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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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Kommissar und klatschte dabei in die Hände. Als er seine Schuhe aus dem Kofferraum holte, sah er im Augenwinkel, wie Langhammer seine Skistiefel ebenfalls auf den Boden stellte, den Schaft nach beiden Seiten auseinander drückte und etwa drei Sekunden später darin stand. Mit einem dumpfen Klacken fixierte er die Schnallen und richtete sich wieder auf.
    »Seiteneinsteiger Softboots, das Neueste auf dem Markt«, sagte der Doktor und machte dabei eine Handbewegung, wie es die Verkäufer in den Shoppingsendern taten.
    Kluftinger beeilte sich, ebenso schnell in seine Schuhe zu schlüpfen, was jedoch nicht gelang. Seine Skischuhe, derselbe Jahrgang wie seine restliche Ausrüstung, waren starr und noch von der Art, die mittlerweile als »Schraubstöcke« bezeichnet wurden. Mit aller Kraft drückte der Kommissar die Zunge des rechten Schuhs nach vorn und schob seinen Fuß hinein. Leider blieb der aber etwa auf halbem Wege stecken. Er presste mit dem Oberschenkel nach, indem er ein Hohlkreuz machte und sein Gesäß weit nach hinten wegstreckte. In dieser gekrümmten Stellung bekam er kaum noch Luft, weil sein Bauch gegen die Brust drückte und er wegen seiner Erkältung sowieso nur eingeschränkt atmen konnte. Er begann zu schwitzen und begleitete jede seiner Bewegungen mit Grunzlauten, die tief aus seinem Inneren zu kommen schienen.
    Da gab der Schuh endlich nach und sein Fuß rutschte hinein. Schwer atmend richtete er sich wieder auf und wischte sich den Schweiß mit dem Ärmel seines Anoraks aus dem Gesicht. Als er daraufhin aufsah, blickte er in drei fragende Gesichter. Zwei davon blickten amüsiert drein, eines war mit dem Ausdruck leichten Entsetzens belegt. Es gehörte seiner Frau.
    »Sonst ist aber schon noch alles in Ordnung?«, fragte sie.
    Langhammers begannen zu kichern.
    »Warum?«, erwiderte Kluftinger trotzig. »Die Schuhe sind halt die ganze Zeit im Keller gestanden. Du hättest sie ja auch schon mal raufholen und vorspannen können.« Dann bückte er sich wieder, um die Prozedur mit dem anderen Schuh zu wiederholen, diesmal allerdings darauf bedacht, es etwas eleganter und vor allem geräuschärmer über die Bühne zu bringen.
    Als schließlich alle angezogen waren, schnallte Kluftinger noch seine Ski vom Dachträger und schmiss sie sich gerade mit einer schwungvollen Bewegung auf die Schulter, da zog Langhammer seine »Mütze« auf. Kluftinger vergaß für einen Augenblick seine Skier, die krachend auf seiner Schulter landeten. Damit zog er wiederum die Blicke auf sich – die der beiden Frauen und die des mit einem riesigen, voll verspiegelten Helm versehenen Doktors. Als der merkte, wie der Kommissar seine Kopfbedeckung anstarrte, sagte er: »Ich als Arzt weiß natürlich um die Gefahren des Skifahrens, deswegen fahr ich nur noch mit Schutz. Schließlich muss ich immer wieder Opfer von Skiunfällen behandeln.«
    »Die Armen«, murmelte der Kommissar.
    Dann machten sie sich auf den Weg zum Lift. Als er Langhammers Wagen passierte, kam Kluftinger ein Gedanke. Er drehte sich um, blieb stehen, kniff die Augen zusammen, sog erschrocken die Luft ein und sagte: »Jesses, eine ganz schöne Schramme haben Sie da in Ihrem Auto.«
    Der Doktor erstarrte. Langsam drehte er sich um. »Wo?«
    »Na da!« Kluftinger zeigte auf die Stelle, die er sich drei Tage vorher selbst noch so genau angesehen hatte.
    Langhammer gab ein seltsames, quiekendes Geräusch von sich, rannte zu seinem Wagen und fiel auf die Knie. Dann strich er mit der Hand sanft über die zerkratzte Stelle. Dabei keuchte er. Als er Kluftinger anblickte, fragte sich dieser, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, den Doktor darauf aufmerksam zu machen. In seinen Augen lag ein gefährliches Glitzern.
    »Na, kann ja schon mal passieren. Wenn man so einen langen Hintern hat …« Bei diesen Worten zwinkerte ihm der Kommissar zu und setzte sich wieder in Bewegung.
    Eine Weile trottete der Doktor wortlos neben ihm her, dann fragte er: »Wollen Sie eigentlich zum Skispringen oder trainieren Sie für ein Abfahrtsrennen?«
    Als der Kommissar Langhammers Blick sah, verstand er: Er hatte im Gegensatz zum Doktor keine kurzen, taillierten Carvingski in leuchtendem Orange dabei. Er fuhr noch immer seine alten »Zwei-Meter-Latten«, wie er sie nannte. Er hatte nie verstanden, warum plötzlich alle auf die neuen Bretter umstiegen. »Die fahren von ganz allein«, hatte ein Verkäufer ihn einmal zu einem Wechsel überreden wollen, doch Kluftingers Antwort hatte damals

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