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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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oder »Weißbach« kommen solle: Pfronten bestand aus einer Vielzahl eigenständiger Weiler.
    Am »Haus Annerose« war anscheinend seit den späten sechziger Jahren nichts mehr verändert worden: Die Schindeln waren mit weinroter Lackfarbe angestrichen, ein gemaltes Edelweiß schmückte in trauter Einigkeit mit einem gelüftelten Enzian die Fassade. Darunter war in geschwungenen, rosafarbenen Buchstaben der Name der Pension und der Hinweis »Garni« zu lesen. Früher hatte sich Kluftinger oft gefragt, wie viele Hotels dieser mächtige Konzern Garni wohl unterhielt, bis man ihn dann darauf hingewiesen hatte, dass dieses »Garni« mit dem Frühstück oder dem Essen oder mit sonst etwas, jedenfalls nichts mit den Betreibern zu tun hatte.
    Die Frau, die den Polizisten die Tür öffnete, hatte das Rentenalter bereits deutlich überschritten.
    »Grüß Gott! Sie sind jetzt wegen dem Ackermann da, gell? Mein Name ist Annemarie Briechle, ich bin die Inhaberin. Ja, das stimmt schon. Sie werden sich jetzt vielleicht wundern, warum das Haus dann Annerose heißt, obwohl …«
    »Ist Herr Ackermann da?«, unterbrach Kluftinger ihren Redeschwall.
    »Ist Herr Ackermann da«, wiederholte die Frau mit dem grauen Dutt. »Der Ackermann ist leider noch nicht aufgetaucht, seit Sie mich benachrichtigt haben. Wer von Ihnen ist denn der Leiter? Der Herr Maier, mit dem ich telefoniert habe?«
    »Der Maier ist nicht dabei. Das ist auch kein Leiter. Der fällt höchstens bald mal von einer runter, wenn er so weitermacht!«, brummte Kluftinger missmutig und erntete dafür einen verwunderten Blick der Wirtin. »Mein Name ist Kluftinger. Meine Mitarbeiter Frau Marx, Herr Strobl.«
    »Also, wenn Sie mich fragen, man sieht’s ihm direkt an!«, flüsterte Frau Briechle mit verschwörerischem Blick.
    »Was denn?«, wollte Kluftinger wissen.
    »Was denn. Na ja, dass mit ihm was nicht stimmt. Mit dem Ackermann, mein ich. Er ist ein bisschen zu galant zu den Damen, zu mir war er das zu Beginn auch, ein bisschen zu unauffällig, was seine Kleidung und sein Auftreten angeht. Für sein Alter sieht er ja noch gut aus und scheint auf den ersten Blick eine gute Partie zu sein. Schließlich ist er allein stehend. Bei mir hat er es ja als Erstes versucht, aber ich bin und bleibe Witwe. Ich habe mir nie viel aus den Männern gemacht. Und immer hatte er so schlüpfrige Sprüche auf den Lippen. ›Auch späte Rosen blühen schön, Annerose‹, hat er gesagt, wo ich doch gar nicht Annerose heiße. Stellen Sie sich vor! Ich habe mir das verbeten. Den ganzen Tag ist er seitdem unterwegs. Dass er ein Betrüger sein könnte, hab ich mir gleich gedacht. Aber Heiratsschwindler sind von der ganz üblen Sorte«, empörte sich die Wirtin.
    »Frau Briechle«, hob Strobl als Erster an, wobei er nur schwer sein Lächeln unterdrücken konnte, »wie kommen Sie denn darauf, dass wir deswegen hier sind? Hat Ihnen das der Herr Maier gesagt?«
    Kluftinger ließ die Frau gar nicht antworten und ergriff seinerseits das Wort: »Wie auch immer, könnten wir Herrn Ackermanns Zimmer kurz in Augenschein nehmen?«
    »Augenschein. Können Sie, ja, ich gehe mit und sperre es Ihnen sofort auf.«
    Kluftinger war es im Grunde gleichgültig, wie die Briechle darauf gekommen war, dass es sich bei Ackermann um einen Heiratsschwindler handelte. Wahrscheinlich hatte sie zu viele Filme aus den sechziger Jahren gesehen. Aber so würde sie zumindest nicht nach den wahren Gründen der Ermittlungen fragen.
    Im Obergeschoss der Pension waren die Türstöcke so niedrig, dass alle den Kopf einziehen mussten, als sie das Fremdenzimmer betraten. Frau Briechle wies darauf hin, dass sie ruhig alles durchsuchen könnten, sie als Hausherrin gebe ihnen die Erlaubnis. Sie wolle der Aufklärung von Verbrechen schließlich nicht im Wege stehen. Um die Kooperationsbereitschaft der älteren Dame nicht aufs Spiel zu setzen, wies Kluftinger sie im Folgenden auch nicht darauf hin, dass sie mit ihren neugierigen Blicken, mit denen sie jeden ihrer Schritte verfolgte, zumindest den Aufklärern von Verbrechen gehörig im Wege stand.
    Als Kluftinger den Schrank öffnete, winkte er die Kollegen zu sich: Ein paar Flossen und Taucherbrillen lagen darin, ebenso ein Gerät, das wie ein futuristischer Staubsauger wirkte und das Strobl als Metalldetektor identifizierte.
    »Sieh mal an. Der alte Herr taucht also auch! Erstaunlich, wie sportlich die alle noch sind.«
    »Nein, nein, das hat er nicht selber verwendet«, mischte sich die

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