Seefeuer
gezogener Waffe stürmten drei Männer
herein, Hauptkommissar Wolf voraus.
Philip sprang zur Seite und hob abwehrend die Hände.
»Vorsicht«, versuchte er sie zu warnen und wies auf den bewegungslos am Boden
liegenden Einbrecher und die ringsum verstreuten Pillen. Wolf gab seinen beiden
Kollegen einen Wink, die übrigen Räume abzusuchen.
»So schnell sieht man sich wieder! Sie sind okay?« Als
Philip nickte, fügte er hinzu: »Wo ist Hajek?«
»Draußen auf der Terrasse. Ich hab ihn festgesetzt.«
Er schilderte kurz, was er von der Terrasse aus beobachtet hatte.
Wolf bedeutete den anderen, zurückzubleiben. Dann
betätigte er einen Lichtschalter neben dem Ausgang zur Terrasse, schob die Tür
auf und trat auf den nun hell erleuchteten Dachgarten hinaus. Er brauchte nicht
lange zu suchen. Hajek stand, eine Zigarette zwischen den Fingern, aufrecht an
der hüfthohen Balustrade und sah Wolf entgegen. Lächelnd schnippte er die Asche
auf den Boden. »Ist vielleicht auf längere Zeit meine letzte«, meinte er, »die
darf ich ja wohl noch zu Ende rauchen.«
Ungerührt hielt Wolf seinem Blick stand. »Herr Hajek,
ich nehme Sie vorläufig fest wegen Drogenbesitzes und wegen des Verdachts auf
Beteiligung an der Ermordung des Druckereibesitzers Herwig Trost.« Dann, zu
seinen inzwischen hinzugetretenen Kollegen gewandt: »Schafft ihn raus!«
***
Seit
Stunden versuchte Matuschek, Karin Winter zu erreichen, doch sie ging einfach
nicht an ihr Telefon. Zu allem Ärger hatte sie sogar ihre Mailbox abgeschaltet.
So blieb ihm nichts anderes übrig, als es immer und immer wieder zu versuchen.
Das würde ihr diesmal einen gehörigen Rüffel eintragen! Verärgert nippte er an
seinem Rotwein, da klingelte es an der Tür. Als er öffnete, stand zu seiner
Verblüffung die verschollen geglaubte Karin vor ihm.
Lag es nun an ihrem starren Blick oder daran, dass sie
blasser als sonst um die Nase war, jedenfalls schluckte Matuschek seinen Ärger
hinunter und trat einen Schritt zur Seite. Seltsam steif ging Karin an ihm
vorbei, lief ins Wohnzimmer und fläzte sich, ächzend wie eine alte Frau, im
Zeitlupentempo bäuchlings auf die Couch.
»Du hast einen in der Krone, sehe ich das richtig?«,
fragte er nachsichtig und starrte zu ihr hinab.
»Hättest du etwa gerne Blutflecken auf dem guten
Stück?«, antwortete sie gepresst.
»Ich verstehe nicht …«
»Hol einen Arzt, Jörg.«
»Einen Arzt?«
»Ja, einen Arzt, Herrgott noch mal. Einen, der
Schusswunden behandelt, ohne gleich zur Polizei zu rennen. Du kennst doch einen … diesen Dr. Södermann oder so.«
»Söderbaum!«
»Mir wurst, wie er heißt. Ruf ihn einfach an! Ich reiß
mir für dein Blatt den Arsch auf, dann kannst du mir diesen kleinen Gefallen
nicht abschlagen, bitte! Wir hätten beide nichts davon, wenn die Sache publik
würde.«
»Die Sache! Aha … welche Sache denn, bitte schön?«
Matuscheks Hirn arbeitete fieberhaft – bis es ihm wie Schuppen von den Augen
fiel. Er musste grinsen, zuerst nur verhalten, dann immer breiter, bis er nicht
mehr an sich halten konnte und lautes Gelächter den Raum erfüllte. »Jetzt
verstehe ich«, sagte er, als er sich einigermaßen beruhigt hatte, »jemand hat
deinen hübschen Hintern als Zielscheibe benutzt! Hahaha … ich werd verrückt!
Lass mal sehen …« Er machte Anstalten, das Corpus Delicti freizulegen und aus
der Nähe zu betrachten.
»Untersteh dich!«, zischte Karin und fuhr hoch. Da ihr
die schnelle Bewegung Schmerzen bereitete, stöhnte sie unterdrückt auf und ließ
sich wieder auf das Sofa zurückfallen. »Hol den Arzt, bitte.«
Ohne ein weiteres Wort ging Matuschek zum Telefon,
wählte Söderbaums Nummer und trug sein Anliegen vor. Als er das Gespräch
beendet hatte, sagte er: »Er wird in zehn Minuten hier sein. So, und jetzt
erzähl mal dem lieben Jörg der Reihe nach, was passiert ist.«
Karin schilderte ihm den nächtlichen Waldausflug und
die nachfolgende Flucht. »Und dann hat irgend so ein Idiot hinter mir
hergeschossen«, schloss sie.
»Mit Schrot, vermute ich.«
»Womit denn sonst? Offensichtlich stecken mindestens
zehn von den abertausend Körnern in meinem Allerwertesten. Verdammter Mist aber
auch!«
»Das kannst du laut sagen.« Matuschek brach erneut in
Lachen aus. Trotz ihrer Schmerzen fiel diesmal auch Karin ein.
Matuschek wurde wieder ernst. »Auf jeden Fall ist es
gut, dass du da bist. Ich habe eine SMS bekommen.
Sie besteht nur aus vier Wörtern: ›Höflich ist der Nächste‹. Was
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