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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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verhindert werden.
    Ich fasse mal grob zusammen: Vier Morde, zwei
versuchte Morde in Tateinheit mit illegaler Entsorgung von Giftmüll in noch
unbekannten Mengen – das allein dürfte Sie summa summarum dreißig Jahre hinter
Gitter bringen. Dabei sind die vergleichsweise kleineren Vergehen wie
Brandstiftung, Tätlichkeit gegenüber Polizeibeamten oder Bestechung noch nicht
berücksichtigt.«
    »Na, dann beweisen Sie mal schön, meine Herren.«
    »Mehr haben Sie dazu nicht zu sagen?«
    »Was wollen Sie hören? Dass ich mich rundum schuldig
bekenne? Das erwarten Sie doch wohl nicht im Ernst. Ich hab’s Ihnen schon mal
gesagt: Sie müssen mir eine Schuld nachweisen, nicht
umgekehrt. Und das dürfte Ihnen verdammt schwerfallen. Mein Alibi für den
fraglichen Nachmittag auf der Baustelle zum Beispiel, das ist keineswegs vom
Tisch, da warte ich in Ruhe die Verhandlung ab. Ihr Video jedenfalls, das
können Sie sich in die Haare schmieren. Frau Prechtl wird bestätigen …«
    »Sie irren sich. Ich gebe Ihnen Brief und Siegel, dass
Frau Prechtl nur an eines denkt, nämlich ihren eigenen Kopf aus der Schlinge zu
ziehen. Übrigens, wenn Sie glauben, dass die Dame nur Ihnen zur Verfügung
stand, muss ich Sie enttäuschen.« Er nahm ein anderes Blatt zur Hand. »Hier,
ein Überwachungsbericht vom 17. dieses Monats: ›Die Observierte Johanna
Prechtl fuhr um 11.05 Uhr mit ihrem Wagen, Marke Opel Speedster, folgt das
Kennzeichen, in das Parkhaus bei der Fähre Meersburg ein. Nach dem Einparken
wechselte sie in den danebenstehenden schwarzen Porsche Cayenne, auch hier
folgt das Kennzeichen. Es kam zum Austausch von Zärtlichkeiten mit dem Fahrer
des Cayenne‹.« Hier machte Wolf eine Kunstpause, ehe er fortfuhr. »Wenn Sie mich fragen, so scheint Jeanne, gelinde gesagt, mehreren
Herren gedient zu haben. Oder wie würden Sie das nennen?«
    War da soeben eine Bastion gefallen? Zeigte der Macho
Starek gekränkte Eitelkeit? Oder litt er lediglich unter Entzugserscheinungen,
weil sie ihm eine Zigarette verweigert hatten? Jedenfalls legte er die
gefalteten Hände auf den Tisch und ließ nervös die Daumen kreisen. Eine Antwort
jedoch blieb er schuldig.
    Trotzdem sah Wolf langsam, aber sicher ihre Felle
davonschwimmen. Jetzt half nur noch eines: Er musste den Druck auf Starek
erhöhen, und zwar mit allen Mitteln, notfalls sogar mit einer getürkten
Behauptung. Sie brauchten ein Geständnis, sollte es überhaupt zu einer Anklage,
geschweige denn zu einer Verurteilung kommen. Und dahin führte nur ein Weg: Sie mussten Starek isolieren, mussten ihm das
Gefühl geben, von seinen Auftraggebern und Komplizen verraten und verkauft
worden zu sein. Als Bauernopfer, das man der Polizei zum Fraß vorwarf, um die
eigene Haut zu retten.
    »Sollten Sie auf die Idee verfallen, alles auf Hohmann
oder einen Dritten abzuwälzen, so werden Sie abermals im Regen stehen. In
dieser Beziehung können wir nach ersten Sondierungsgesprächen voll auf Dr. Hayder
setzen.«
    Das war eine glatte Lüge, und das wusste auch
Marsberg. Der hob jedoch nur kurz die Augenbrauen, ehe er sich angelegentlich
mit seinen Papieren beschäftigte.
    Es hatte jedoch den Anschein, als führe Wolfs
Strategie zum Erfolg. Er hatte den Satz kaum zu Ende gebracht, da sprang Starek
so heftig auf, dass sein Stuhl polternd nach hinten fiel. Weil sie seine
Reaktion nicht abschätzen konnten, schossen Wolf und Marsberg ebenfalls hoch.
Doch Starek stand der Sinn nicht nach Randale oder gar Flucht. Begütigend hob
er die Hände und ging ein paar Schritte hin und her, ehe er schwer atmend
wieder Platz nahm.
    Kein Zweifel: Starek war angeschlagen!
    Endlich hob er den Kopf und sah Wolf an. »Sie bluffen.
Hayder würde mich niemals anschwärzen. Warum sollte er?«
    »Können Sie sich das nicht denken? Er will posthum den
Kopf seines Mandanten – wahrscheinlich sogar seinen eigenen – aus der Schlinge
ziehen. Gäbe es einen besseren Grund, uns die noch fehlenden Beweise zu
liefern? DNA -Analysen hin, verdächtige
Banktransaktionen her – zur Abrundung unserer Beweiskette fehlen uns nur noch
die Statements der übrigen Beteiligten, die zum Teil sogar die Geschädigten
sind. Maywaldt zum Beispiel …«
    Ohne Vorwarnung hieb Starek mit der flachen Hand auf
den Tisch. Es hörte sich an wie eine mittlere Explosion, sodass Wolf um den
weiteren störungsfreien Betrieb seines Tonbandgerätes fürchtete. Höhnisch
blickte Starek ihn an.
    »Maywaldt als Geschädigter? Ausgerechnet der? Ja, wo
leben Sie

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