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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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fernzusteuern. Ein Prototyp zwar noch. Aber man könne hoffen.
    Nach wie vor sei ein Zugang nicht möglich, das hätten sie nun wieder gesehen.
    Sie müssten weiter warten, wie schon so viele Jahre. Warten und wachsam sein. Wie vor sechs Jahren. Die Aktion mit dem Mönch damals habe ihre Wirkung nicht verfehlt, sagte einer grinsend. Man spreche noch immer darüber und viele mieden den Ort.
    Das Pärchen im VW habe man aber wohl zu Tode erschreckt. Die würden sicher keinen Fuß mehr an den See setzen, lachte Tassilo heiser, bevor er die letzte Fackel in ihre Wandhalterung zurücksteckte.

Die alten Männer wirkten wie kleine Jungen, die beim heimlichen Rauchen erwischt wurden. Es schien ein Ruck durch sie zu gehen und sie nahmen Haltung an. Offenbar noch alte Schule – soldatische Tugenden, schoss es Kluftinger durch den Kopf.
    »Aber Herr Polizist«, setzte Wagner kühl und völlig ungerührt an, und diese Anrede zerstreute bei Kluftinger die Hoffnung auf eine Überrumpelung. »Sie überinterpretieren meinen Besuch hier. Nachdem ich von Ihnen gehört hatte, dass meines Jugendfreundes Sohn schwer verletzt war, war es mir ein Anliegen, ihn zu besuchen, um ihm in dieser schweren Lage eine Stütze zu sein.«
    »Und was haben Sie vorher im Souvenirladen gemacht?«
    Wie bei ihrem vorherigen Gespräch verengten sich für einen kaum merklichen Augenblick Wagners Augen. Dann setzte er wieder seine blasierte Miene auf und sagte: »Da es in der westlichen Kultur gute Sitte ist, ein Gastgeschenk mitzubringen, zumal, wenn es darum geht, Trost in einer Notlage zu spenden, wollte ich in einem Präsentgeschäft ein kleines Mitbringsel kaufen. Sollte daran etwas Ungesetzliches sein, lassen Sie es mich wissen, ja?«
    Aalglatt war das Einzige, was Kluftinger daraufhin einfiel. Noch hatte er allerdings nichts, womit er ihre Kaltschnäuzigkeit auf die Probe stellen und ihre Fassade bröckeln lassen könnte. Es war sowieso egal. Allein durch die Tatsache, dass er hierher gekommen war, hatte Wagner sie weitergebracht.
    Überhaupt war er an diesem Tag ganz schön weit gekommen. Er wusste, wer das Opfer wirklich war, wusste, dass der junge Mann unter falschem Namen beim Forscherteam angeheuert hatte. Für heute musste das reichen. Noch einmal verabschiedete er sich mit dem Versprechen auf ein Wiedersehen. Und diesmal hatte er das Gefühl, dass er bei Wagner damit einen größeren Eindruck hinterließ.

    Die Zeit würde sie wieder zusammenbringen, hatte Kluftinger beim Abschied zu den beiden Alten gesagt. Jetzt fand er diesen Satz etwas pathetisch. Er saß zusammen mit Hefele und Maier im Auto und genoss es, dass keiner etwas sagte. Strobl war mit seinem Auto bereits vorgefahren; Friedel Marx war gleich in Füssen geblieben. Kluftinger hatte sich nach hinten gesetzt, um nachdenken zu können. Außerdem hatte er angekündigt, er wolle ein wenig schlafen, er fühle sich fiebrig.
    Er sah aus dem Fenster. Sie fuhren »hintenrum«, über Nesselwang. Von unzähligen Bergtouren und Skiausflügen kannte er die Strecke, ebenso von den Fahrten nach Südtirol.
    »Ja jetzt fahr halt!«, rief Hefele plötzlich lautstark. Und fügte verächtlich hinzu: »Alter Depp!«
    Kluftinger sah auf und erkannte, dass vor ihnen ein Mann mit Hut in einem goldfarbenen Opel fuhr.
    »Übrigens«, sagte Hefele in leisem Ton zu Maier gewandt, »hast du schon bemerkt, dass wir es zurzeit mit lauter alten Säcken zu tun haben?«
    Kluftinger grinste: »Vielen Dank, meine Herren. Interessant, wie ihr über mich denkt!«
    »Im Ernst: Die drei Männer, die irgendwie in die Sache verstrickt sind, sind lauter Senioren. Die könnten alle zusammen im Altersheim sitzen.«
    »Jetzt red halt nicht so abfällig. Die waren alle auch mal jung«, schimpfte Kluftinger. Vielleicht lag es daran, dass er sich heute selbst so fühlte, als wäre er reif für die Rente.
    »Na ja, vor sechzig Jahren. Ich mein ja nur, dass …«
    »Moment«, unterbrach ihn Kluftinger. Er schien angestrengt nachzudenken und seine Kollegen wagten nicht, ihn zu unterbrechen.
    »Natürlich, das ist es: Vor sechzig Jahren. Im Krieg. Vielleicht liegt da der Schlüssel. Manchmal sind die simpelsten Lösungen die besten.«
    Kluftinger war von seiner vorherigen Schlappheit nichts mehr anzumerken. »Vielleicht liegt also das Bindeglied zwischen ihnen in ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Jemand muss am Wochenende herausfinden, was das ist. Wer von uns hat denn Dienst?«
    Hefele blickte zu Maier und hatte Mühe, ein

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