Secret Passions - Opfer der Leidenschaft: gay historical crime story (German Edition)
aus den Baumkronen.
Derek wusste sofort, was das für ein Geräusch gewesen war. Ein Schuss! Er riss Simon mit sich auf den Boden und schützte ihn mit seinem Körper. Sein Herz wummerte wie verrückt.
»Simon? Ist alles in Ordnung?«, flüsterte Derek.
»Ich denke schon.«
Ein Rascheln im Gebüsch lenkte Derek ab. Der Schütze! Derek hörte es knacken, dann ein leises Wiehern. »Bleiben Sie unten, ich sehe nach, ob ich den Schweinehund erwische!« Derek sprang auf und zog seinen Revolver aus dem Holster, das er gut versteckt über seiner Hüfte trug.
»Derek, nein!«, rief Simon, aber da war er schon losgelaufen. Er preschte durch das Gebüsch und zwischen den Bäumen hindurch, wobei es ihm egal war, dass die Äste in sein Gesicht schlugen, bis er ans Ufer der Insel kam und die schmale Landzunge sah, die in den Park führte. Ein Mann auf einem Pferd ritt wie der Teufel die Uferpromenade entlang. Derek sah nur noch dessen Silhouette – dann war er verschwunden.
»Verdammt!« Derek steckte die Waffe weg und bahnte sich wieder einen Weg zu Simon. Der lag immer noch auf dem Boden und stöhnte leise.
»Simon!« Sofort kniete Derek an seiner Seite. Er konnte kaum etwas sehen. Allein Simons weißes Hemd leuchtete ein wenig durch die Dunkelheit.
»Ich bin … getroffen«, flüsterte er.
Derek kam es vor, als würde die Zeit stillstehen. Ein plötzlicher Druck legte sich auf seine Ohren und blendete alle Geräusche aus. »Wo?«, hauchte er, weil er kaum noch sprechen konnte. Simon war getroffen. Lieber Gott, bitte nicht! Wenn er starb, würde sich das Derek nie verzeihen. Warum war er bloß mit ihm in den Park gegangen? Das alles wäre nie passiert, wenn Derek ein bisschen weniger mit seinem Schwanz gedacht hätte! War das nun Gottes Strafe? Weil er ein Sünder war? Ein Sodomit?
Langsam tauchte sein Verstand wieder auf. Er hörte das wilde Klopfen seines Herzens und Simons heftiges Schnaufen.
»Am Arm«, sagte Simon mit zitternder Stimme.
Derek half ihm sich aufzusetzen und streifte Simons Jackett ab. Sofort sah Derek den dunklen Fleck auf dem weißen Hemd, etwa in Höhe des Oberarmes. Er holte sein Messer aus der Tasche, das er sich extra aus Frankreich hatte kommen lassen, und klappte es auf. Damit schlitzte er das Hemd an der Schulter auf und riss den Ärmel herunter. Jetzt sah er die Wunde auf Simons heller Haut. Blut lief wie schwarze Rinnsale an dessen Arm herab.
Derek atmete auf. »Ein Streifschuss.« Er verband den Arm mit dem Hemdärmel und half Simon wieder in die Jacke. »Wir sollten schnell nach Hause. Die Wunde gehört gereinigt und genäht.«
Simon nickte. Derek half ihm auf und stützte ihn, als er kurz schwankte. »Ist Ihnen übel? Haben Sie große S chmerzen?«
»Nein, es geht schon, geht schon«, erwiderte er. » Ich muss nach Sarah sehen! Der Täter hat vielleicht auf mich geschossen, weil ich mich in der Öffentlichkeit aufgehalten habe. Nicht, dass er unterwegs zu meiner Schwester ist!«
Sie eilten durch den Park und hasteten durch die Straßen, bis sie Simons Stadthaus erreichten. Licht brannte im Salon. Simon und Derek steckten den Kopf hinein. Sarah saß immer noch mit Miss Stone am Tisch und spielte Karten. Während Simon sie kurz begrüßte und dann im Foyer wartete, rannte Derek durchs Haus, überprüfte, ob alle Fenster und Türen geschlossen waren und hakte sich anschließend bei Simon unter, um ihm nach oben zu helfen. Schweiß lief über Simons Gesicht, aber ansonsten sah man ihm kaum an, dass er soeben angeschossen worden war. Auch das Loch in seiner Jacke war unauffällig. Allein Smithers hatte den leicht derangierten Zustand seines Herrn bemerkt und besorgt gefragt, ob er sich duelliert habe.
»Es war ein Unfall«, sagte Simon.
Smithers hob ungläubig die Brauen, erwiderte dazu jedoch nichts. »Soll ich Ihnen ein Bad richten und einen Arzt holen, Mylord?«
»Ein Bad wäre herrlich«, antwortete Simon. »Mr. Brewer kümmert sich um meine Verletzung. Und kein Wort zu meiner Schwester.«
Smithers nickte. Er schien ein wirklich loyaler Diener zu sein.
Derek holte auf Simons Anweisung hin aus einer Kammer im Untergeschoss den Korb mit den Verbandssachen. Dann warteten sie in Simons Zimmer, bis die Wanne im Nebenraum gefüllt war und Smithers wieder ging. Simon hatte ihn für die Nacht entlassen.
Diskret drehte sich Derek um, während Simon sich seiner Kleidung entledigte. Dereks Hände zitterten, als er versuchte, den Faden ins Nadelöhr zu bekommen. Immer wieder musste er
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