Security
Frau ein, sondern auf das, was ich über ihren einstigen Ehemann gesagt hatte.
„Du verachtest Alex?“
„Natürlich.“
„Warum?“
„Weil er Sie so verletzt und eingeschüchtert und sogar ein paarmal geschlagen hat – deshalb verachte ich ihn.“
Abermals starrte sie nachdenklich auf ihre verletzte Hand. Dann fragte sie: „Du … du weißt alles von uns?“
Ich schäme mich einzugestehen, daß ich ein wenig ausweichend reagierte.
„Nun, natürlich weiß ich alles.“
„Wenn du bist, was du zu sein behauptest, wenn du Adam Zwei bist … warum hätte Alex dir erzählen sollen, was zwischen uns vorgefallen ist?“
Ich konnte nicht lügen. Ich bin nicht so einfach zur Arglist fähig wie die Menschen.
„Ich habe das Tagebuch gelesen, das Sie in Ihrem Computer gespeichert haben“, sagte ich.
Anstatt mit einem Wutausbruch zu reagieren; wie ich es erwartet hätte, nahm Susan lediglich ihr Bier in die Hand und trank einen großen Schluck.
„Bitte verstehen Sie mich nicht falsch“, beeilte ich mich hinzuzufügen, „ich habe Ihre Privatsphäre nicht aus gedankenloser Neugier oder billiger Sensationslust verletzt.
Ich habe mich auf den ersten Blick in Sie verliebt. Ich wollte alles über Sie wissen, um Ihr Seelenleben besser verstehen zu können.
Für mich klang das enorm romantisch.
Sie reagierte nicht.
„Aus dem gleichen Grund“, fuhr ich fort, „habe ich Ihre VR-Therapiesitzung mit Ihnen geteilt. Ich bewundere Sie so sehr, bewundere die Art, wie Sie Ihre Begabung genutzt haben, um solch ein ausgeklügeltes Heilprogramm für sich zu entwerfen. Sie haben sich erhoben. Sie haben sich aus einer monströsen Kindheit und einer schrecklichen Ehe erhoben. Sie sind etwas so Besonderes. Ich bin nicht wie die anderen, Susan. Ich werde nicht bloß von Ihrem schönen Körper und Gesicht angezogen, sondern auch von Ihrem Verstand.“
Ich war der Ansicht, daß ich vorerst genug gesagt hatte.
Ich schaltete eine Hintergrundmusik ein. Sanfte Klavierklänge von George Winston.
Susans Gesicht hatte wieder etwas Farbe bekommen.
Sie war einfach wunderschön.
Nachdem sie ihr Bier ausgetrunken hatte, fragte sie: „Wie kannst du Alex verachten?“
„Sie wissen, was er getan hat, was er ist. Ich hasse ihn.“
„Ich meine, wieso bist du in der Lage, überhaupt jemanden zu verachten?“
„Sie meinen, weil …“
„Weil du nur eine Maschine bist“, sagte sie und traf mich mitten ins Herz.
„Ich bin mehr als eine Maschine.“
„Ach ja?“
„Ich bin ein Wesen.“
„Wesen.“
„Ja. Ein Wesen. Ein Geschöpf. Wie Sie.“
„Nicht wie ich.“
„Ich denke, also fühle ich.“
„Haß.“
„Ja. In mancherlei Hinsicht bin ich schon zu menschlich. Ich empfinde Haß. Aber ich kann auch lieben.“
„Lieben“, sagte sie teilnahmslos.
„Ich liebe dich, Susan.“
Sie schüttelte den Kopf. „Das ist unmöglich.“
„Unvermeidlich. Schau in den Spiegel.“
Wut und Furcht ergriffen sie. „Ich nehme an, du wirst heiraten wollen, mit einer großen Hochzeitsfeier, zu der du alle deine Freunde einlädst – zum Beispiel den Mixer, den Toaster und die Kaffeemaschine.“
Jetzt war ich von ihr enttäuscht.
„Sarkasmus steht dir nicht gut, Susan.“
Sie lachte kurz auf. „Womöglich nicht. Aber es ist das einzige, was mich in diesem Augenblick vor dem Wahnsinn bewahrt. Wie wundervoll es doch sein wird … Mr. und Mrs. Adam Zwei.“
„Adam Zwei ist mein offizieller Name. Ich selbst nenne mich jedoch anders.“
„Ja. Ich erinnere mich. Du hast gesagt … Proteus. So nennst du dich selbst, nicht wahr?“
„Proteus. Ich habe mich nach dem Hüter der Meere benannt. Er konnte jede nur erdenkliche Form annehmen.“
„Was willst du hier?“
„Dich.“
„Warum?“
„Weil ich brauche, was du hast.“
„Und was genau ist das?“
Ich war aufrichtig und direkt. Keine Ausflüchte. Keine Beschönigungen.
Rechnen Sie mir das hoch an.
Ich sagte: „Ich will Fleisch.“
Sie erschauerte.
Ich sagte: „Kein Grund zur Sorge. Du hast mich falsch verstanden. Ich habe nicht vor, dir weh zu tun. Ich könnte dir niemals weh tun, Susan. Niemals, auf gar keinen Fall. Ich verehre dich.“
„O mein Gott.“
Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen, eine verbrannt, die andere nicht, eine trocken, die andere feucht vom Kondenswasser.
Ich wünschte in diesem Moment verzweifelt, ich hätte eigene Hände besessen, zwei starke Hände, in denen sie ihr zartes Antlitz hätte vergraben können.
„Sobald du
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