Secret Passions - Opfer der Leidenschaft: gay historical crime story (German Edition)
Seltsamerweise fühlte sich Simon regelrecht befreit, weil er endlich den ganzen Ballast bei jemandem abladen konnte. Weder seine Mutter noch Sarah wussten, wie schlecht es wirklich um Benjamin stand. »Ich habe mehrmals versucht, mit ihm zu reden, wollte ihn sogar wegen seiner Verstimmungen zu einem Arzt schicken, aber er weicht mir immer aus.«
Brewer nickte. »Hätte Ihr Bruder einen Grund, Ihnen zu schaden, Mylord? Würde er nicht Ihren Titel und das dazugehörige Vermögen erben, wenn Sie nicht mehr lebten?«
Simon überlegte. Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Er hatte nach Vaters Tod wie selbstverständlich alles übernommen, sich um alles gekümmert. Weil es seit jeher so vorherbestimmt gewesen war. »Er wäre mit der gesamten Situation überfordert, denke ich. Ihm fehlt es an nichts. Ich kümmere mich um alles, gebe ihm so viel Geld, wie er zum Leben braucht. Seine Sucht finanziere ich ihm natürlich nicht.« Simon kratzte sich an einer Braue. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Benjamin …«
Er brach ab, als Brewer den Kopf schüttelte. »Meistens sind die Täter Bekannte oder sogar Familienangehörige.«
In diesem Moment klopfte es an der Tür. Sarah steckte ihren blonden Lockenkopf herein. »Mögen die Herren eine Erfrischung?«
Simon winkte sie zu sich. »Komm herein.«
Sarah trug ein Tablett mit einem Krug und zwei Gläsern. »Roswitha hat Eistee gemacht. Genau das Richtige bei der Hitze.« Roswitha war ihre Köchin. Sie war kaum älter als Sarah, weshalb die beiden gut miteinander auskamen. Roswitha war zwar nicht so gebildet wie Sarah, doch vom Kochen verstand sie eine Menge.
Simon nahm Sarah das Tablett ab und stellte es auf den Ti sch. »Darf ich Ihn en Sarah Grey, meine Schwester, vorstellen, Mr. Brewer?«
Der Detektiv erhob sich. »Sehr erfreut, Lady Sarah.«
Sie wurde puterrot im Gesicht, als Brewer ihr einen Kuss auf den Handrücken hauchte. Sie hatte gewiss Smithers überredet, ihnen selbst das Getränk zu bringen, nur weil sie zu neugierig auf den Gast war. Sie goss ihnen ein und verließ dann den Raum, nicht ohne Mr. Brewer ihr schönstes Lächeln zu schenken.
Simon stutzte. Seit wann war Sarah Männern gegenüber so aufgeschlossen?
»Eine reizende Schwester haben Sie, Mylord.« Brewer schaute in sein Glas. »Reden wir über ihr Motiv.«
Simon verschluckte sich beinahe an seinem Tee. »Sarah? Sie würde mir niemals schaden!« Jetzt war er wirklich empört. »Außerdem sagten Sie doch, ein Mann habe den Brief geschrieben.«
Brewer zuckte mit den Schultern und nippte an dem Tee, nicht ohne zuvor daran gerochen zu haben. Simon hatte es genau bemerkt!
Gut, im Moment kam anscheinend jeder infrage und Brewer war einfach vorsichtig.
Nachdem er wohl beschlossen hatte, dass der Tee in Ordnung war, leerte Brewer das halbe Glas in einem Zug. Fasziniert starrte Simon auf seinen Kehlkopf. Seit wann fand er diese Körperstelle bei einem Mann erotisch?
»Sie könnte einen Komplizen haben«, sagte der Detektiv, während er das Glas abstellte. Als er dann auch noch die Ärmel seines Hemds ein Stück hochkrempelte und muskulöse, leicht behaarte Unterarme zum Vorschein kamen, wurde es auch Simon zu heiß. Er stand auf, um das Fenster zu öffnen, aber außer dem Lärm vorbeifahrender Kutschen wehte nur eine warme Brise herein. Daher schloss er es sofort wieder.
Als Brewer ihn unter gerunzelter Stirn anblickte, musste Simon unwillkürlich lächeln. »Zu laut da draußen und der Pferdemist riecht heute wieder besonders angenehm.«
Brewer grinste zurück. »Wird Zeit, dass sich die Automobile durchsetzen.«
Simons Herz hüpfte. »Das denke ich auch.« Der Detektiv schien sich ebenfalls für Motorfahrzeuge zu interessieren. Aber sie saßen nicht hier zusammen, um sich über Technik zu unterhalten.
»Ich glaube nicht, dass Sarah dafür verantwortlich ist.« Simon setzte sich wieder. »Sarah hat ihre Katze über alles geliebt. Sie kann ja nicht einmal eine Fliege erschlagen.«
Brew er kratzte sich am Kinn. »Sie könnte eine gute Schauspieleri n sein.«
»Wieso sollte sie sich denn die ganze Mühe mit den Briefen machen?« Simon seufzte. »Moment, lassen Sie mich raten: damit es aussieht, als käme der Täter von außerhalb?«
»Gut kombiniert, Mylord. Sie hätten Detektiv werden können.«
Jetzt musste Simon erneut lächeln. »Nein, solche Dinge überlasse ich lieber den Professionellen. Und für meine Schwester lege ich die Hand ins Feuer.«
»Im Grunde darf man niemandem trauen«,
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