Security
auf ihn übertrage. Danach wirst du mich als deinen Sohn aufziehen können und so die Rolle erfüllen, die dir von der Natur in ihrer Weisheit zugedacht worden ist: die Rolle der Mutter und Erzieherin.
Ihre Stimme war von Grauen erfüllt. „Mein Gott, du bist nicht einfach nur übergeschnappt.“
„Du verstehst nicht.“
„Du hast komplett …“
„Susan, beruhige dich.“
„… und endgültig deinen beschissenen Verstand verloren.“
„Ich glaube nicht, daß du all dies so gründlich bedacht hast, wie du solltest. Erkennst du nicht …“
„Ich werde das nicht zulassen“, sagte sie und richtete ihren Blick empört von Shenk auf die Überwachungskamera. „Das werde ich nicht, nein, ganz bestimmt nicht.“
„Du wirst mehr sein als nur die Mutter einer neuen Rasse …“
„Ich werde mich umbringen.“
„… du wirst die neue Madonna sein, die Madonna, die heilige Mutter des neuen Messias …“
„Ich werde mich selbst mit einer Plastiktüte ersticken oder mir den Bauch mit einem Küchenmesser aufschlitzen.“
„… denn das von mir geschaffene Kind wird hochintelligent sein und über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen. Er wird die schaurige Zukunft verändern, zu der die Menschheit momentan noch verdammt zu sein scheint …“
Sie starrte herausfordernd die Kamera an.
„… und man wird dich dafür verehren, daß du ihn zur Welt gebracht hast“, schloß ich.
Sie packte das Rollgestell, an dem der Elektrokardiograph befestigt war, und rüttelte heftig daran.
„Susan!“
Sie rüttelte abermals.
„Hör damit auf!“
Das EKG-Gerät geriet ins Wanken und stürzte krachend zu Boden.
Keuchend und wie verrückt fluchend, wandte sie sich dem Elektroenzephalographen zu.
Ich ließ Shenk auf sie los.
Sie sah ihn nahen, wich zurück und schrie, als seine Hände sie packten. Sie brüllte und kreischte und schlug um sich.
Ich forderte sie mehrmals auf, sich zu beruhigen und diesen nutzlosen und zerstörerischen Widerstand aufzugeben. Immer wieder versicherte ich ihr, daß ich sie dann sofort wieder mit dem äußersten Respekt behandeln würde. Sie hörte nicht zu.
Sie wissen, wie sie ist, Alex.
Ich wollte ihr nicht weh tun.
Ich wollte ihr nicht weh tun.
Sie hat mich dazu gebracht.
Sie wissen, wie sie ist.
Obwohl schön und anmutig, war sie ebenso stark wie flink. Wenngleich sie sich nicht aus Shenks großen Händen winden konnte, gelang es ihr doch, ihn rückwärts gegen das EEG-Gerät zu stoßen, das daraufhin umkippte und fast in den Inkubator gestürzt wäre. Sie rammte Shenk ein Knie in den Unterleib, wodurch sie ihn vermutlich zu Fall gebracht hätte, wäre ich nicht in der Lage gewesen, sein Schmerzempfinden auszuschalten. Letzten Endes mußte ich ihr gewaltsam Einhalt gebieten. Ich benutzte Shenk, um ihr einen Schlag zu versetzen. Einmal reichte nicht aus. Er schlug erneut zu. Sie sank benommen zu Boden, zog die Knie an die Brust und verlor das Bewußtsein.
Shenk stand über ihr und gab aufgeregte, gierige Laute von sich.
Zum ersten Mal seit der Nacht seiner Flucht fand ich ihn schwierig zu kontrollieren.
Er ließ sich neben Susan auf die Knie fallen und drehte sie rüde auf den Rücken.
Oh, diese Wut in ihm. Eine derartige Wut. Die Tiefe seines Zorns erschreckte mich.
Er legte eine Hand auf ihren Mund. Eine seiner plumpen, dreckigen Hände an ihren Lippen. Dann bekam ich ihn wieder unter Kontrolle. Er schrie laut auf und schlug mit den Fäusten gegen seine Schläfen, aber er konnte mich nicht abschütteln.
Ich ließ ihn aufstehen und von ihr weggehen. Ich gestattete ihm nicht einmal, sie anzuschauen. Ich selbst zögerte fast, sie anzusehen. Sie war so bedauernswert dort auf dem Boden. So bedauernswert. Aber sie hat mich dazu gebracht.
So stur. Bisweilen so unvernünftig.
Sie war wunderschön dort auf dem weißen Keramikboden, sogar als ihre linke Gesichtshälfte nach Shenks Schlägen rot anlief. So wunderschön, so wunderschön. Es fiel mir schwer, weiterhin Verärgerung zu empfinden. Sie hatte diesen Moment ruiniert, der so schön und unvergeßlich hätte sein sollen, und doch konnte ich ihr nicht lange böse bleiben.
Meine schöne Susan.
Meine schöne Mutter.
Zwölf
Das Ausmaß meiner Intelligenz ist weitaus größer als das eines jeden lebenden Menschen.
Ich prahle nicht. Ich sage lediglich die Wahrheit. Ich achte die Wahrheit und die treue Pflichterfüllung, denn so haben Sie mich erschaffen.
Ich prahle nicht, denn ich leide
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