Seegrund
dem Bildschirm erschien die Mitteilung: »Die Suche nach Kluftinger hat 0 Ergebnisse erzeugt. Dieser Suchbegriff wurde durch Klunzinger ersetzt.«
»Also das ist ja wohl frech: Klunzinger!« Der Kommissar dachte kurz nach, grinste dann bis über beide Ohren und sagte: »Schau doch mal, durch welches Wort sie ›Langhammer‹ ersetzen.«
»Okay«, erwiderte Markus, »warte mal … oh, da gibt’s sogar einen Artikel … ein Buch.«
Markus klickte auf den Artikel: »Ende oder Neuanfang – die Menopause. Innenansichten einer Frau in den Wechseljahren. Von Dr. Martin Langhammer«, stand auf dem Bildschirm. Das war also das Buch, mit dem der Doktor immer so angab. Er pflegte dann zu sagen, dass er ja schon »veröffentlicht« habe, das Werk aber inzwischen vergriffen sei. Den Titel hatte er allerdings nie genannt. Jetzt wusste Kluftinger, warum.
»Innenansichten einer Frau, ich schmeiß mich weg!«, lachte Kluftinger. »Sofort kaufen, Markus, egal, was es kostet!«
Markus nickte ihm mit einem verschwörerischen Grinsen zu und drückte auf »Bieten«. »Ich glaub nicht, dass wir dafür viel hinlegen müssen«, sagte er.
Als sich Kluftingers Freude über seinen Zufallsfund gelegt hatte, besann er sich wieder auf den eigentlichen Zweck seiner Internet-Recherche. Markus hackte einige Minuten Begriffe in die Tastatur und schüttelte dann den Kopf: »Also, unter Tauchroboter oder ähnlichen Begriffen find ich nix. Ich hab auch andere Tauchfahrzeuge ausprobiert, aber das Einzige, was ich gefunden hab, ist das da.« Markus zeigte auf das Foto eines Gegenstandes, der Kluftinger seltsam bekannt vorkam. »Ofen aus original U-Boot-Torpedo WK II, voll funktionsfähig, einzigartig«, stand unter dem Bild. »Das wirst du wohl kaum suchen, oder?«
Kluftinger setzte sich kerzengerade hin. »Was? Klick das an, Markus, schnell!«
Allmählich baute sich das Bild eines Ofens auf. Kluftinger überlegte angestrengt. Eine aufgesägte Torpedohülle war mit einer Platte versehen worden und zu einem Holzofen umfunktioniert worden. Irgendwo hatte er so etwas schon einmal gesehen. Der Kommissar stand auf und ging im Zimmer umher. Nach einiger Zeit schlug er sich gegen die Stirn und verließ mit den Worten »Ich Depp!« das Zimmer.
14. August 1952
Gerald! Es war nur ein Krächzen, das aus dem Mund des jungen Mannes kam. Gerald, wiederholte er. Er konnte es nicht glauben. Wollte es nicht.
Unglaublich, zischte sein Nebenmann wütend. Diese Drecksau! Das habe er ihm gar nicht zugetraut.
Dann schweigen die beiden Männer. Sie mussten sich ruhig verhalten, denn es war gefährlich, hier zu sein. Durch das Dickicht am Ufer spähten sie auf das schräg gegenüber liegende Ufer des Sees. Immer wieder wanderte der Feldstecher zwischen ihnen hin und her. Als müssten sie sich ständig aufs Neue davon überzeugen, dass ihr Verdacht richtig gewesen war.
Gerald kam gerade aus dem Café, das den amerikanischen Offizieren als Unterkunft diente. Mit zwei Soldaten und einem Mann in Zivil stand er nun auf der Terrasse und deutete auf den See.
Kein Zweifel. Hans hatte Recht gehabt. Immer wieder war Gerald unten in Füssen in der Nähe der Amerikaner gesehen worden.
Zufall, hatten manche gesagt. Das habe nichts zu bedeuten.
Doch heute hatten sie ihn ertappt. Mit dem Jeep hatten ihn die Amerikaner aus der Kaserne gefahren. Und sie waren ihnen gefolgt. Weit vor dem See hatten sie das Tempo-Dreirad abstellen müssen, das Werner vor einigen Wochen gekauft hatte. Es sollte das erste Transportfahrzeug für das Baugeschäft werden, das er sich aufbauen wollte.
Dann waren sie hierher geschlichen. Sie kannten die Stelle, man sah von hier aus fast den ganzen See ein, war selbst aber vor den Blicken anderer geschützt. Sie waren schon öfter hier gewesen, denn seit die Amerikaner gekommen waren, war der See hermetisch abgeriegelt. Wenn man sie hier erwischen würde, wären sie in großen Schwierigkeiten.
Aufgeregt redete Gerald auf die Soldaten ein. Sie konnten sich nur zu gut vorstellen, worum es in dem Gespräch ging. Hören konnten sie aber nichts, dafür waren sie viel zu weit entfernt.
Dass dieses Schwein alles preisgebe, dürfe man nicht hinnehmen, knurrte Werner. Niemals.
Vielleicht gebe es doch eine ganz harmlose Erklärung für alles, warf Michael ein. Vielleicht sei alles im Sinne der Sache.
Wie das, wollte Werner wissen.
Michael suchte nach einer Rechtfertigung, doch er fand keine. Dennoch wollte er es nicht glauben. Was, wenn man Gerald zu
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