Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Second Face

Second Face

Titel: Second Face Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Philipps
Vom Netzwerk:
Und auch das kann Arabella zunächst genießen, denn er gibt sich nach ihren Auftritten in der Bar jedes Mal große Mühe, ihr zu zeigen, wie sehr er sie schätzt und dass sie etwas ganz Besonderes für ihn ist.
    Eines Abends erhält sie schon beim Einloggen eine Einladung von ihm: »Heute zeige ich Dir meine ganz private Insel.«
    Sie gibt die angegebenen Koordinaten ein und landet mitten im Vorhof eines mittelalterlichen Ritterschlosses. Brennende Fackeln, die an eisernen Haken ringsherum befestigt sind, tauchen das Schloss in ein rötliches, ein wenig unheimliches Licht.
    Staunend bleibt Arabella stehen.
    Tarao erwartet sie schon ungeduldig am Fuße der Treppe, die zum Schlosseingang führt. Er nimmt ihre Hand und führt sie nach oben. Die Eingangshalle ist hell beleuchtet. Leise Musik ertönt.
    »Willkommen auf meinem Schloss!« Er freut sich über Arabellas Staunen. Er führt sie von Zimmer zu Zimmer, das er liebevoll mit allen Details einer richtigen Burg ausgestattet hat. Sogar ein Verlies und eine Folterkammer gibt es. Marie ist froh, als sie aus dem Kellergewölbe zurück im Ballsaal sind, der sie ein wenig an das Schloss in Versailles erinnert,das sie mit den Eltern und Anne in den vorletzten Sommerferien besichtigt hat. Das Licht der brennenden Kerzen aus den Deckenleuchtern wird von den Spiegeln, mit denen alle Wände ausgekleidet sind, widergespiegelt.
    Leise Walzermusik erklingt.
    »Darf ich bitten?« Tarao reicht ihr den Arm und führt sie zu einem der sogenannten Animationsbälle, mit deren Hilfe man die unterschiedlichsten Bewegungen ausführen kann. Arabella stellt sich auf einen, Tarao auf den daneben liegenden und schon beginnen sich Arabella und Tarao im Walzertakt zu drehen.
    Marie schließt die Augen und fängt an zu träumen. Sie schmiegt sich in die Arme von Lirim und tanzt und tanzt …
    »Hey, Arabella! Bist du noch da?«
    Die Musik hat aufgehört, Marie öffnet die Augen. Auch im Schloss ist der Tanz zu Ende, Tarao hat schon einige Nachrichten mit vielen Fragezeichen gesendet. »Wo bist du???«
    Maries Finger huschen über die Tasten. »Hier, tut mir leid. Wurde unterbrochen.«
    Tarao seufzt erleichtert. »Ich dachte schon, es hat dir nicht gefallen. Du musst mir sagen, wenn dir etwas nicht gefällt.«
    Arabella nickt und Marie schluckt ihre Tränen hinunter. Der Traumtanz mit Lirim war viel zu schnell vorbei.
    Anschließend führt Tarao sie in den Hof, wo ein Heißluftballon auf sie wartet, mit dem sie über die Insel fliegen. Sie landen am Hafen, auf den Wellen schaukelt ein Boot mit weißen Segeln.
    »Kleine Bootsfahrt gefällig?«, fragt Tarao, und als Arabella nickt, führt er sie an Deck. Staunend steht Arabella da und beobachtet Tarao, der mit geschickten Bewegungen das Boot ablegt. Insel, Schloss, Boot. Tarao muss eine Menge Geld investiert haben.
    Er startet den Motor, kurvt geschickt aus der Hafenbucht hinaus aufs offene Meer. Fliegende Fische umspringen das Boot. Tarao fährt auf die andere Seite der Insel, bis sie zu einer versteckten Bucht kommen. Kokospalmen stehen am Ufer.
    »Von hier aus hat man den besten Blick auf den Sonnenuntergang«, erklärt Tarao und hilft ihr an Land. »Du magst doch Sonnenuntergänge?«
    Maries Finger bleiben bewegungslos auf den Tasten liegen.
    »Arabella? Warum antwortest du nicht. Sonnenuntergänge … magst du sie?«
    Arabella nickt.
    Vor Maries Augen verschwimmt der Bildschirm. Schnell wischt sie die Tränen weg.
    Arabella setzt sich neben Tarao in den Sand. Die Sonne geht am virtuellen Himmel unter.
    Marie am Computer würde sich am liebsten auf der Stelle ausloggen. Bei Sonnenuntergängen funktioniert das neue Leben als Arabella nicht.
    »Hast du schon mal mit einem Jungen …?«, fragt Tarao plötzlich.
    »Was?« Marie ahnt, was er wissen will, möchte es aber lieber nicht aussprechen.
    »Na, Sex!«
    Arabella schüttelt den Kopf. »Nein, das erste Mal soll etwas Besonderes sein. Und nur, wenn ich den Jungen liebe. Nicht nur so …«
    »Man kann das auch in SL machen.«
    »Was?«
    »Schon mal was von Cybersex gehört?«
    Maries Finger suchen die Taste »ausloggen«.
    »Ich würde das schon gerne mal ausprobieren«, fährt Tarao fort.« Aber mir fehlt noch die richtige Partnerin.«
    Für einen Moment verschlägt es Marie die Sprache.
    »Wenn du dabei an mich denkst, vergiss es!«, haut sie empört in die Tasten.
    Tarao lacht leise. »Keine Sorge! Ich tue dir nichts. In Second Life bist du sicher. Da geht nichts ohne dein Einverständnis …

Weitere Kostenlose Bücher