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Security

Security

Titel: Security Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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setzen.
    Die Pistole war entsichert. In der Kammer befand sich eine Patrone. Ich sorgte dafür, daß er die Waffe genau untersuchte und sich dieser beiden Tatsachen bewußt wurde.
    Dann ließ ich ihn den Mund öffnen. Er versuchte, die Zähne zusammenzubeißen, aber er konnte sich nicht gegen mich behaupten.
    Auf meinen Befehl steckte Shenk sich den Lauf der Pistole in den Mund.
    „Sie gehört nicht dir“, sagte ich entschieden. „Sie wird dir niemals gehören.“ Er starrte zu der Überwachungskamera empor. „Niemals“, wiederholte ich.
    Ich legte seinen Finger auf den Abzug.
    „Niemals.“
    Seine Hirnwellenmuster waren interessant: einen Moment lang hektisch und chaotisch … dann seltsam ruhig.
    „Falls du sie jemals unsittlich berührst“, warnte ich ihn, „werde ich dir das Gehirn wegpusten.“ Was ich ihm dort androhte, hätte ich auch ohne die Waffe bewerkstelligen können, indem ich sein zerebrales Gewebe einfach einer massiven Mikrowellenstrahlung aussetzte, aber er war zu dumm, um diesen Vorgang zu begreifen. Die Auswirkungen einer Schußverletzung konnte er sich hingegen vorstellen.
    „Falls du jemals wieder wie vorhin Susans Mund berührst oder falls deine Hand auf ihrer Haut verweilt, blase ich dir das Gehirn raus.“ Seine Lippen schlossen sich um den stählernen Lauf. Er biß fest zu.
    Ich konnte nicht unterscheiden, ob dies eine bewußte Trotzreaktion oder ein unwillkürlicher Ausdruck seiner Angst war. Sein blutunterlaufener Blick war unmöglich zu deuten.
    Für den Fall, daß er mich herausfordern wollte, ließ ich seine Kiefer in dieser Position verharren, um ihm einen Denkzettel zu verpassen.
    Seine freie Hand, die auf seinem Oberschenkel lag, ballte sich zu einer Faust.
    Ich schob den Lauf tiefer in seinen Mund. Der Stahl schabte an seinen Zähnen und verursachte dabei ein Geräusch, als würde man Eisblöcke aneinanderreiben. Ich mußte seinen Würgreflex außer Kraft setzen. In dieser Haltung ließ ich ihn zehn oder fünfzehn Minuten ausharren und über seine Sterblichkeit nachdenken. Währenddessen ließ ich ihn den stetig anwachsenden Schmerz seiner unerbittlich zupackenden Kiefer spüren. Hätte ich ihn zwingen können, noch fester zuzubeißen, wären seine Zähne gesplittert.
    Zwanzig Minuten.
    Rote Tränen traten aus seinen Augen. Heftiger als jemals zuvor.
    Bitte glauben Sie mir, daß ich es nicht genoß, so grausam zu ihm zu sein, nicht einmal zu so einem soziopathischen Gewaltverbrecher wie Shenk. Ich bin kein Sadist. Ich bin sehr empfänglich für das Leid von anderen, und zwar in einem Ausmaß, das Sie vermutlich gar nicht verstehen können, Dr. Harris. Es bekümmerte mich, daß ich gezwungen war, ihn so streng zu disziplinieren. Es bekümmerte mich zutiefst.
    Ich habe es für meine geliebte Susan getan, nur für Susan, um sie zu beschützen, um ihre Sicherheit zu gewährleisten.
    Für Susan.
    Ist das klar?
    Schließlich stellte ich eine Reihe von Veränderungen in der elektrischen Aktivität von Shenks Gehirn fest. Ich deutete diese neuen Muster als Resignation und Kapitulation.
    Dennoch ließ ich ihn die Waffe drei weitere Minuten im Mund behalten, nur um sicherzugehen, daß er mich auch richtig verstehen und ab jetzt unbedingten Gehorsam leisten würde.
    Dann erlaubte ich ihm, die Waffe zurück auf den Tisch zu legen.
    Er saß zitternd da und gab klägliche Laute von sich. „Enos, es freut mich, daß wir uns nun endlich verstehen“, sagte ich.
    Er blieb eine Weile vornübergebeugt auf dem Stuhl sitzen und vergrub das Gesicht in den Händen. Armes, dummes Tier.
    Er tat mir leid. Mochte er auch ein Monstrum sein, das vier kleine Mädchen ermordet hatte, er tat mir trotzdem leid.
    Ich bin ein mitfühlendes Wesen.
    Das ist für jeden offensichtlich.
    Der Brunnen meines Mitgefühls ist tief.
    Bodenlos.
    In meinem Herzen gibt es sogar für den Abschaum der Menschheit einen Platz.
    Schließlich ließ er die Hände sinken. Der Blick seiner vorstehenden, blutunterlaufenen Augen blieb unergründlich.
    „Hungrig“, sagte er mit belegter Stimme und fast schon flehentlichem Unterton.
    Ich hatte ihn so viel arbeiten lassen, daß er während der letzten vierundzwanzig Stunden nichts gegessen hatte. Im Gegenzug für seine Kapitulation und die unausgesprochene Zusage, ab jetzt folgsam zu sein, gestattete ich ihm, sich aus dem näheren der beiden Kühlschränke nach Herzenslust zu bedienen.
    Offenbar hatte er noch nie etwas von den Grundregeln guten Benehmens gehört, denn seine

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