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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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unbewegt.

Schon von weitem hörten Kluftinger, Friedel Marx und Eugen Strobl die aufgeregten Stimmen. Der Weg zum See war ihnen inzwischen vertraut, doch die letzten Male, die sie hier gewesen waren, war es meist sehr still gewesen. Die Studenten waren ruhig und konzentriert ihrer Arbeit nachgegangen. Heute dagegen riefen sie laut und aufgeregt durcheinander und liefen scheinbar planlos am Ufer und zwischen ihren Wagen hin und her.
    Als die Polizisten freien Blick auf den Teil des Ufers hatten, an dem sonst die provisorische Zentrale der Wissenschaftler aufgebaut war, blieben sie stehen. Obwohl sie wussten, was vorgefallen war, hatten sie nicht mit einem solchen Ausmaß gerechnet. Es sah aus, als habe dort jemand ein mehrstündiges Silvesterfeuerwerk gezündet: Überall lagen demolierte Messgeräte, Gläschen und Becher herum, der Schnee war übersät von Scherben und hatte verschiedenfarbige Flüssigkeiten in sich aufgesogen. Von der Position der Beamten aus wirkte er wie ein bunter Flickenteppich.
    Die Polizisten beschleunigten ihre Schritte etwas. Kluftinger sah, dass zwischen all den hektisch umherlaufenden Menschen ein einziger Mann ganz still am Ufer stand: Professor Guthknecht.
    »Professor?«, rief Kluftinger. Als Guthknecht nicht reagierte, tippte er ihm leicht auf die Schulter. Der Wissenschaftler drehte sich um und die Polizisten erschraken. In seinem Gesicht lag ein Ausdruck völliger Verzweiflung, seine Augen waren gerötet und Kluftinger hegte den Verdacht, dass er geweint hatte. Er schien sie gar nicht richtig wahrzunehmen.
    Mit einer fahrigen Handbewegung deutete er rings um sich: »Kaputt. Hinüber. Weg. Alles. Das war’s.«
    Die Beamten sahen sich an. Hier hatte jemand tatsächlich ganze Arbeit geleistet. Kluftinger war klar, dass die Forscher nicht Opfer eines willkürlichen Akts von Vandalismus geworden waren. Hier hatte jemand genau gewusst, was er tat und vor allem, warum er es tat.
    Nur sie wussten es nicht. Noch nicht. Es ergab keinen Sinn mehr. Er hatte sich der Lösung schon nahe gefühlt, als sie die Verbindung zwischen den alten Männern aufgedeckt hatten. Ein Verdacht war in ihm aufgekeimt: Wenn es diese Verbindung auch heute noch gab – und daran bestand für ihn kein Zweifel – und der Sohn des Bankiers sich für die Alten in das Forscherteam eingeschlichen hatte, dann waren sie nicht weniger daran interessiert, dem Geheimnis dieses Sees auf den Grund zu gehen, wie er. Und irgendwann, mit Ausdauer und Hartnäckigkeit, hätte er die Mauer des Schweigens zum Einsturz bringen können.
    Doch nun? In das Bild, das er sich vom Fall gemacht hatte, wollte die Zerstörungsorgie von heute Nacht so überhaupt nicht passen: Wenn die Alten die Wissenschaftler für ihre Zwecke benutzen wollten, warum hätten sie ihnen dann ihre Arbeitsgeräte demolieren sollen?
    Hatte er irgendetwas, irgendjemanden übersehen? Jemanden, der verhindern wollte, dass der See sein Geheimnis preisgibt?
    »Professor Guthknecht! Professor Guthknecht!« Aufgebracht rannte der Student mit der Schiebermütze auf sie zu. Er blieb vor dem Professor stehen, rang nach Luft und keuchte dann: »Stellen Sie sich vor: Der Roboter ist weg! Nicht einmal Teile sind zu finden. Jemand muss ihn mitgenommen haben. Komisch, sie haben sonst alles nur zerstört. Wir haben alles noch einmal abgesucht: Nichts!«
    Guthknecht nahm die neue Hiobsbotschaft mit stoischer Miene zur Kenntnis. »Und wenn schon. Wir sind sowieso fertig. Ich krieg die nächsten Jahre keine Chance, hier noch mal herzukommen. Und dann werden sicher andere schneller gewesen sein.« Er wandte sich den Polizisten zu: »Wissen Sie, niemand hat bisher etwas Vergleichbares geforscht. Und jetzt …« Sein Blick wurde wieder glasig.
    »Aber Herr Professor! Der Roboter! Da muss man doch was tun. Den muss man doch wiederfinden.«
    Kluftinger kam es seltsam vor, dass der Student ausgerechnet wegen des Roboters einen solchen Aufstand machte. Auch sonst war genug Schaden angerichtet worden. Und als damals die DVDs gefehlt hatten, hatte es ihn bei weitem nicht so bewegt.
    »Professor Guthknecht, vielleicht gehen wir mal in die Wirtschaft? Da können wir etwas besser reden«, schlug Friedel Marx vor.
    Der Wissenschaftler nickte.
    »Ja, ähm, Frau Marx, dann bleiben Sie vielleicht einfach mal hier und fragen die Studenten, was alles zu Bruch gegangen ist und so weiter. Sie wissen schon«, sagte Kluftinger, als sie sich zum Restaurant aufmachten. »Rauchen können Sie auch viel besser,

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