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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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desolate Lage anstimmen würde.
    »Nun ja, irgendwann kam eben doch die Chance, und ich habe sie ergriffen.«
    Kluftinger kam eine Idee: »Ist es denkbar, dass ein anderer Wissenschaftler die Forschungen sabotiert hat? Ich meine, wenn sie so prestigeträchtig und einzigartig sind …«
    Guthknecht sah ihn entgeistert an. »Das ist völlig undenkbar! Die wissenschaftliche Auseinandersetzung findet auf anderen Wegen statt. Sie wird in der Regel in Fachblättern ausgetragen. Da kann man, was unsere Zunft angeht, den Kollegen sehr viel besser schaden. Noch dazu, weil man unsere Ergebnisse schlecht zu Geld machen kann. Und nur wegen des akademischen Renommees tut man so etwas nicht.«
    In diesem Moment ging die Türe auf und Klaus, der Student mit der Kappe, kam herein. Er setzte sich ohne Umschweife an den Tisch und begann, dem Professor die vorläufigen Schadensmeldungen aufzulisten, ohne zu fragen, ob er ihr Gespräch vielleicht störe. Als er fertig war, blieb er einfach sitzen, was dem Kommissar überhaupt nicht passte. Derartige Gespräche waren am ertragreichsten, wenn sie ungestört durchgeführt wurden. Guthknecht jedoch schien über die Anwesenheit seines Studenten froh zu sein.
    Kluftinger nahm ihr Gespräch wieder auf: »Wie sind Sie eigentlich auf den See gekommen?«, fragte er. »Ich meine, wenn er doch wissenschaftlich völlig in Vergessenheit geraten ist, wie Sie gesagt haben.«
    »Ach so. Hm, ja, wie war das noch? Also, ich habe unter anderem auf einem Kongress … wo war das noch? Leipzig, glaube ich. Ja, da habe ich davon gehört. Ein Kollege hat mich darauf aufmerksam gemacht. Es hat nicht viel gebraucht, bis ich Feuer und Flamme für die Sache war. Ich habe schon einige Arbeiten in dieser Richtung verfasst, wissen Sie.«
    »Eigentlich war es so, dass durch den Bau des Grenztunnels die Sache wieder aktuell geworden ist«, mischte sich Klaus ein.
    Die Beamten beäugten ihn misstrauisch.
    »Ja, man wusste ja nicht genau, wie tief der See ist. Und da haben sie erstmals wieder Forschungen zugelassen. Es gab ja bis dahin noch Gerüchte, der Alatsee würde trichterförmig zulaufen und sei unterirdisch mit dem Weißensee verbunden. Und somit hätte die Gefahr bestanden, dass man ihn anbohren würde. Es gab ja auch Probleme beim Tunnelbau mit dem Wasser, nicht wahr, Herr Professor? Wassereinbrüche immer wieder, oder?«
    Guthknecht nickte. Kluftinger fand es erstaunlich, dass der Student auf einmal so gesprächig war. Aber ihm sollte es recht sein. Er überlegte, was er noch fragen könnte. Sein Kopf fühlte sich nach diesem langen und ereignisreichen Arbeitstag schon wieder an wie mit Watte gefüllt. Er fragte sich, ob er die verfluchte Erkältung jemals wieder loswerden würde. Strobl ahnte offenbar Kluftingers Konzentrationsschwierigkeiten und sprang für ihn ein: »Wieso fehlt eigentlich ausgerechnet der Roboter? Ich meine, all die anderen Sachen wurden zerstört, dieses Ding aber geklaut.«
    Kluftinger sah ihn an. Eine ausgezeichnete Frage. Und die Tatsache, dass er nicht darauf gekommen war, sagte ihm, dass es Zeit war, Feierabend zu machen.
    Guthknecht verzog verächtlich den Mund: »Nehmen Sie es mir nicht übel, aber die Frage zeigt, dass Sie keine Ahnung haben, worum es sich bei dem Roboter handelt. Es war das teuerste Gerät, das wir dabeihatten. Von diesen Geräten gibt es in ganz Deutschland nicht mal ein halbes Dutzend.«
    »Also doch jemand vom Fach?«, hakte Strobl nach.
    »Herrgott, ich weiß es nicht«, blaffte Guthknecht ihn an.
    »Gibt es für solche Dinger einen Schwarzmarkt?«, schaltete sich Kluftinger ein.
    »Also, das würde mich wundern. Habe noch nie davon gehört. Schauen Sie doch mal im Internet. Bei Ebay oder so.«
    Kluftinger nickte. Er wusste nicht, was dieses Ebay war, aber er würde sich jetzt keine Blöße geben und nachfragen. Auch die Tatsache, dass Guthknecht so klang, als sei das Gespräch nun für ihn beendet, störte ihn nicht. Er hatte ebenfalls genug.
    »Werden Sie ihn finden?«, fragte Guthknecht beim Hinausgehen.
    Kluftinger legte ihm aufmunternd eine Hand auf die Schulter. »Keine Sorge, wir machen das schon. Er wird seiner gerechten Strafe nicht entgehen.«
    Der Professor schaute ihn mit großen Augen an. Dann schüttelte er den Kopf und sagte mit einem Seufzen: »Ich meinte den Roboter …«
    »Was gibt’s denn Erika? Krautkrapfen! Hm! Du weißt halt, was mir gut tut!«
    Kluftinger umarmte seine Frau, die gerade an der Spüle den Salat putzte und sich über die

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