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Secrets of Love - Teil 1

Secrets of Love - Teil 1

Titel: Secrets of Love - Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Steel
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setzte mich einfach in einen Flieger, nachdem ich mich weinend und flehend von meinen aufgelösten Großeltern verabschiedet hatte, und schickte mich nach London. Eine Stadt, die ich nicht verstand, deren schiere Größe und Geballtheit mir Angst machte.“ Er rieb seine Hände ineinander. „Die Frau von der Behörde erklärte mir, wer mein Vater war. Das er dasselbe wäre, wie meine Mutter.“ Ein freudloses Lachen kam über seine Lippen. „Und schon als ich ihn das erste Mal sah, verblasste die Angst vor der Großstadt und wich einer viel erdrückenderen. Der Angst vor ihm. Und ich begann zu verstehen, warum meine Mutter immer versucht hatte, mich von ihm fernzuhalten. Mich abzuschirmen.“
    Daria überlegte einen Moment, ob sie seine Hand halten durfte. Nach kurzem Zögern griff sie danach und spürte den Druck seiner Finger so fest und intensiv wie nie. Er hielt sich fest. Hielt sich an ihr fest.
    „Er brachte mich in eine Gegend, die schmutzig und verloren war. Der Müll stapelte sich an den Straßenrändern. Ein Haus stand neben dem nächsten, nirgendwo waren Bäume oder Wiesen, keine spielenden Kinder, keine Hunde. Es war wie ein Friedhof aus Beton und Rost.
    Mein Vater hieß Bradley. Alle nannten ihn Brad. Er hatte keine Freunde, keine freundlichen Nachbarn. Es gab nur Leute, denen er Geld schuldete, für die er von Zeit zu Zeit arbeitete.“ Spock machte eine kleine Pause, als überlegte er, was für die Quintessenz seiner Geschichte noch wichtig sein konnte. „Mein Leben war grau und trist. Die einzigen Lichtblicke waren Telefonate mit meinen Großeltern, die doch immer schwerer wurden, weil ich sie nicht spüren lassen wollte, wie unglücklich ich war. Mein Vater war oft betrunken, sehr oft. Anfangs war ich darum ganz froh, weil er mich meistens in Ruhe ließ und vor dem Fernseher einschlief, wenn er zu viel hatte. Doch ungefähr vier Monate, nachdem ich bei ihm eingezogen war, war er schrecklich wütend. Ich hatte ihm keinen Anlass gegeben, doch natürlich ließ er es an mir aus. Als er mich das erste Mal schlug, war ich total perplex. Aber beim zweiten Schlag ging ich zu Boden. Er verprügelte mich, bis ich fast bewusstlos war und dann … vergewaltigte er mich.“
    Die Luft wich so plötzlich aus Gabriels Brustkorb, wie sein Kinn herabsank. Daria spürte, wie unangenehm es ihm war, wie peinlich, wie präsent die Scham war, die ihn all die Jahre begleitet hatte. Sie hatte geahnt, dass ihm etwas Derartiges geschehen sein musste, doch es ausgesprochen zu hören, war noch einmal etwas ganz anderes. Als er weitersprach, hielt sie den Atem an.
    „Am Anfang begriff ich gar nicht, was genau er eigentlich getan hatte. Es gab nur den Schmerz und die Erniedrigung. Bradley tat am nächsten Tag, als wäre nichts gewesen. Bis es wieder geschah. Und wieder. Sechs Jahre lang dauerte diese Quälerei. An meinem vierzehnten Geburtstag tat er es zum letzten Mal. Ich vermute, … dass ich ihm zu erwachsen geworden war. Ich war groß, größer als er. Im Nachhinein, wenn ich zurückblicke, hätte ich mich längst wehren können, ich hätte weglaufen können. Ich hätte ihn töten können.“ Er fand Darias Blick. „Ich hätte ihn töten müssen . Doch ich tat es nicht. Ich tat gar nichts, außer mich weiter verprügeln zu lassen. Er malträtierte mich mit allen möglichen Hilfsmitteln, mit Gürteln und Ketten, wenn er welche zur Hand hatte, mit Zigaretten. Er schnitt mir sogar das Stück Ohr ab, dem ich diesen fragwürdigen Spitznamen zu verdanken habe.“
    „Wer hat ihn dir gegeben? Den Namen, meine ich.“
    „Nicolai. Ich traf ihn, als ich sechzehn war. Es war unglaublich.“
    Daria horchte auf. Auch wenn sie sich durch ihre Amnesie nicht an ihn erinnern konnte, wusste sie doch, dass Nicolai vor ihrer Entführung ihr Mann gewesen war, der acht Jahre um sie getrauert und dann mit einer anderen Frau sein Glück gefunden hatte. Sie war froh darum, denn für sie war er nichts weiter als ein Fremder, für den sie nichts empfand. Ganz im Gegenteil zu Gabriel.
    „Was hat er getan?“, fragte sie.
    „Er hat mich durchschaut.“ Spock lachte freudlos. „Er begriff sofort, dass es einen Grund für mein Schweigen und meine eigenbrötlerische Art gab. Obwohl ich sonst alle Kontakte abblockte, freundete ich mich mit ihm an. Er war auch ein Außenseiter, durch seine Herkunft, seinen russischen Akzent. Wir waren zwei Fremde in derselben Stadt. Eines Abends als er bei mir zu Besuch war, kam mein Vater sternhagelvoll nach Hause.

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