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Second Face

Second Face

Titel: Second Face Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Philipps
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Arabella zu treffen. Wenn er in der Schule herumerzählt, dass sie halb nackt in einer Bar tanzt, wenn auch nur vor männlichen Avataren, kann sie sich nirgendwo mehr sehen lassen. Und wenn er erst Tarao trifft und erfährt, dass sie ihn geheiratet hat, nicht auszudenken.
    Als hätte er ihre Gedanken lesen können, sagt Tom beruhigend: »Keine Sorge, ich habe versprochen, dass alles, was in SL passiert, unser Geheimnis bleibt. Aber lass mal sehen … vielleicht können wir uns ja heute Abend …«
    Marie denkt an ihr Versprechen, das sie Anne gegeben hat. Nie mehr SL. Arabella Aria ist gestorben.
    »Ich glaube nicht, dass ich heute Abend … und überhaupt weiter in SL … Hat zu viel Zeit gekostet. Ich werde es wieder mit dem echten Leben versuchen. Das ist doch viel spannender. Echte Freunde.«
    Sie ist erschrocken, als sie sieht, wie sich Toms Gesichtsausdruck verändert, und ärgert sich, dass sie das gesagt hat. Sie weiß doch, wie empfindlich er an der Stelle ist. »Und in SL sind die Freunde nicht echt?«, fragt er.
    »Ich meine doch ›real‹. So zum Anfassen. Die Gefühle und all das. Man kann doch nicht auf Dauer virtuell küssen … Und Anne sagt …« Marie hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen.
    »Ah, jetzt verstehe ich!« Toms Stimme ist hasserfüllt. »Jetzt verstehe ich. Die Drama-Queen mal wieder. Hätte es mir denken können.«
    »Sie ist gestern Abend plötzlich dazugekommen und …«
    »… hat deine … also deinen Aufenthalt unterbrochen …«
    »Genauso war es! Hat einfach meinen Laptop zugemacht.« Für einen Moment kommt in Marie die Empörung vom Vorabend wieder hoch.
    »Warum mischt sie sich immer in dein Leben ein?«, fragtTom verärgert. »Sie will nicht, dass ich mit dir rede, jetzt nimmt sie dir deine neuen Freunde in SL. Warum lässt du dir das gefallen? Sie glaubt, dass sie sich alles erlauben kann, und jeder tanzt nach ihrer Pfeife, oder wie?«
    Recht hat er, denkt Marie, obwohl sie nicht so ganz versteht, warum Tom sich so darüber aufregt. Schließlich geht es ihn ja eigentlich nichts an. So dicke Freunde sind sie nun auch wieder nicht.
    »Sie meint das nicht so böse«, versucht sie die Schwester zu verteidigen. »Sie macht sich einfach nur Sorgen, dass ich zu viel Zeit in SL verbringe. Ich habe sogar den kleinen Puk vernachlässigt.«
    »Ach, sie macht sich Sorgen? Marie, wach auf! Es ist dein Leben! Und niemand hat ein Recht, dir das immer wieder kaputt zu machen.«
    Eine sehr nachdenkliche Marie geht nach der Pause in die Klasse zurück. Tom hat recht, es ist ihr Leben. Es ging ihr doch wieder gut, bis Anne dazwischengefunkt hat. Sie ist nicht mehr böse auf die Schwester. Anne hat keine Ahnung gehabt von ihrer Beziehung zu Lirim. Aber davon kommt er auch nicht zurück.
    Marie beschließt, Tarao zu suchen und ihm zu erklären, warum sie so plötzlich weg war. Er wird es sicher verstehen.
    Allerdings wird sie es heimlich tun müssen. Anne hat gedroht, den Eltern alles zu erzählen, wenn Marie sich noch einmal bei SL einloggt. Und wie die reagieren werden, wenn sie vom zweiten Leben ihrer Tochter als Bartänzerin erfahren und von der Hochzeit – Marie mag gar nicht daran denken. Ihren Laptop wird sie dann nicht wiedersehen.
    An diesem Abend aber hat sie keine Möglichkeit, Arabella wiederauferstehen zu lassen. Anne weicht nicht von ihrer Seite.
    »Wir können die Fotos vom Wettbewerb bei Facebookeinstellen«, schlägt Anne vor. »Maik hat tolle Aufnahmen gemacht und mir rübergemailt.«
    Marie hat keine große Lust. Bei Facebook war sie schon lange nicht mehr. Was gäbe sie jetzt für ein Gespräch mit Tarao-Lirim. Mit ihm in der kleinen Bucht sitzen ... Aber sie folgt ihrer Schwester doch in deren Zimmer und setzt sich neben sie aufs Bett.
    Anne loggt sich ein, öffnet ihr Profil und dann senkt sich entsetztes Schweigen über den ganzen Raum. Eine komplett nackte Anne schaut ihnen entgegen. Und nicht nur eine: Anne nackt auf dem Surfbrett, Anne nackt auf der Bühne, Anne nackt am Strand liegend, Anne von vorne und hinten, alles ohne jede Kleidung.
    Sprachlos starren die beiden auf den Bildschirm.
    Marie findet als Erste Worte. »Bist du verrückt geworden! Mensch, Anne!«
    Kreidebleich im Gesicht stottert Anne: »Was … was sind das für Fotos? Das bin ich doch gar nicht. Nackt auf dem Surfbrett. Da hätten die mich gleich aus dem Kurs geworfen! Du glaubst doch nicht, dass ich …«
    Es ist nicht Anne und doch ist es Anne. Zumindest ihr Kopf mit den wehenden blonden

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