Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Second Face

Second Face

Titel: Second Face Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Philipps
Vom Netzwerk:
ist das?«
    Ein wenig verlegen schubst Marie die Schwester zur Seite. »Das ist nur ein Spiel. Nicht wichtig.« Sie loggt sich aus, so schnell sie kann.
    »Aber wieso sieht die eine Figur aus wie Lirim? Was schreibt sie: ›Ciao, bella‹? Wer ist das? Mit wem chattest du denn da? Hey, Marie! Habe ich was verpasst?« Anne grinst die Schwester an, aber Marie ist nicht nach grinsen zumute.
    Sie ärgert sich über Anne. Obwohl das Schild: »Bitte nicht stören!« an der Tür hängt und es ein ungeschriebenes Gesetz in der Familie gibt, dieses Schild zu respektieren und nicht einfach ins Zimmer zu platzen, scheint das mal wieder für Anne nicht zu gelten.
    Marie klappt den Laptop zu. »Los, die Pferde warten.« Damit steht sie auf und lässt die Schwester stehen.
    Anne schaut ihr verwundert nach.
    Als Marie sich abends wieder einloggt, ist Tarao nicht mehr da. Auch nicht online, wie sie feststellt. Sie teleportiert sich zu seiner Insel und bleibt staunend stehen.
    Eine riesige Wand aus grünen Efeublättern versperrt ihr den Weg ins Schloss. Aus roten Rosen hat Tarao in die grüne Wand hinein die Frage geschrieben: »Möchtest Du mich heiraten?«
    Marie weiß nicht, ob sie lachen oder weinen soll. Es ist irgendwie total absurd und dann doch wieder so romantisch.
    Durch eine schmale Öffnung gelangt sie ins Schlossinnere. Auch dort liegen überall rote Rosen.
    Sie setzt sich auf einen der Stühle und wartet, aber Tarao kommt nicht. Stattdessen flattert eine Taube durch das geöffnete Fenster. Sie lässt einen goldenen Umschlag vor Arabella auf den Boden fallen und fliegt wieder zum Fenster hinaus.
    Arabella öffnet den Umschlag, in dem sich ein Blatt Papier befindet, auf das in goldenen Lettern steht: »Ich meine es ernst mit meiner Frage. »Willst Du mich heiraten?« Darunter ist ein Foto von Tarao. Er sieht ihm so ähnlich ...
    Auf der Rückseite steht: »Ich weiß, für dich ist das nochimmer nur ein Spiel, aber schau einfach bei YouTube die Videos von Cyberhochzeiten an. Und dann gib mir eine Antwort.«
    Arabella lächelt glücklich und streicht mit dem Finger zärtlich über die goldenen Buchstaben.
    Das gleiche glückliche Lächeln findet sich auch in Maries Gesicht, als sie sich ausloggt und im Internet nach Hochzeitsvideos sucht. Tatsächlich findet sie eine ganze Reihe von Videos über Hochzeiten in Second Life.
    Schon beim Hochzeitsmarsch läuft Marie eine Gänsehaut den Rücken hinunter.
    Da ist eine Lara in weißem Brautkleid, Lukidor, der Bräutigam, kommt im Frack. Sie schreiten über einen roten Teppich ins Innere der Hochzeitshalle, wo die Gäste schon festlich gekleidet warten.
    Endlich stehen beide vor dem virtuellen Altar und aus dem Off ertönen die Worte: »Willst du, Lukidor, Lara immer lieben, ihr treu sein, immer für sie da sein?«
    »Ja, ich will!«, antwortet Lukidor.
    Als Nächste wird Lara gefragt. Auch sie antwortet mit einem »Ja!«. Dann ein nicht enden wollender Kuss. Anschließend werden Bilder vom Ball gezeigt. Vor dem Saal steht die Hochzeitskutsche ganz in Weiß mit sechs Schimmeln davor.
    Sie liest, dass Lara im realen Leben bereits verheiratet ist und zwei Kinder hat, dass sie aber erst in SL ihren Traummann Lukidor gefunden hat, den sie nun heiratet. Und sie ist superglücklich.
    »Wenn du im wirklichen Leben deinen Traumpartner nicht heiraten kannst, versuch es im zweiten Leben. Lebe deine Fantasie!«, rät Lara allen, die ihr Video sehen.
    Lebe deine Fantasie!, denkt Marie. Lirim ist weg, für immer verloren. Aber in SL könnten sie als Paar zusammen sein, auch wenn er da Tarao heißt. Er sieht aus wie Lirim. Unddann kommt ihr plötzlich ein Gedanke, der so ungeheuerlich ist, dass ihr ganz schwindelig wird. Was, wenn es tatsächlich Lirim ist? Er könnte doch auch in SL sein und hat sich erst eine andere Figur gegeben und nun, als er sieht, dass es Marie ist, da fühlt er vorsichtig vor, verwandelt sich langsam in den, der er tatsächlich ist … Sie mag den Gedanken kaum zu Ende denken … Und wenn das in SL mit ihnen klappt, dann könnte es doch auch im wirklichen Leben …
    Maries Finger zittern, als sie sich wieder in SL einloggt und sich auf die Insel teleportiert. Tarao ist immer noch nicht da. Sie hinterlässt ihm eine Nachricht: »Ja, ich will!«
    Dann macht sie sich erneut auf die Suche nach ihm. Er ist online, aber wo? Sie schickt ihm eine Nachricht: »Wo bist du? Antworte!«
    Postwendend kommt eine Teleporteinladung. Marie landet sanft neben ihm im Sand. Tarao sitzt am

Weitere Kostenlose Bücher