Seehaie
Hinweis auf das
Fundament der Tiefgarage überprüft. Und was soll ich Ihnen sagen, wir sind
fündig geworden. Natürlich haben wir erst einen kleinen Teil entdeckt. Aber ich
versichere Ihnen, wir werden so lange die Betonfundamente aufreißen, bis wir
jedes einzelne verdammte Fass herausgeholt haben.«
»Wieso erzählen Sie mir das?«
»Weil Sie sich nach Hohmanns Tod nicht mehr
herauswinden können. Weil ab sofort Sie unser Mann
sind.«
»Hören Sie, wer sagt, dass ich mich herauswinden will?
Sie erzählen mir da irgendeinen Stuss über Giftmüll, und ich sage Ihnen, dass
ich damit nichts zu tun habe. Vielleicht sollten Sie mal in Ihren Paragraphen
blättern, meine Herren. Nicht ich muss meine
Unschuld, sondern Sie müssen meine Schuld beweisen,
capito?«
»Kommen wir zum nächsten Punkt«, versuchte Wolf rasch,
seinem Kollegen den Rücken zu stärken, ehe die Befragung aus dem Ruder lief.
»Sie haben Kupka, den Polier, gekannt. Ich meine den Kupka, der die Fässer in
den Fundamenten verschwinden ließ.«
»Was soll mit dem sein?«
»Wenn Sie’s nicht wissen –
schließlich haben Sie ihn erschossen.«
»Spinnen Sie jetzt vollends, Mann? Warum sollte ich
den erschießen? Oder haben Sie dafür etwa auch einen Zeugen?«, fragte er mit
hämischem Grinsen.
»Einen Zeugen nicht. Aber das Gewehr, mit dem er
erschossen wurde! Zusammen mit hieb- und stichfesten Beweisen, dass es sich
dabei um Ihre Waffe handelt. Das hat die DNA -Analyse des LKA bestätigt.« Dabei griff er zu einer Akte und hielt sie hoch. »Hier ist der
vorläufige Untersuchungsbericht. Demnach ist zweifelsfrei erwiesen, dass neben
dem Projektil in Kupkas Körper auch eine am Tatort gefundene Hülse aus dieser
Waffe stammt, außerdem eine abgerissene Kartonlasche von einer der drei beim
Gewehr gefundenen Munitionsschachteln.« Er machte eine kurze Pause. »Sieht
schlecht aus für Sie, Herr Starek.«
Starek kaute heftig auf seiner Unterlippe. Plötzlich
war die aufgesetzte Gelassenheit von ihm abgefallen. Dann nickte er. »Ich
verstehe.«
»Ich will Ihnen sagen, wie alles gelaufen ist. Und Sie
können Gift darauf nehmen, dass wir diesen Ablauf haarklein beweisen werden. In
Ihrer Eigenschaft als Objektberater haben Sie nach eigenem Bekunden Fahrzeug-
und Personalkapazitäten für die MERAG beschafft.
Da blieb es nicht aus, dass Sie hin und wieder auch mit dem Transport von
Sondermüll in Berührung kamen. Eines schönen Tages kamen Sie auf den Trichter,
dass sich mit der Entsorgung von Sondermüll eine Menge Geld verdienen lässt –
vor allem, wenn man den Dreck nicht regulär entsorgt, sondern schwarz. Alles,
was man dazu braucht, stand Ihnen zur Verfügung: ein Entsorgungsunternehmen,
das über praktisch unerschöpfliche Müllmengen verfügte, und eine
Bauunternehmung, in deren Neubaufundamenten sich der ganze Dreck wunderbar
verstecken ließ. Für jede Tonne knöpften Sie Maywaldt den Preis für die
reguläre Entsorgung ab, sagen wir, dreihundert Euro im Schnitt. Gekostet hat es
Sie vielleicht dreißig. Die Differenz war Ihr Gewinn – ein Riesengewinn, wenn
man die zigtausend Tonnen Sondermüll nimmt, die bei Maywaldt jährlich und in
steigenden Mengen anfallen.«
»Einspruch, Euer Ehren …«
»Lassen Sie mich ausreden. Dummerweise lief das
Geschäft nicht ohne Mitwisser. Da gab es beispielsweise die Fahrer Ploc und
Juratovic, die Ihnen den Dreck zur Baustelle karrten. Oder Kupka, den Polier,
der die Fässer im Beton verschwinden ließ. Zwar haben Sie alle fürstlich
entlohnt, Sie konnten es sich ja leisten. Aber leider war es denen nicht genug.
Als die Forderungen schließlich in Erpressung ausarteten, hatten Sie keine
andere Wahl: Sie mussten sich der Leute entledigen, je unauffälliger, desto
besser. Dummerweise haben wir die Todesfälle als das ermittelt, was sie waren:
Mord.«
Starek zählte während Wolfs Rede die Knöpfe an seinem
Hemd. »Ich muss schon sagen, Sie haben eine blühende Phantasie, Herr Kommissar …«
»Dann«, fuhr Wolf fort, »kam Ihnen zu allem Unglück
auch noch der Architekt des Corso auf die Schliche. Also musste auch er
verschwinden. Stillers Leiche haben wir übrigens heute ausgebuddelt.«
»Moment mal«, fuhr Starek auf, »was wollen Sie mir
noch alles anhängen?«
»Als zu guter Letzt noch Kriminalobermeister Kalfass
und Kronberger, einer von Stillers Mitarbeitern, Ihrem Geheimnis auf die Spur
zu kommen drohten, wollten Sie auch die zum Schweigen bringen. Wenigstens das
konnte in letzter Minute
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