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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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ist Doktorand im Fach Molekularbiologie. Ganz gute Referenzen, aber sonst hätte er hier auch nicht mitmachen können.«
    Der Kommissar wunderte sich darüber, dass der Professor seine eingangs gestellte Frage, was mit dem Mann auf dem Foto passiert sei, nicht wiederholt hatte. Normalerweise war dies das Erste, was jemand in so einem Fall wissen wollte. Auch wenn Kluftinger für die Kooperation des Professors nicht undankbar war, war dessen Desinteresse doch zumindest ungewöhnlich.
    »Ich dachte, Sie seien von der Uni München?«
    Der Wissenschaftler blickte ihn fragend an. »Ja, bin ich, von der TU, um genau zu sein, warum?«
    »Na, weil Sie Regensburg gesagt haben.«
    »Ach so, ja, wir haben dieses Forschungssemester ausgeschrieben. Private Mäzene unterstützen uns dabei, nur mit öffentlichen Geldern wäre das gar nicht zu finanzieren. Daher die universitätsübergreifende Ausschreibung. Daraufhin haben sich viele beworben, aus ganz Bayern.«

Einige Monate zuvor

    Als sie ausstiegen, mussten sie beinahe lachen. Der Parkplatz, der braune Umschlag – das alles war so klischeebehaftet, dass es etwas Komisches an sich hatte. Ein konspiratives Treffen. Wie in einem Agentenfilm. Doch die Sache war viel zu ernst, um darüber zu lachen.
    Er stand bereits auf dem Parkplatz und sie erkannten ihn nicht nur an seinem Wagen, den er ihnen beschrieben hatte. Es war vor allem seine Nervosität, die ihn verriet. Gehetzt blickte er sich immer wieder um und knetete seine Hände. Hektisch fummelte er eine Zigarette aus der Tasche und zündete sie sich an. Für einen Augenblick kamen ihnen Zweifel, ob er wirklich der Richtige sei, aber sie mussten jetzt handeln. Und wenn er das viele Geld sehen würde, würde er sich schon entsprechend verhalten. Einer von ihnen legte seine Hand von außen an seine Manteltasche und fühlte den Umschlag. Obwohl niemand sonst auf dem Rastplatz war und die vorbeifahrenden Autos eine stetige Geräuschkulisse bildeten, begrüßte sie der junge Mann flüsternd. Wieder kam ihnen die Situation für einen Moment komisch vor.
    Ob auch wirklich nichts Ungesetzliches an der Sache sei, fragte der junge Mann und wischte sich fahrig ein paar Schweißperlen von seiner Oberlippe.
    Anstatt zu antworten reichten sie ihm den Umschlag. Ob er schon wisse, wohin er wolle, fragten sie.
    Portugal, entfuhr es dem jungen Mann unvermittelt.
    Sie nickten.
    Was mit seinen Eltern sei, wollte er wissen, als sie sich schon zum Gehen gewandt hatten.
    Sie sahen ihn fragend an.
    Ob er sie kontaktieren könne.
    Sie seufzten. Dann stellten sie sich ganz nah zu ihm. Man habe alles besprochen, alles bleibe wie abgemacht. Nicht die Eltern, nicht die Freundin, niemanden.
    Sie zeigten auf den Umschlag. Das sei eine Menge Geld, dafür könne er sich viel kaufen. In anderen Ländern könne man damit Leute für immer verschwinden lassen.
    Der junge Man schluckte. Er hatte verstanden. Schnell lief er zu seinem Auto. Erfuhr davon, ohne sich noch einmal umzusehen.

»Was forschen Sie denn hier so?«
    »Nun, das wäre sehr kompliziert zu erklären. Laienhaft gesagt: Es geht um Geo-Biologie, um Einzeller, Mikroorganismen.«
    Spätestens jetzt war Kluftinger der Mann unsympathisch. Er erinnerte ihn an einen anderen Akademiker, der ebenfalls einen Doktortitel trug und genauso gern mit seinem Fachwissen prahlte.
    »Wann waren Sie das letzte Mal da?«, fiel Kluftingers Kollegin in das Gespräch ein.
    »Vor zwei Wochen. Wir sind hier immer ein paar Tage vor Ort und dann wieder in München, um die Daten auszuwerten.«
    Friedel Marx bohrte weiter: »In dieser Zeit, in der Sie nicht da waren, hatte dieser Bühler hier was zu tun? Ich meine, am See?«
    »Hier? Auf gar keinen Fall. Wir machen das immer zusammen. Es wäre auch viel zu gefährlich, hier allein zu tauchen. Ausgeschlossen.«
    Die Beamten blickten sich an. Da war er wieder, der Hinweis darauf, wie gefährlich das Tauchen in diesem See doch sei.
    »Hören Sie, wenn’s jetzt nichts mehr gibt, ich hätte noch eine Menge Arbeit«, erklärte der Professor.
    Kluftinger zog die Augenbrauen nach oben. »Wollen Sie denn nicht wissen, was mit Ihrem Studenten los ist?«
    Peinlich berührt blickte Guthknecht sie an. Zum ersten Mal während des Gesprächs wurde er unsicher. »Na … natürlich. Ich …« Er räusperte sich. »Was ist mit ihm?«
    Der Kommissar prüfte sein Gesicht einige Sekunden, bevor er antwortete. Es war dem Wissenschaftler deutlich anzumerken, dass er seine Reaktion gerne rückgängig

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