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See der Schatten - Kriminalroman (German Edition)

See der Schatten - Kriminalroman (German Edition)

Titel: See der Schatten - Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Aaron
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winzige Filiale der Oregon Savings and Loan auf der Hauptstraße von Shadow Lake abgeschlossen und sich auf den Heimweg gemacht. Eigentlich hätte sie noch jede Menge zu erledigen gehabt, unter anderem wartete der Kreditantrag eines Farmers dringend auf seine Bearbeitung. Trotzdem hatte sie das auf den nächsten Tag verschoben. Zurzeit hatte sie ohnehin Probleme, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, weil ihr viel zu viel im Kopf herumspukte. Und wenn ihr bei der Kreditgeschichte ein Fehler unterlief, könnte das üble Konsequenzen haben.
    Am Vormittag hatte sie sich schon bei einer Auszahlung vertan und der alten Pretzky hundert Dollar zu wenig gegeben. Obwohl sie das Geld sogar noch laut vorgezählt hatte, war ihr der Irrtum gar nicht aufgefallen. Dass ihr das ausgerechnet bei einer der schwierigsten Kundinnen von ganz Shadow Lake passiert war, war natürlich besonderes Pech. Die Alte hatte sofort angefangen zu kreischen, dass man sie betrügen wolle. Nur unter Aufbringung all ihrer Überzeugungskraft war es Kate gelungen, sie wieder zu beruhigen. Allerdings konnte sie sich gut vorstellen, wie die Pretzky ihren Irrtum in nächster Zeit im Ort herumerzählen und dabei jedes Mal weiter ausschmücken würde. Sie verdrehte die Augen, als sie daran dachte, wie oft sie sich diese Geschichte in den folgenden Wochen wohl noch würde anhören müssen.
    Kate seufzte laut auf. Sie hatte sich wirklich einen schönen Abend verdient. Jedenfalls freute sie sich jetzt auf einen Hamburger bei sich zu Hause. Danach würde sie es sich mit ihrem Kater Jekyll auf dem Sofa bequem machen und einen Film ansehen. Nichts Schwermütiges natürlich, eher eine Komödie oder irgendetwas mit viel Action. Vielleicht brachte sie das ja auf andere Gedanken.
    Aber zuerst musste sie noch ein paar Sachen einkaufen, auch wenn sie bei der Vorstellung, ausgerechnet heute zu den Millers in den Laden zu gehen, etwas nervös wurde.
    Vor der Tür des kleinen Lebensmittelgeschäfts blieb sie kurz stehen und atmete einmal tief durch. Dann öffnete sie die Glastür und trat ein. Ein helles Klingeln kündigte an, dass jemand in den Laden gekommen war.
    Hinter dem altmodischen Tresen stand Wendy Miller. Wie immer trug sie bei der Arbeit einen gestärkten weißen Kittel. Die inzwischen völlig ergrauten Haare waren sorgfältig frisiert. Durch eine Lesebrille mit halbmondförmigen Gläsern blickte sie auf eine mehrseitige Liste. Sie sah auf und lächelte herzlich, als sie Kate erkannte.
    »Hallo Kate«, begann sie freundlich. »Das ist aber eine Überraschung. Ich habe dich ja schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
    »Hallo Wendy.« Auch Kate zwang sich zu einem Lächeln. »Ich weiß, ich war länger nicht mehr hier. Ich hatte in letzter Zeit leider wahnsinnig viel zu tun. Da hatte ich abends oft keine Lust mehr, noch zu kochen und habe mich im Lakeview Inn durchfüttern lassen. Aber ich hoffe, dass es in den nächsten Tagen langsam besser wird.«
    »Man sagt ja, Arbeit wäre das halbe Leben«, gab Wendy im Plauderton zurück. »Aber trotzdem ist es wichtig, dass die andere Hälfte wirklich aus Privatem besteht. Sonst kommt einfach Vieles zu kurz.«
    »Ja, sicher«, murmelte Kate. Sie wusste genau, worauf das Gespräch hinauslaufen würde. Keiner im Ort hatte Verständnis dafür, dass sie immer noch nicht in einer festen Beziehung war. Aber das war ein Thema, das außer ihr selbst niemanden etwas anging. Und sie hatte mit Sicherheit nicht vor, es jetzt beim Einkaufen zu diskutieren. Sie beeilte sich, die Lebensmittel, die sie kaufen wollte, aus den Regalen zusammenzusuchen. Als sie alles gefunden hatte, stellte sie die Sachen auf den Tresen und Wendy begann, die Preise in die altmodische Registrierkasse einzutippen.
    Kate konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. In dem Laden der Millers hatte sich seit Jahrzehnten nichts verändert. Schon vor zwanzig Jahren hatte Wendy vor dieser Kasse gestanden, wenn Kate hier von ihrem Taschengeld ein paar Süßigkeiten gekauft hatte. Vermutlich gab es kein anderes Geschäft im Staat außer diesem, das noch ohne Scanner arbeitete.
    »Heute war Ellens Beerdigung«, sagte Wendy unvermittelt und riss Kate damit aus ihren Gedanken. Es klang beiläufig, und Kate war nicht sicher, ob es eine Frage oder einfach eine Feststellung gewesen war. Deshalb nickte sie nur.
    »Warst du auf dem Friedhof?«, wollte Wendy wissen. Dabei beobachtete sie Kate forschend.
    Die fühlte sich in die Enge getrieben. »Nein«, antwortete

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