Seefeuer
Polizei!«,
brüllte er bereits von Weitem und versuchte, Hape durch einen beherzten Sprung
auf den knienden Mann freizubekommen. Der aber duckte sich nur kurz weg, und
Doc fiel unsanft auf den Asphalt. Schon war der zweite Mann bei ihm und hielt
ihn fest. »Nun mal ganz ruhig!«, sagte er. »Wir sind die Polizei. Wenn Sie mal stillhalten, zeige ich Ihnen gerne meinen
Dienstausweis.«
»Lasst die beiden los!«, ertönte da plötzlich eine
bekannte Stimme hinter ihnen.
»Sie?«, rief Hape überrascht. Doc, der sich eben hochrappelte,
war nicht minder verblüfft. »Wo kommen Sie denn so schnell her? Ich habe eben
erst angerufen!«
Wolf konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Wir
sind immer da, wo’s gerade brennt …«
»… na, sagen wir: meistens!«, fiel ihm einer
seiner Kollegen ins Wort und grinste.
»Entschuldigen Sie, aber mir ist gerade nicht nach
Witzen zumute«, fuhr Hape auf. »Wir liegen hier seit Anbruch der Dunkelheit auf
der Lauer. Doch Hajek hat uns geleimt, er ist oben«, dabei deutete er zum
Penthouse hoch.
»Was geht da vor?«, fragte Wolf kurz angebunden.
Hape erzählte den Polizisten das Wenige, was er
wusste.
»Wir gehen rauf«, bestimmte Wolf. Und mit Blick auf
die beiden jungen Männer fügte er hinzu: »Sie bleiben hier.«
***
Langsam,
aber sicher geriet Philip in Panik. Hilflos hatte er mit ansehen müssen, wie
Hajek den Schmächtigen niederrang und ihm, als er sich partout nicht fesseln
lassen wollte, kurzerhand den massiven Messingsockel einer Tischlampe über den
Schädel schlug. Anschließend hatte er den Bewusstlosen an den Füßen gepackt und
zur Eingangstür gezogen.
Wo nur Hape und Doc blieben? Hatten Sie seinen
Hilferuf nicht verstanden? Solange er selbst aus der Wohnung ausgesperrt war,
konnte er nicht in das Geschehen eingreifen. Sollte er trotzdem die
Aufmerksamkeit auf sich lenken? Womöglich würde Hajek versuchen, auch ihn
auszuschalten, schließlich war er Augenzeuge!
Philip spürte eine maßlose Wut in sich aufsteigen.
Wenn es sein musste, würde er es sogar mit zwei Hajeks aufnehmen, jetzt,
nachdem er wusste, woher das Teufelszeug kam, das für den Tod seiner Schwester
verantwortlich war. Er würde es diesem gewissenlosen Teufel heimzahlen! Zuerst
musste er allerdings in die Wohnung gelangen. Sollte er mit den Füßen die
Glasscheibe der Terrassentür einschlagen?
Gerade wollte er sein Versteck verlassen und zur Tat
schreiten, da trommelten Faustschläge an die Wohnungstür. Gleichzeitig befahl
eine scharfe Stimme: »Aufmachen, Polizei!« – so laut, dass selbst Philip auf
der Terrasse es hören konnte.
Erschrocken fuhr Hajek hoch. Mit den Bullen schien er
nicht gerechnet zu haben. Fieberhaft hetzten seine Augen durch das Zimmer,
zuletzt blieb sein Blick an der Terrasse hängen. Als sich das Hämmern an der
Tür, energischer und drängender als zuvor, wiederholte, sprang er auf,
entriegelte die Terrassentür und schlüpfte hinaus. Er duckte sich, kaum drei
Meter von Philip entfernt, hinter eine Gruppe von Kübelpflanzen.
Philips Puls, eben noch rasend, verlangsamte sich
deutlich. Damit hatte sich die Lage zu seinen Gunsten verändert. Langsam stand
er auf. »Hallo, Herr Hajek!«, sagte er und versuchte, gelassen zu klingen. »Die
Bullen haben wohl Ihre Pläne durchkreuzt, was? Wollen Sie die Herren nicht
hereinbitten?«
Hajek erstarrte mitten in der Bewegung. Unsicher drehte
er sich um. In der Dunkelheit konnte Philip sein Gesicht nur schemenhaft
erkennen, aber es lag auf der Hand, was Hajek durch den Kopf ging: Wie war
dieser Fremde auf seine Terrasse gekommen? War er allein – oder befanden sich
die Bullen bereits in seiner Wohnung? Noch ehe Hajek zu einem Schluss kommen
konnte, fuhr Philip fort: »Geschieht Ihnen recht, Sie Arschloch! Jetzt werden
Sie endlich für das bezahlen, was Sie meiner Schwester angetan haben.«
Da endlich schien bei Hajek der Groschen zu fallen.
»Philip Reich … bist du das?«, stieß er überrascht hervor.
» Sie werden jedenfalls keine
kleinen Mädchen mehr unter Drogen setzen und an alte Männer verkaufen, Sie
Schwein, dafür werde ich sorgen!«
Ehe Hajek auch nur den Hauch einer Chance hatte, sich
auf Philip zu werfen, war der an ihm vorbei in die Wohnung gehuscht und hatte
die Verbindungstür hinter sich zugezogen.
Nun saß Hajek in der Falle!
Die Polizisten im Treppenhaus hatten inzwischen
angefangen, sich gegen die Tür zu werfen. Keine Sekunde zu früh öffnete Philip
den Zugang zu Hajeks Penthouse. Mit
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