Secrets of Love - Teil 1
fragte Gabriel.
„Wir haben als Vorspeise heute ein ganz ausgezeichnetes Carpaccio vom Kobe-Rind oder wahlweise in Sesam gewendeten Thunfisch.“
Sowohl Daria als auch Spock entschieden sich für das Carpaccio und ließen sich einen passenden Wein dazu empfehlen. Als der Kellner wieder weg war, verschränkte Daria die Hände auf dem Tisch und atmete tief durch.
„Was hast du auf dem Herzen?“, fragte Gabriel.
„Wie kommst du darauf, dass ich etwas auf dem Herzen habe?“
„Ich kenne dich mittlerweile gut genug. Und dein tiefer Atemzug und deine hochgezogenen Brauen sprechen Bände.“
Unweigerlich musste Daria lächeln. Er kannte sie wirklich schon ungewöhnlich gut.
„Aarons Frau Mary sagte mir, sie wäre Neurologin.“
„Hat sie dir ihre Hilfe angeboten?“
„Ja, sie meinte, dass es sicher viel kompetentere Spezialisten gäbe, aber wenn ich wollte, könnte ich ihr die Unterlagen zur Verfügung stellen und morgen früh einmal mit ihr ins Krankenhaus kommen.“
„Wenn du das möchtest, sorge ich dafür, dass sie alle deine Unterlagen und Ergebnisse morgen früh auf ihrem Rechner hat.“
„Ja, das möchte ich. Es schadet doch nicht, oder? Auch wenn es nur eine kleine Chance ist, aber der Gedanke, dass ich eine Möglichkeit auslasse -“
„Dasha. Du brauchst dich doch nicht vor mir zu rechtfertigen. Wir tun alles, was du möchtest und was dir helfen könnte.“
„Ich danke dir.“ Sie lächelte ihn offen an und sah in seine dunklen Augen, in denen sie sich so leicht verlor. „Für alles, Gabriel, danke ich dir.“
Sie hatten gar nicht bemerkt, dass der Kellner mit dem Wein schon neben ihnen stand. Mit einem leisen Räuspern machte er auf sich aufmerksam, bis beide aufsahen.
„Wer möchte …?“, fragte er und wies erklärend auf die Weinflasche. Gabriel zeigte auf Daria.
„Madam.“ Der Kellner goss einen Schluck Rotwein in Darias Glas und wartete ab. Sie kannte sich mit den Gepflogenheiten in edlen Restaurants nicht aus, wusste aber zumindest, dass man von ihr erwartete, dass sie den Wein probierte und dann entweder akzeptierte oder ablehnte.
Während sie das Glas aufnahm und an ihre Lippen führte, fragte sie sich, ob jemals irgendwer den Wein in so einem Moment abgelehnt hatte. Sie würde es keinesfalls tun. Zumal der Wein außerdem sehr gut schmeckte.
„Wunderbar“, erklärte sie nickend und stellte ihr Glas zurück, das der Kellner bis zu einer imaginären Linie füllte, genau wie danach das von Gabriel. Dann verschwand er wieder.
„Was geschieht denn jetzt mit den Unterlagen, die du für Jimmy abgeholt hast?“, fragte Daria, nicht zuletzt um das Gespräch von ihren zahlreichen Arztbesuchen abzulenken.
„Ich lasse sie in der Forensik untersuchen. Fingerabdrücke, Genetische Spuren und so weiter. Ich glaube, dass das eine ganz linke Nummer ist, die da im Reservat aufgezogen werden soll.“
Die Art, wie Gabriel bei diesem Thema ernst wurde, ließ sie einmal mehr, an Jimmys brennendes Haus denken, und dass Gabriel selbst dort niedergeschlagen worden war.
„Hast du schon eine konkrete Idee?“
„Mehrere.“
„Darf ich?“
Wieder stand der Kellner neben ihnen und hielt zwei flache, übergroße Teller in der Hand.
Hastig zog Daria die Serviette vom Tisch und breitete sie über ihre Knie.
„Ich muss erst noch einige Dinge überprüfen, bevor ich das hundertprozentig sagen kann. Es gibt mehrere Möglichkeiten und keine einzige davon gefällt mir. - Aber komm, lass uns davon nicht reden.“ Er hob sein Glas und lächelte Daria auf die ihm eigene, tiefe Art an. „Auf dich. Auf die schönste Frau in New York City.“
Daria erstarrte bei seinen Worten so sehr vor Euphorie und Schock, dass sie ihr Glas etwas zu fest gegen seines schlug und schon befürchtete, dass es zerspringen würde. Doch der Weinkelch hielt stand und erlaubte ihr einen Moment ehrlicher Freude.
Die Stunden des Abends eilten dahin wie verspätete Reisende, rauschten an ihnen vorbei, ohne ihr Gesicht zu zeigen, ohne sie zu behelligen, ihnen Fragen zu stellen. Es war ein Abend, in dem es wirklich nur um sie ging.
Daria und Gabriel. Gabriel und Daria.
Und die Gespräche verliefen leicht und ohne Traurigkeit, sparten die Themen, die ihnen beiden so schwer auf der Seele lasteten so selbstverständlich aus, dass es Daria wie der erste erholsame Atemzug vorkam, den sie seit langem tun durfte.
Sie bemerkten kaum, wie sich das Restaurant mittlerweile geleert hatte, genauso wenig wie das höfliche Räuspern des
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