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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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Einfluss. Und waren die bereits tot, so gab es ihre Nachkommen, die meist wenig Interesse an einer öffentlichen Aufarbeitung ihrer Familiengeschichte hatten. Einige davon mochten Lodenbachers Golffreun de sein, mutmaßte der Kommissar.
    Diese Politik des geringsten Widerstands seines Chefs verabscheute Kluftinger zutiefst. Ihm ging es immer nur um die Sache, da war er kompromisslos. Andere Sichtweisen waren seiner Meinung nach bei der Polizei fehl am Platze. Er nahm sich vor, von nun an absichtlich Worte wie »Schergen« oder »Henkersknechte« einfließen zu lassen.
    Mitten in Kluftingers Überlegungen klingelte das Telefon. Kluftinger nahm ab. Der Anrufer, der sich als Professor für Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin vorstellte, verlangte nach Lodenbacher. Er reichte den Hörer seinem Chef. Der hörte einige Sekunden zu, wurde dann blass und setzte sich. Er blickte seine Kollegen an und sagte in den Hörer: »Kennan S’ des no amoi song? I loss meine Kollegn grod mithean.« Lodenbacher stellte den Lautsprecher an.
    »Wie gesagt: Sie sind da auf eine historische Sensation gestoßen«, kam es aus dem Lautsprecher. »Der Kollege, der das Wort ›Seegrund‹ auf diesen Metallteilen entdeckt hat, kann sich selbst auf die Schulter klopfen.« Alle sahen Kluftinger an, der errötend abwinkte.
    »Es gibt einige offene Fragen, die sich mit der Geschichte des Dritten Reiches verbinden, wissen Sie«, tönte die Stimme weiter. »Sie haben ja vielleicht von der Suche nach dem Bernsteinzimmer gehört. In eine ähnliche Kategorie fällt die Frage, was sich hinter dem ›Projekt Seegrund‹ verbirgt.«
    Die Beamten warfen sich fragende Blicke zu.
    »Aus historischer Sicht ist das sogar noch bedeutender«, fuhr der Wissenschaftler fort. »Das Bernsteinzimmer ist sicher von herausragender kunstgeschichtlicher Bedeutung. Aber ›Seegrund‹ ist die Antwort auf eine jahrzehntelang offen gebliebene Frage, die die Nazis betrifft. Die Frage nach ihrer legendären Geheimwaffe.«
    Beim Wort »Nazis« wollte Kluftinger schon seinen Chef herausfordernd angrinsen, doch als er den Begriff »Geheimwaffe« vernahm, erstarb sein Lächeln sofort.
    »Wir wissen seit vielen Jahren von einem Projekt namens ›Seegrund‹. Dokumente, die wir gefunden haben, weisen darauf hin, dass es sich dabei um eine geheime Versuchsreihe handelt, mit der die Nazis den scheinbar verlorenen Krieg noch einmal herumreißen wollten.«
    Kluftinger musste sofort daran denken, was Martl Bartenschlager ihm von seinen Kindheitserlebnissen erzählt hatte, von den Lichtblitzen und den Explosionen, die er am Alatsee beobachtet hatte. Atemlos lauschte er den weiteren Ausführungen des Geschichtsprofessors.
    »Lange Zeit dachte man, die V2-Rakte sei diese Geheimwaffe gewesen, doch inzwischen weiß man, dass es noch etwas anderes gab. Diese Versuchsreihe namens ›Seegrund‹ konnten wir bisher keinem bestimmten Ort und auch keiner bestimmten Waffe zuordnen. Es gab mehrere Vermutungen, auch der Alatsee war eine Zeit lang im Gespräch, die Spekulationen wurden dann aber wieder fallen gelassen.
    Die Amerikaner haben ja in den fünfziger Jahren intensiv an diesem See geforscht und auch wenn sie uns nie detailliert über ihre Ergebnisse informiert haben, so gehen wir doch davon aus, dass sie nichts wirklich Substantielles gefunden haben.
    ›Seegrund‹ war also Legende, Mythos – bis heute. Sie, meine Herren, haben vielleicht den Schlüssel gefunden, der uns die Tür zu den Antworten öffnet. Ich hoffe, Sie finden das nicht zu pathetisch, aber aus historischer Sicht haben Sie einen Schatz gehoben.
    Herr Lodenbacher, wenn es Ihnen recht ist, kommen wir so bald wie möglich. Ich muss nur noch ein paar Dinge organisieren, ich denke, morgen könnten wir bei Ihnen sein. Und … ähm … ich kann Ihnen da natürlich keine Vorschriften machen, aber ich hielte es für besser, das zunächst nicht an die große Glocke zu hängen.«
    Lodenbacher willigte ein und legte auf. Etwa eine Minute lang herrschte völlige Stille im Büro. Dann erhob sich Lodenbacher, lief zur Tür und sagte: »Ich werd eine obsolute Nochrichtnsperre verhenga, is dees klor? Oiß, wos nach draußd geht, laffd üba mi.« Dann knallte er die Tür hinter sich zu. Die fünf Beamten, die im Zimmer zurückblieben, sahen sich mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Betroffenheit an.
    »Was war denn das jetzt?«, fragte Strobl, der als Erster seine Sprache wiedergefunden hatte.
    »Historische Sensation«,

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