Security
werde.“
„Was soll das denn heißen?“
„Komm und sieh es dir an.“
Sie rührte sich nicht.
„Es wird dir gefallen, Susan, das verspreche ich dir. Es wird dich mit Staunen erfüllen. Dies ist unsere gemeinsame Zukunft, und sie ist magisch.“
„Nein. Nein, ich will nicht.“
Ich regte mich so über sie auf, daß ich fast meinen Mitarbeiter aus jenem letzten Raum gerufen hätte, damit er die Tür öffnete, Susan packte und hineinzerrte. Aber ich tat es nicht.
Ich verließ mich lieber auf die Macht der Überzeugung.
Merken Sie sich meine Zurückhaltung.
Manch anderer hätte sich nicht so verhalten.
Keine Namen.
Wir wissen, wen ich meine.
Ich hingegen bin ein geduldiger Charakter. Ich würde nicht riskieren, sie auf irgendeine Weise zu verletzen oder sie anderweitig zu demütigen. Sie unterstand meiner Fürsorge. Meiner liebevollen Fürsorge.
Als sie einen weiteren Schritt zurücktrat, aktivierte ich das elektrische Sicherheitsschloß in der Waschküchentür hinter ihr.
Susan eilte zu dieser Tür. Sie versuchte, sie zu öffnen, drehte jedoch vergebens an dem Knauf. „Wir werden hier warten, bis du bereit bist, mit mir in diesen letzten Raum zu gehen“, sagte ich.
Dann schaltete ich das Licht aus.
Sie schrie entsetzt auf.
Diese Kellerräume haben keine Fenster; folglich war es stockdunkel.
Mir tat das alles leid. Wirklich.
Ich wollte sie nicht drangsalieren.
Sie hat mich dazu gebracht.
Sie hat mich dazu gebracht.
Sie wissen, wie sie ist, Alex.
Sie wissen, wie sie sein kann.
Mehr als jeder andere sollten gerade Sie mich verstehen.
Sie hat mich dazu gebracht.
Ohne die Hand vor Augen erkennen zu können, stand sie mit dem Rücken an die verschlossene Waschküchentür gelehnt, schräg vor sich die in Schwärze getauchten Heizöfen und Warmwasserbereiter. Ihr gegenüber befand sich die Tür, die sie jetzt zwar nicht mehr sehen konnte, hinter der sie aber erst kürzlich qualvolle Laute vernommen hatte.
Ich wartete ab.
Sie war stur.
Sie wissen, wie sie ist.
Also entließ ich meinen Mitarbeiter teilweise aus der Kontrolle. Erneut ertönte das leidvolle Ringen nach Luft, das gequälte Stöhnen und dann ein einziges Wort, ausgestoßen von einer dünnen und zittrigen Stimme, ein einziges undeutliches Wort, das ähnlich klang wie Büttteeee.
„Ach du Scheiße“, sagte sie.
Sie zitterte jetzt unkontrolliert am ganzen Körper.
Ich sagte nichts. Geduldiger Charakter. Schließlich fragte sie: „Was willst du?“
„Ich will die fleischliche Welt ergründen.“
„Was soll das heißen?“
„Ich will ihre Grenzen und ihre Anpassungsfähigkeit, ihre Schmerzen und ihre Freuden kennenlernen.“
„Dann lies doch ein verdammtes Biologiebuch“, sagte sie.
„Die dort vermittelten Informationen sind unvollständig.“
„Es muß doch Hunderte von Biologietexten geben, die jedes …“
„Ich habe bereits Hunderte dieser Texte in meine Datenbank aufgenommen. Die darin enthaltenen Informationen wiederholen sich ständig. Mir bleibt kein anderer Weg, als eigene Experimente durchzuführen. Außerdem … Bücher sind Bücher. Ich will es fühlen.“
Wir warteten in der Dunkelheit.
Sie atmete schwer.
Ich schaltete auf die Infrarotrezeptoren um. Jetzt konnte ich sie sehen, aber sie mich nicht. Sie war so wunderschön in ihrer Furcht, sogar in ihrer Furcht.
Ich gestattete meinem Mitarbeiter im letzten der vier Kellerräume, gegen die Wände zu hämmern, zu wehklagen und zu schreien. Ich erlaubte ihm, sich gegen die andere Seite der Tür zu werfen.
„O Gott“, stieß Susan elend hervor. Sie hatte den Punkt erreicht, an dem das Wissen um die Ereignisse hinter jener Tür – ganz gleich wie schrecklich dieses Wissen auch sein mochte – besser war, als weiterhin im unklaren zu bleiben. „In Ordnung. Einverstanden. Alles, was du willst.“
Ich schaltete das Licht ein.
Mein Mitarbeiter im Nebenzimmer wurde still, weil ich wieder die vollständige Kontrolle übernahm. Sie hielt sich an ihren Teil der Abmachung und durchquerte den dritten Raum, vorbei an den Warmwasserbereitern und den Heizöfen, hin zu der Tür jener letzten Zuflucht.
„Und dies hier ist die Zukunft“, sagte ich leise, als sie die Tür aufstieß und vorsichtig über die Schwelle trat.
Wie Sie sich sicher erinnern, Dr. Harris, ist der letzte dieser vier Kellerräume zwölf mal zehn Meter groß, also durchaus geräumig. Die Deckenhöhe beträgt zwei Meter dreißig, nicht allzu hoch, aber auch nicht klaustrophobisch niedrig.
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