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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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denn, Mann?« Er stieß hörbar die Luft aus. »Auf so was bauen Sie also
Ihre sogenannte Beweiskette auf? Entschuldigen Sie, meine Herren, wenn ich
lache!«
    »Wir können es uns nicht leisten, wählerisch zu sein.
Aus diesem Grunde werden wir auch die Kooperationsbereitschaft wichtiger
Beteiligter nicht von vornherein ausschlagen – sofern sie glaubhaft machen
können, dass sie als Täter nicht in Frage kommen. Auf jeden Fall gilt das für
die beiden Kernanklagepunkte.«
    »Kooperationsbereitschaft wichtiger Beteiligter? Hab
ich recht gehört?«
    »Nennen Sie’s, wie Sie wollen.«
    »Und welche Kernanklagepunkte sollen das sein?«
    »Nun, die illegale Lagerung von hochtoxischem
Sondermüll und vor allen Dingen die vier Morde.«
    »Verstehe – das soll also mir allein in die Schuhe
geschoben werden, was?«
    »Die Beweise beziehungsweise Indizien sind ziemlich
eindeutig.«
    »Die Beweise oder was immer Sie dafür halten, sind
einen Scheißdreck wert. Zumindest bei einem Teil der Anschuldigungen.«
    »Bei welchen?«
    »Der Architekt zum Beispiel – mit dem hatte ich nichts
zu tun, und noch weniger bin ich für seinen Tod verantwortlich. Fragen Sie doch
mal das Unschuldslamm Maywaldt!«
    »Bleiben immer noch drei Morde«, stellte Marsberg
fest. »Und wie ist das mit dem Giftmüll? Stammt der Plan dazu etwa nicht von
Ihnen? Wurde die illegale Entsorgung in den Neubauten etwa nicht von Ihnen
organisiert?«
    »Ich bitte Sie!« Höhnisch tippte sich Starek mit dem
Finger an die Stirn. »Wie sollte ich allein so etwas durchziehen, noch dazu an
Maywaldt vorbei? Wo selbst der große Hohmann nicht mehr als ein Strohmann war?«
    »Uns kommen gleich die Tränen.«
    »Haben Sie überhaupt schon mal einen einzigen Gedanken
an die Verbindung Maywaldt/Hohmann verschwendet? Würde mich wundern! Daran
hindert Sie nämlich Ihr Tunnelblick, Ihre kreative Beschränktheit. Das ist auch
der Grund, weshalb Sie ständig hinterherhinken, meine Herren.«
    »Klären Sie uns auf. Wir lernen gerne dazu.«
    »Warum, denken Sie, wurde 1994 die Bauunternehmung
Hohbau gegründet – ich meine: warum wirklich ? Warum
ist Hohbau in dieser kurzen Zeit so überproportional gewachsen, obwohl doch die
ganze Branche seit Jahren rückwärtsmacht? Warum kann Hohbau heute jeden
beliebigen Konkurrenten ausstechen? Na, haben Sie eine Idee? Irgendeine? Ich
wette, Sie kommen in hundert Jahren nicht drauf!«
    Stareks Lachen klang hysterisch. Er hatte sich immer
mehr in Rage geredet. Bei den letzten Sätzen war er aufgestanden, nun
stolzierte er wie ein Dozent vor dem Tisch hin und her, die Hände in den
Taschen vergraben.
    »Gut, weil Sie es sind, will
ich es Ihnen verraten«, brüllte er plötzlich. »Die Hohbau G mb H wurde einzig zu dem
Zweck gegründet, Giftmüll statt auf teuren Sonderdeponien in den Fundamenten
von Neubauten für ein Spottgeld zu entsorgen. Und Maywaldt ist nicht nur der
Vater der Hohbau G mb H ,
sondern auch ihr großer Sponsor.«
    »Maywaldt, der große Zampano, und Hohmann als dessen
Marionette – das sollen wir Ihnen abkaufen? Eine
Verbindung zwischen den beiden ist nirgends, nicht einmal andeutungsweise,
erkennbar.«
    »Wer sucht, der findet, aber das gilt offenbar nicht
für die Polizei. Hätten Sie nur mal einen Blick ins Handelsregister geworfen
oder wenigstens einen Hohbau-Briefbogen in die Hand genommen, dann wären Sie
bei den G mb H -Angaben
auf zwei Namen gestoßen: Karlheinz Hohmann und Bettina Wilcke. Während Hohmann
die Tagesgeschäfte führte und grade mal fünf Prozent der Anteile hielt, wirkt
die Wilcke, obwohl Hauptgesellschafterin, stets im Hintergrund. Und jetzt
kommt’s: Bis zu ihrer Heirat hieß Bettina Wilcke mit Nachnamen – Maywaldt. Sie
ist Maywaldts Tochter! Und das ist nur ein Beispiel.«

30
    »Herein!«, rief Staatsanwalt Dr. Hirth,
ohne seine Tätigkeit zu unterbrechen.
    Im Laufe der Jahre hatte er es zu einer gewissen
Fertigkeit gebracht, Besucher bereits an ihrem Klopfen identifizieren,
zumindest aber klassifizieren zu können. Immerhin schätzte er seine
Trefferquote bei diesem Spiel auf gut siebzig Prozent. Umso überraschter war
er, als statt der erwarteten Mitarbeiterin des Schreibdienstes zwei ältere
Herren sein Büro betraten.
    Dr. Hirth stand an einem Aquarium von den Ausmaßen
einer Badewanne und war mit dem Füttern seiner Fische befasst. Ein
hochgewachsener, gepflegt wirkender Endvierziger mit einem schmalen
Oberlippenbärtchen, das ihm trotz seines konservativen Äußeren einen

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