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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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gemacht hätte.
    Kluftinger holte tief Luft und lüftete das Geheimnis: »Wir haben den Herrn … wie heißt er noch gleich?«
    »Bühler, Jochen Bühler.«
    »Also wir haben Herrn Bühler hier leblos gefunden, nur ein paar Meter von der Stelle entfernt, wo wir jetzt stehen. Er lag am Ufer, halbtot, ein Tauchunfall oder möglicherweise ein Verbrechen.«
    Gespannt warteten die Beamten auf die Reaktion des Professors. Der starrte sie mit offenem Mund an. Er schien ernsthaft um seine Fassung zu ringen, dann flüsterte er: »Ist er …?« Er fürchtete sich davor, den Satz zu beenden. Kluftinger war sich jedoch nicht sicher, ob seine Sorge wirklich seinem Studenten galt oder nur der reibungslosen Fortsetzung seiner Studien – oder etwas ganz anderem.
    »Nein, er lebt noch«, antwortete Marx. »Aber er liegt im Koma. Keiner weiß, ob er durchkommt.«
    »Das ist ja … furchtbar. Ich muss das sofort den anderen sagen.«
    Noch bevor ihn die Beamten daran hindern konnten, wandte sich der Professor um, rief seine Studenten zu sich und erzählte ihnen, was er erfahren hatte.
    Sofort kam Bewegung in die Menschentraube, einige schüttelten die Köpfe, andere raunten sich etwas Unverständliches zu, manche wirkten bestürzt.
    »Wird er durchkommen?«, wollte ein breitschultriger Blondschopf wissen.
    »Wir wissen es nicht«, antwortete der Kommissar wahrheitsgemäß.
    »Aber was wir wissen ist, dass er hier getaucht hat, am Wochenende. Kann sich jemand von Ihnen vorstellen, warum? Hat er irgendjemandem etwas gesagt?«
    Wieder begann ein Gemurmel, doch keiner beantwortete die Frage.
    »Wissen Sie sonst irgendwas?«
    Allgemeines Kopfschütteln.
    »Er war kein Streber oder so.«
    »Wie bitte?« Eine glockenhelle Frauenstimme hatte sich zu Wort gemeldet, aber Kluftinger hatte nicht gesehen, wem sie gehörte, und blickte nun suchend in die Menschentraube vor ihm.
    »Ich meine, er war keiner, der besonders engagiert war.« Die Stimme gehörte zu einer hübschen, pausbackigen Brünetten. »Ich glaube nicht, dass er uns mit seinen Forschungsergebnissen beeindrucken wollte.«
    »Woher willst du denn das wissen? Ich würde ihm das schon zutrauen«, mischte sich der Blondschopf wieder ein.
    »Also ich fand ihn ganz in Ordnung. Ziemlich bodenständig«, erklärte der Mann mit der Schiebermütze und den Kopfhörern. Dann mischten sich immer mehr in die Unterhaltung ein und es erhob sich ein unverständliches Stimmengewirr.
    »Meine Damen und Herren«, rief Kluftinger und hob dabei die Arme wie ein Prediger, »es ist sehr gut, dass Sie sich da alle ihre Gedanken machen. Aber uns würde es sehr helfen, wenn Sie diese Angaben geordnet zu Protokoll gäben. Mein Kollege …« Er drehte sich um, überlegte kurz und fuhr dann fort »Meine Kollegin Friedel Marx wird heute bei Ihnen bleiben und Sie können ihr einer nach dem anderen erzählen, was Sie für wichtig erachten. Und danach erzählen Sie ihr bitte das, was Sie für unwichtig halten.« Er versuchte, im Gesicht seiner Kollegin eine Regung abzulesen, doch er konnte nicht erkennen, was sie von ihrer neuen Aufgabe hielt. Schließlich nahm er den Professor beiseite, um von ihm einige Details über dessen Forschungen zu erfahren. Vielleicht könnte er seine Aufgaben selbst einem Unkundigen wie ihm etwas genauer erklären.
    »Es ist eine Zeitreise, die wir unternehmen«, gab der nun sehr bereitwillig Auskunft, offenbar bemüht, den schlechten Eindruck, den er durch sein Verhalten vorhin gemacht hatte, zu korrigieren.
    »Eine Zeitreise?«, fragte Maier neugierig und schob sich zwischen die beiden. Er hatte seit jeher ein Faible für unerklärliche Phänomene.
    »Ja, eine Reise in die Zeit, als die Erde noch von Lebewesen beherrscht wurde, die keinen Sauerstoff benötigten. Anaerob nennen wir das.«
    Maier schnaufte. Offenbar war er enttäuscht, dass der Professor nur in einer Metapher gesprochen hatte.
    »Sie werden es bestimmt nicht wissen, aber was wir hier am Alatsee haben, ist weltweit einzigartig. Eine Anomalie, die es in dieser Form sonst nirgends gibt. Nicht oft, jedenfalls.«
    »Sie meinen die rote Farbe.«
    Der Wissenschaftler war überrascht. »Genau. Woher wissen Sie das?«
    »Weil ihr Student, den wir hier am Ufer gefunden haben, über und über damit bedeckt war.«
    Der Professor sah ihn ernst an. Nach einer Weile antwortete er: »Das würde bedeuten, dass er an ganz bestimmten Stellen getaucht ist. Denn diese Kulturen gibt es nicht überall im See.«
    »Und gibt es an diesen Stellen

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