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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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wiederholte Maier mit glänzenden Augen.
    »Wisst ihr, was das bedeutet, Kollegen?«, fragte Marx. »Wir werden in die Geschichtsbücher eingehen.«
    Maier nickte heftig: »Die Maier-Enthüllung …«
    »Ja, ganz bestimmt, Kollege«, mischte sich nun auch Kluftinger in das Gespräch ein. »Wer hat es denn gefunden, hm?«
    »Ja, du«, flüsterte Maier zerknirscht.
    »Wer? Ich hab das jetzt grad nicht ganz verstanden«, bohrte Kluftinger nach.
    »Du hast’s gefunden, nicht ich«, erwiderte Maier nun etwas lauter und die anderen grinsten.
    »Vielleicht wird das sogar mal eine Frage bei Günther Jauch oder bei Trivial Pursuit«, gluckste Hefele.
    Kluftinger sah vor seinem geistigen Auge bereits das verdutzte Gesicht von Doktor Langhammer, wenn er ihn wieder einmal zu einer Partie dieses Wissensspiels nötigen würde und dann eine Frage nach ihm kommen würde.
    In diese Phantasie, die für ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen des Kommissars sorgte, platzte ein Kollege der Verkehrspolizei. Er legte ihnen mit großer Geste ein Foto hin, das offenbar mit einer Radarkamera aufgenommen worden war, und sagte stolz: »Schaut mal, was ich da habe.«
    Alle erhoben sich und warfen einen Blick auf das Foto, das einen Mann in einem Wagen zeigte, der offenbar zu schnell unterwegs gewesen war.
    »Respekt, Tommy«, sagte Strobl und schlug dem Polizisten auf die Schulter. »Da habt ihr tatsächlich einen Temposünder erwischt, ganz herzliche Gratulation. Mit so etwas können wir natürlich nicht dienen, wir haben grad nur ein sechzig Jahre altes Welträtsel gelöst.«
    Die Kollegen grinsten sich an, nur die Miene des Polizisten verfinsterte sich. »Wenn ihr immer so lang braucht, um eure Fälle zu lösen … Aber jetzt schaut’s euch den Mann mal genau an!«
    Noch einmal beugten sich die Kriminalbeamten über das Foto. Keiner von ihnen erkannte die Person auf dem Foto, ein schätzungsweise Sechzig- bis Siebzigjähriger mit dunklem Mantel.
    »Huhu, wenn das nicht der böse schwarze Mann ist«, grinste Hefele mit gespielt furchtsamer Miene.
    »Lodenbacher?«, warf Kluftinger ein.
    Jetzt platzte dem Verkehrspolizisten der Kragen: »Himmelherrgott, jetzt macht’s halt mal eure Augen auf. Die Autonum mer! Schaut doch mal auf die Autonummer.«
    Das Grinsen aus ihren Gesichtern verschwand schlagartig.
    »HRO. Das gibt’s nicht«, presste Kluftinger heiser hervor. »Das ist …«
    »Genau! Rostock. Das Auto, das ihr gesucht habt. So, jetzt ist euch das Spotten vergangen, oder?«
    »Allerdings. Woher stammt denn das Foto?«
    »Aus Pfronten. Das ist aus einem der fest installierten Starenkästen geschossen worden. Vorgestern. Das Auto gehört Pius Ackermann, ich nehme an, das wird der auf dem Foto sein.«
    »Das war saubere Arbeit, wirklich«, lobte Kluftinger. »Aber jetzt sag: Wisst ihr am Ende auch noch, wo der Mann ist?«
    »Leider nicht«, erwiderte der Polizist.
    Kluftinger richtete sich auf: »Also Kollegen, es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn sich der nicht noch irgendwo in der Nähe rumtreiben würde. Ihr setzt mir Himmel und Hölle in Bewegung, bis wir Pius Ackermann« – er tippte auf das Foto auf dem Schreibtisch – »hier im Büro sitzen haben. Guten Abend.«
    Erst als Kluftinger zu Hause in seine Einfahrt biegen wollte, konnte er seine Gedanken von seinem Fall lösen. Er schimpfte laut, denn der starke Schneefall des Tages hatte die Einfahrt unpassierbar gemacht. Er parkte also auf der Straße, stapfte dann zum Geräteschuppen und griff sich die Schneeschaufel. Gerade, als er beginnen wollte, die Einfahrt zu räumen, streckte seine Frau ihren Kopf aus der Eingangstür heraus: »Du brauchst nicht zu schippen, ich hab den Martin angerufen.«
    »Du hast was?«
    »Ich hab den Martin angerufen. Weil du so krank bist. Langhammers haben doch so eine tolle neue Fräse.«
    In diesem Moment bog unter Hupen der Mercedes des Doktors um die Ecke. Auf einem Anhänger thronte die besagte, leuchtend rote Schneefräse. Kluftinger traute seinen Augen nicht: So ein Kaliber hatte nicht einmal der Hausmeister der Polizeidirektion, obwohl der gut und gerne zweitausend Quadratmeter zu räumen hatte. Der Doktor hingegen brachte es mit Gehsteig vielleicht auf schlappe hundert.
    »Na, da bin ich ja gerade richtig gekommen, sonst hätte unser Invalide noch selbst den Schnee geräumt«, trällerte Langhammer, als er aus dem Auto stieg und den Anhänger öffnete.
    Ungeahnte Kraftreserven wurden im Kommissar frei und ihn packte eine unbändige

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