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Secret Passions - Opfer der Leidenschaft: gay historical crime story (German Edition)

Secret Passions - Opfer der Leidenschaft: gay historical crime story (German Edition)

Titel: Secret Passions - Opfer der Leidenschaft: gay historical crime story (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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wie so oft, wenn er die Augen schloss, erblickte er Leandro: den jugendlichen Zigeuner, der einmal die Welt für De rek bedeutet hatte. Als sein Vater Derek halb totgeprügelt hatte, war er erst neun Jahre alt gewesen. Leandro, der selbst noch ein halbes Kind gewesen war, und seine Straßengang hatten ihn in einer kalten Herbstnacht hinter einer Brauerei gefunden, bewusstlos und fast erfroren … Wie Traumfetzen zogen die Erinnerungen an Derek s geistigem Auge vorbei:
    »Ist er tot?«, hörte Derek eine junge Mädchenstimme. Ihm war eiskalt, aber er war zu schwach zum Zittern. Auch brachte er die Augen nicht mehr auf, die von Vaters Schlägen zugeschwollen waren. Jetzt würde er hier sterben, in der Gosse. Das war Dereks Rache. Er lachte innerlich. Endlich hatte sein beschissenes Leben ein Ende. Nie mehr würde er gezwungen werden, diese blöden Tänze zu le rnen, nie wieder würden ihm Latein und Griechisch eingepaukt, nie wieder würde der Baronet ihn wie einen Fußabtreter behandeln oder ihn schlagen, wenn er etwas nicht zur völligen Zufriedenheit seines alten Herrn erledigte. Sir Henry, pah … Derek konnte gut und gerne auf den Titel verzichten. Er wollte ihn nicht, wenn das hieß, er müsse ein snobistisches Arschloch und ein hirnloser Psychopath werden.
    Ein Stich durchzuckte seine Brust, als er an seine Mutter dachte. Wer würde sie jetzt beschützen? Würde Vater sie an seiner statt verprügeln?
    Derek bekam mit, wie er abgetastet und hochgehoben wurde und weitere Stiche seine Brust quälten.
    »Sag, Leandro, lebt er noch?«, fragte wieder dieses Mädchen.
    »Er hat ein paar gebrochene Rippen, Franny, und eine Menge blauer Flecken, aber er lebt«, sagte jemand dicht an seinem Ohr, bevor Derek das Bewusstsein verlor. Als er erwachte, fand er sich an einer nackten Brust wieder. Er hatte es warm und fühlte sich geborgen, obwohl ihm jede Zelle wehtat …
    »Leandro …«, wisperte Derek und riss die Augen auf. Sein Herz raste, Schweiß stand auf seiner Stirn. Seinetwegen war der Zigeunerjunge tot. Derek hatte ihn an die Polizei verraten, nur um selbst seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen. Hatte Leandro das verdient? Er hatte ihn nie verprügelt, hatte ihm zu essen und ein Dach über dem Kopf gegeben. Leandro hatte ihn, als er kaum noch am Leben gewesen war, in das Versteck seiner Diebesbande gebracht, Derek mit seinem Körper gewärmt und seine Wunden versorgt.
    Eine Woche später hatte Leandro ihm beigebracht, wie man stahl. Sie waren acht Kinder gewesen, das jüngste gerade einmal vier Jahre alt, der Älteste dreizehn. Nur Leandro, der war noch ein wenig älter gewesen. Ihr Anführer. Derek hatte bei ihm Bestätigung gefunden. Er hatte gestohlen und wurde dafür belohnt: mit Geld und Lob. Derek hatte schnell gelernt und war schon bald Leandros Liebling geworden. Derek hatte zu ihm aufgesehen, nachts immer neben ihm gelegen und war ihm auch am Tag selten von der Seite gewichen. In besonders kalten Nächten hatten sie alle zusammen in einem Raum des halb verfallenen Hauses geschlafen, das ihnen als Unterschlupf diente, Körper an Körper, um nicht zu erfrieren. Sie waren eine eingeschworene Gemeinschaft gewesen.
    »Du bist hübsch, Derek«, hatte Leandro ihm zugeflüstert, als Derek etwa vierzehn gewesen war. Das war in dem Jahr gewesen, bevor Derek erwischt wurde. »Du könntest so viel mehr Geld verdienen, wenn du gewisse Dienste anbieten würdest.«
    »Welche?«, hatte Derek gefragt und sich an ihn geschmiegt. Sie hatten angefangen, sich im Dunkeln, wenn die anderen schliefen, zu streicheln und zu küssen. Derek liebte den Zigeunerjungen über alles und hätte alles für ihn getan.
    »Es gibt Männer, die Liebe mit ihresgleichen machen … So wie wir. Sie zahlen gut dafür.«
    Derek hatte nie Verkehr mit Freiern gehabt, sondern diese nur von der Straße in Hauseingänge gelockt, sie gestreichelt und dann bestohlen, wenn sie mit heruntergelassenen Hosen dagestanden hatten.
    Alles ging gut, bis zu dem Tag, an dem er an Brown geraten war. Derek war wieder unterwegs gewesen, um Männer anzulocken. Ein Herr war mit ihm in einen Hinterhof gekommen, hatte jedoch sein Spiel sofort durchschaut. Als er Derek erklärte, dass er für die Polizei arbeitete, hatte Derek versucht zu fliehen, gegen den Mann allerdings keine Chance gehabt. Mr. Brown war auf der Suche nach jemandem wie ihm gewesen, er brauchte jemanden, der sich im Londoner Untergrund auskannte.
    Derek hatte eingewilligt, für Scotland Yard zu arbeiten.

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