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S.E.C.R.E.T.

S.E.C.R.E.T.

Titel: S.E.C.R.E.T. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
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auf den Scheitel. Dann pflückte er sein Jackett von meinem Schoß und verschwand in der Menge.
    Nachdem ich meinen neuen Anhänger befestigt und gebührend bewundert hatte, rutschte ich vom Barhocker herunter. Meine Beine waren so wackelig, dass ich beinahe zu Boden geglitten wäre, gleich neben meinen herrenlosen Slip. Während ich mir einen Weg durch die Leute bahnte, ging mein Atem noch immer schwer, und ich hatte einen Schleier vor den Augen.
    So hätte ich die zarte junge Frau in den hohen Plateauschuhen fast über den Haufen gerannt. Zuerst erkannte ich Tracina nicht, weil sie so aufgedonnert war. Ihr lockiges Haar war zu einem wilden Kranz aufgetürmt, ihre braune Haut stand in dramatischem Kontrast zu dem limonengrünen Kleid. Und auch Will hätte ich eindeutig nicht erkannt in seinem eleganten Smoking und der Krawatte. Er sah … verdammt sexy aus.
    »Siehst du?«, rief sie und versetzte Will einen Schlag vor die Brust. »Ich habe Will gesagt, dass du es bist.«
    Scheiße! Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Nicht jetzt. Nicht hier.
    »Hiiiii!« Mehr brachte ich beim besten Willen nicht heraus.
    »Als ich dich gesehen hab mit diesem … Typen, da hab ich gleich gesagt: ›Sieh mal, Will, Cassie hat ein Date !‹« Sie schnippte mit den Fingern und betonte das letzte Wort mit vielsagendem Singsang. Dabei schwankte sie, offenbar war sie betrunken.
    Will wirkte nervös. Ihm war das Ganze wohl unangenehm. Hatten sie gesehen, wie ich mich gegen den Bauch des Mannes gepresst hatte? Wie ich nach seiner Schulter gegriffen, wie ich mich gewunden hatte? Himmel! Hatten sie vielleicht doch bemerken können, was wir taten? Nein, ganz sicher nicht. Es war so dunkel und laut hier drin. Wo hatten sie gestanden? Ich war voller Panik, doch ich konnte nichts weiter tun als ein bisschen Small Talk machen. Und dann flüchten.
    »Wo ist er hin?«, fragte Tracina.
    »Wer?«
    »Dein heißes Date?«
    »Oh … der ist schon zum Auto vor. Wir gehen. Wir müssen gehen. Ja … also dann …« Ich spürte, wie mir der Schweiß zwischen Brüsten und Nacken hinabrann.
    »Aber die Band spielt doch noch mal! Das muss man doch nutzen, wenn man so coole Tickets erwischt, Cassie.«
    »Vielleicht haben sie ja für heute Abend genug Musik gehört«, kommentierte Will steif und trank einen Schluck Bier. Oha! Hörte ich da einen Hauch Eifersucht heraus? Er konnte mir kaum in die Augen sehen.
    Ich musste hier raus. »Nun, ich will ihn nicht so lange warten lassen … bis morgen«, murmelte ich, winkte ihnen zu und war bereits auf dem Weg zu den Aufzügen.
    Zur Hölle noch mal! Allein im Aufzug hüpfte ich auf und ab, als ob ich dadurch schneller ins Erdgeschoss gelangen konnte. Ich musste mich zusammenreißen. Ich hatte zugelassen, dass ein Fremder Hand an mich gelegt hatte, in mich – und zwar in aller Öffentlichkeit – und dass er mir fast den Verstand geraubt hatte, während mein Boss samt Freundin irgendwo in der Nähe standen. Was hatten sie gesehen? Wie konnte etwas so herrlich Erotisches eine so unangenehme Wendung nehmen? Aber im Augenblick konnte ich nichts unternehmen. Ich würde mit Matilda reden. Sie würde wissen, was zu tun war.
    Die Türen des Aufzuges öffneten sich. Ich trat hinaus, eilte durch die Lobby und durch die gläsernen Türen auf die Straße hinaus. Es war eine wunderbare Nacht, die Luft herrlich frisch.
    Die Limousine wartete genau da, wo sie mich abgesetzt hatte. Ich öffnete die Hintertür, bevor der Fahrer auch nur eine Chance hatte zu reagieren, kletterte hinein und ließ mich auf den Rücksitz fallen. Die kühle Luft, die von draußen unter meinen Rock wehte, linderte die heiße Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen.

 
    SECHS
    Im Mai machte der Spring Fling, das Frühlingsfest aller Einzelhändler im Lower Garden District, deutlich, wie wenig die Frenchmen Street an Attraktionen zu bieten hatte. Fünf Meilen Einkaufsmöglichkeiten, Musik und Fußgängerzonen lockten die Menschenmassen in die Restaurants und Cafés. In Marigny hatte man ein solches Glück nicht. Die Frenchmen hatte nur ein aktives Nachtleben. Sie war ein Ort, wo die Menschen Jazz hörten und sich betranken.
    Wills Gesicht war vielsagend, als er die Rechnungen des Vortages durchging. Die Muskeln an seinen Unterarmen arbeiteten, während er die Zahlen in seine alternde Rechenmaschine eingab. »Warum musste mein Dad ausgerechnet dieses Gebäude kaufen und ein Café auf dieser Straße eröffnen? Und warum mussten die Castilles ausgerechnet

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