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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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etwas Besonderes?«, fragte Maier schnell.
    »Allerdings.«
    Mit einem zufriedenen Lächeln sah Maier seinen Chef an. »Und würden Sie uns sagen, was das ist?«, bohrte er weiter, sah dabei aber nicht den Professor, sondern Kluftinger an.
    »Na, eben diese rote Farbe.«
    Kluftinger grinste und Maier lief rot an.
    »Für Sie mag das nur eine seltsame Laune der Natur sein, für uns ist es eine Sensation, die noch ihrer Erforschung harrt. Sehen Sie: In den Flachwasserzonen bis fünfzehn Meter finden Sie ein intaktes Ökosystem vor. Indikatoren wie die sehr sensible Köcherfliege zeigen uns das, aber ich will Sie nicht mit biologischem Fachchinesisch langweilen. Gehen Sie tiefer, stoßen Sie an manchen Stellen auf purpurfarbene Schwefelbakterien. Wir vermuten, dass die Mineralien im Faulenbacher Tal für dieses Phänomen verantwortlich sind, aber das müssen wir erst noch untersuchen. Jedenfalls sind diese Bakterien in einer Größe und Zahl vorhanden, wie das sonst in keinem mir bekannten Gewässer der Welt der Fall ist.«
    Professor Guthknecht ließ die Worte ein wenig nachklingen, was die intendierte Wirkung nicht verfehlte. Die Polizeibeamten hingen förmlich an seinen Lippen. »Wie gesagt, bis etwa fünfzehn Meter ist das Ökosystem intakt, danach kommt, in einer Tiefe zwischen fünfzehn und zwanzig Metern, die Todeszone. Es sind einzelne Stellen, drei bis fünf Meter lang. Da gedeiht nichts. Das ist absolut lebensfeindliches Gebiet. Als wäre es nicht von dieser Welt. Wie auf einem anderen Planeten sozusagen.«
    »Ein anderer Planet also«, wiederholte Kluftinger nachdenklich. »Und was könnte einen veranlassen, sich allein auf diesen Planeten zu begeben?« Er war fast ein wenig stolz, dass er das Wortspiel so gewandt weitergeführt hatte.
    »Das ist wohl die Frage. Aber ich fürchte, die müssen Sie beantworten. Unsere Fragestellungen sind rein wissenschaftlicher Natur.«
    »Hm, na gut«, brummte der Kommissar, der einsah, dass er hier erst einmal nicht mehr weiterkommen würde. »Meine Kollegin ist ja noch vor Ort und auch wir werden uns bestimmt wieder sehen.« In den Ohren des Professors klang das ein bisschen wie eine Drohung, was von Kluftinger durchaus beabsichtigt war. »Eine Frage nur noch: Warum machen Sie das Ganze hier gerade im Winter und nicht im Sommer, da wäre das Tauchen doch bestimmt angenehmer. Der See ist ja kurz davor, zuzufrieren.«
    Ein mildes Lächeln zeigte dem Kommissar, dass er sich als Laie geoutet hatte. »Es gibt mehrere Gründe. Einmal ist das hier ja ein Badesee. Den im Sommer für unsere Forschungen sperren zu lassen, wäre sicher schwierig. Aber der Hauptgrund ist, dass jetzt im Winter sozusagen alles konserviert ist. Die ›Todeszonen‹ wandern nicht, wir haben hier perfekte Bedingungen für eine längerfristige Beobachtung. Im Sommer wären die von uns untersuchten Gebiete einer zu hohen Fluktuation ausgesetzt.«
    Kluftinger hatte zwar nicht das Gefühl, wirklich alles verstanden zu haben, aber er gab sich fürs Erste damit zufrieden. »Richard, wir packen’s«, sagte er und war froh, wieder ins Auto zu kommen, denn die Kälte hatte dem kränkelnden Kommissar zugesetzt und er fühlte sich schwach und ausgelaugt.
    Während sie durch den Schnee stapften und mit einem kaum merklichen Grinsen der Kollegin zuwinkten, die inmitten mehrerer Studenten stand und eifrig notierte, was diese ihr erzählten, sahen sie sich die Gerätschaften an, die – zum Teil im Wagen und zum Teil draußen im Schnee – herumstanden: Auf einem Tisch stand ein Bildschirm, auf dem grüne Kurven leuchteten, daneben etwas, das wie eine kleine Spielzeug-Planierraupe aussah, auf die eine Kamera montiert war. Kabel kamen aus den Autos heraus, in denen Kluftinger ebenfalls einige Monitore entdeckte.
    »Was das kostet!« Maier schüttelte den Kopf. »Und wer zahlt’s? Natürlich die Steuerzahler!«
    »Wie dein Gehalt, Richie, wie dein Gehalt«, erwiderte Kluftinger kurz und Maier verkniff sich eine weitere Bemerkung.
    Wortlos schritten sie zum Auto. Maier, weil er keine weiteren Spitzen gegen seine Person provozieren wollte, Kluftinger, weil er das unbestimmte Gefühl hatte, irgendetwas übersehen zu haben. Als sie im Wagen saßen und Maier den Zündschlüssel herumdrehen wollte, fasste Kluftinger ihn am Arm.
    »Warte noch«, bat er und starrte nach draußen. »Kruzifix, diese Erkältung macht mich ganz damisch im Grind! Irgendwas war noch, irgendwas hab ich übersehen.«
    Maier sagte nichts, er blickte den

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