weile auf ihre Armbanduhr. Erschrocken fährt sie hoch: »Ich muss zurück. Meine Eltern drehen sonst durch.«
    »Schade!«
    Ja, sehr schade, denkt Marie. Sie hätte noch stundenlang hier mit ihm im Sand liegen können.
    Sie steht auf, steigt auf Svantevit, nimmt die Zügel von Filou in die Hand. »Kannst du reiten?«
    Als er nickt, wirft sie ihm die Zügel zu. Dann prescht sie los, am Strand entlang. Er folgt ihr, hat keine Mühe, mit Filou fertig zu werden. Er scheint das Reiten gründlich gelernt zu haben.
    Vor dem Eingang zum Hof bleibt Marie stehen.
    »Hier wohnst du also?«
    »Meine Eltern haben den Hof gekauft. Sie wollen wieder eine Pferdepension daraus machen. Warst du schon mal hier?«
    »Sehr oft. Meine Eltern haben früher ihre Pferde hier untergestellt.
    Dann kommt er doch noch mit zu den Ställen und hilft ihr die verschwitzten und sandbeschmutzten Pferde zu striegeln. Vor dem Haus verabschiedet er sich. »Bei Sonnenuntergang am selben Ort?«
    Marie nickt. Sie schaut ihm nach, wie er die Einfahrt hinuntergeht. Lirim. Marie lässt seinen Namen auf der Zunge zergehen. Li…rim, das klingt nach Sonnenuntergang und Sternenhimmel!
    Im Haus ist alles dunkel, die Gäste sind weg, die Eltern schon schlafen gegangen. Auch in Annes Zimmer brennt kein Licht, was aber nicht heißt, dass sie schon zu Hause ist.
    Am nächsten Tag steht Marie schon früh auf. Sie läuft zu den Ställen und versorgt die Pferde, so wie jeden Morgen. Anne erscheint mal wieder erst, als die Arbeit fast getan ist.
    Marie drückt ihr die Bürste in die Hand. »Du kannst Filou zu Ende striegeln.«
    »Bist du sauer?«
    »Nö, wieso?«
    »Na ja … ich hab in letzter Zeit oft verschlafen.«
    Marie zuckt mit den Schultern. »Immer nur am Wochenende. Ist ja keinem aufgefallen«, sagt sie. Außer ihr, und sie hat die Schwester noch nie verpetzt. Wann ist Anne das letzte Mal am Samstag pünktlich im Stall aufgetaucht? Sie weiß es nicht und eigentlich ist es auch unwichtig.
    »Anne! Marie! Wo bleibt ihr, wir wollen los!«
    Die Fahrt nach Hamburg! Die hat sie total vergessen. Die Eltern wollen noch die restlichen Möbel holen, die sie bei Freunden untergestellt haben. Anne und Marie wollten sich mit Schulfreundinnen treffen.
    Aber das war der Plan bis gestern Abend, bevor Marie Lirim getroffen hat. Sie kann unmöglich mitfahren. Krampfhaft sucht sie nach einem Grund, warum sie hierbleiben muss.
    Auf dem Weg vom Stall zum Haus läuft ihnen Sven, der ältere der beiden fest angestellten Reitknechte, über den Weg. »Heute oder morgen wird das Fohlen kommen«, sagt er. »Also, haltet euch bereit. Meist kommen sie in der Nacht.«
    »Wir fahren nach Hamburg!«, sagt Anne.
    Sven schaut Marie enttäuscht an. »Ach, wie schade. Du wolltest doch unbedingt dabei sein.«
    Das ist die Lösung, letztlich wissen alle, wie wichtig es Marie ist, bei der Geburt dabei zu sein.
    Die Eltern sind nach kurzem Zögern einverstanden. Schließlich ist Marie ja nicht alleine auf dem Hof. Lina, Svens Frau, die als Hausmutter für die jugendlichen Gäste vorgesehen ist, wird sich um sie kümmern.
    Marie kann es kaum erwarten, dass sie endlich abfahren. Sie winkt ihnen

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