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See der Schatten - Kriminalroman (German Edition)

See der Schatten - Kriminalroman (German Edition)

Titel: See der Schatten - Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Aaron
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einmal tief durch, dann ging sie zur Tür und öffnete.
    Vor ihr stand Shannon. Sie war wie immer perfekt zurechtgemacht und zeigte lächelnd ihre strahlend weißen Zähne. Sie hielt Tess eine große Pralinenschachtel direkt vors Gesicht.
    »Ich habe uns etwas mitgebracht«, meinte sie gut gelaunt. »Damit können wir es uns so richtig gemütlich machen.«
    Tess hatte plötzlich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. »Komm doch erstmal rein«, meinte sie, wobei sie mühsam versuchte, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. Wie sollte sie Shannon bloß klarmachen, was sie von ihr wollte?
    Shannon schien nichts von Tess` bedrückter Stimmung zu bemerken. Sie zog ihre Jacke aus und warf sie über den Knauf des Treppengeländers. Dann sah sie sich neugierig im Haus um.
    »Es ist so lange her, dass ich zum letzten Mal hier war, aber es scheint sich kaum etwas verändert zu haben.«
    Doch, wir haben uns verändert, dachte Tess bei sich. Früher wärst du nicht so unsensibel gewesen. Laut sagte sie: »Setz dich doch schon mal aufs Sofa. Möchtest du etwas trinken? Ein Glas Wein vielleicht?«
    »Wein wäre super«, stimmte Shannon zu und ließ sich auf das bequeme Sofa fallen. Während Tess in der Küche eine Flasche Wein und zwei Gläser holte, nestelte sie an der Pralinenschachtel herum.
    Als Tess sich zu ihr gesetzt hatte, fragte Shannon: »Also, worüber wolltest du mit mir reden?« Dabei lächelte sie unbefangen.
    Tess begann nervös, den Weinkorken zwischen den Fingern zu drehen und zu wenden. Sie wusste nicht, wie sie beginnen sollte.
    Shannon schien ihre Unsicherheit zu bemerken. Sie schob ihr die Schachtel mit den Pralinen zu. »Wie wär` s erst einmal mit einer kleinen Stärkung für die Nerven?«, meinte sie grinsend.
    Tess nahm das Angebot dankbar an. Sie nahm eines der Schokoladenstückchen und stopfte es sich in den Mund. Ein weiteres legte sie als Vorrat vor sich auf die niedrige Tischplatte. Dann holte sie tief Luft.
    »Ich habe dir am Telefon ja schon gesagt, dass ich mit dir über Millie reden möchte, aber das ist noch nicht alles«, begann Tess. Sie wartete auf eine Reaktion von Shannon. Schließlich war Millies Leiche gerade erst gefunden worden, aber Shannon wirkte weder geschockt noch traurig. Sie schien einfach nur gespannt zu sein, was Tess ihr mitteilen wollte.
    »Was ist denn noch?«, fragte sie schlicht.
    Verwirrt von der Reaktion ihrer Freundin fuhr Tess fort: »Also, ich habe in den Unterlagen meiner Tante eine Liste mit Namen gefunden. Darauf standen Joanna und Millie, außerdem noch Claire Meyers und Susannah MacIntyre. Die Namen sind dir ja sicherlich bekannt.« Tess nahm nervös die zweite Praline und kaute darauf herum.
    Sofort schob Shannon ihr die Schachtel wieder hin und Tess nahm noch einmal zwei Schokostückchen heraus.
    »Natürlich kenne ich die Namen«, erwiderte Shannon. »Das sind alles Frauen, die hier in der Nähe gestorben sind. Wir haben uns doch schon über sie unterhalten, als du bei mir im Salon warst.«
    »Genau.« Tess rieb sich mit der Hand über das Gesicht. Sie zögerte, bevor sie weitersprach. »Meine Tante ist anscheinend davon ausgegangen, dass der Tod der vier Frauen zusammenhängt, und inzwischen glaube ich das auch.« Wieder aß Tess eine Praline. Sie war so nervös, dass sie froh war, sich damit beschäftigen zu können.
    Shannon zeigte noch immer keine Reaktion. Sie lächelte unverändert weiter. »Das ist doch Unsinn«, bemerkte sie leichthin.

45. Kapitel
     
    Ryan hatte sich wieder in die Pläne für das Bürogebäude vertieft, als es an der Tür seines Zimmers klopfte. Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr und runzelte die Stirn. Tess war noch nicht einmal seit einer Stunde weg. Wenn sie jetzt schon zurück war, konnte das für ihr Gespräch mit Shannon Ciprati eigentlich nichts Gutes bedeuten. Trotzdem lächelte Ryan. Wenn Tess jetzt schon zurückkam, war das umso besser. Er freute sich darauf, den Rest des Abends mit ihr zu verbringen.
    Doch als er die Tür öffnete, erlebte er eine Überraschung. Nicht Tess stand davor, sondern ein älterer Mann mit grauen Haaren und Brille. In den Händen hielt er ein orientalisch aussehendes Holzkästchen.
    Zuerst hatte Ryan Schwierigkeiten, das Gesicht einzuordnen. Er hatte den Mann schon einmal gesehen, da war er sicher, aber wo? Dann dämmerte es ihm. Es war im Lebensmittelladen auf der Hauptstraße gewesen. Sein Besucher musste der Vater von Joanna Miller sein.
    »Guten Abend, Mr MacIntyre«, begann er.

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