Seehaie
wegen
des Verdachts der illegalen Giftmüllentsorgung. Ich muss Sie bitten, uns nach
Überlingen zu begleiten. Sollte Ihre Kooperation zu wünschen übrig lassen,
teile ich Ihnen mit, dass wir im Besitz eines Durchsuchungsbeschlusses sind und
unverzüglich von ihm Gebrauch machen werden.«
Maywaldt starrte sie entgeistert an. » Was soll ich getan haben? Sind Sie denn von allen guten
Geistern verlassen?«
»Bitte, Herr Maywaldt, kommen Sie. Es wird sich alles
klären«, drängte nun Marsberg und trat einen Schritt näher.
»Ich möchte meinen Anwalt verständigen. Das darf ich
doch, oder?«
Maywaldt nahm den Hörer ab, drückte eine Taste und
wartete. Als die Verbindung zustande kam, meldete er sich kurz und verlangte:
»Stellen Sie mich zu Ihrem Chef durch!«
Offenbar entsprach die Antwort nicht ganz seinen
Erwartungen. Übergangslos begann er laut zu werden. »Was heißt: nicht da? Junge
Frau, in Ihrem eigenen Interesse rate ich Ihnen dringend, Ihren Hintern zu
heben und ihn herbeizuschaffen! … Es interessiert mich einen feuchten Kehricht,
wo er sich gerade befindet. Holen Sie ihn ran, aber dalli!« Nervös trommelte er
mit den Fingern auf die Tischplatte. Währenddessen verdunkelte sich seine
Gesichtsfarbe um eine weitere Stufe. »Dann richten Sie ihm aus, dass ich die
längste Zeit sein Mandant war!« Plötzlich schien er sich eines anderen zu
besinnen. »Nein, sagen Sie ihm, man hätte mich vorläufig festgenommen. Er soll
umgehend zur Polizeidirektion Überlingen kommen … ja, die Hauptkommissare Wolf
und Marsberg. Und jetzt möchte ich Ihren Namen … Frau Schaber? … Gut. Legen Sie
sich ins Zeug.« Er knallte den Hörer zurück auf die Gabel und nahm seine Jacke
von der Sessellehne. »Gehen wir, meine Herren.«
Liebend
gern hätte Wolf sich jetzt eine seiner Gitanes angesteckt, doch dazu fehlte die
Zeit. Nach ihrer Rückkehr hatten sie Maywaldt in den Vernehmungsraum 1
verfrachtet. Da dieser jedoch darauf beharrte, keine Aussage ohne seinen Anwalt
zu machen, nutzten Wolf und Marsberg die Zwangspause bis zu dessen Eintreffen,
um den bevorstehenden Auftritt vorzubereiten.
Dazu gehörte vor allem, Starek in den Raum nebenan
bringen zu lassen, um einen günstigen Moment für die Gegenüberstellung
abzupassen. Wolf schwebte vor, durch ein mehr oder weniger zufällig
herbeigeführtes Zusammentreffen der beiden Beschuldigten – wozu sonst sollte
die Verbindungstür zwischen den beiden Räumen gut sein? – eine eventuelle
Blockade bei der Befragung zu lösen. Gerade hatte er mit Kalfass und Jo
besprochen, welche Informationen sie während der Wartezeit aus Starek
herauskitzeln sollten.
Wolf war kaum zu Marsberg und Maywaldt in den
Vernehmungsraum zurückgekehrt, da klingelte dort das Telefon. Marsberg ging
ran. »Der Anwalt ist da«, meldete er, nachdem er aufgelegt hatte.
Einige Minuten verstrichen, dann klopfte es an der
Tür. Als sie aufging, traute Wolf seinen Augen nicht. Auf alles und jeden war
er gefasst gewesen, nicht aber auf den, der nun eintrat: Dr. Hayder.
Blitzartig wurde Wolf bewusst, dass Starek die
Wahrheit gesagt hatte. Wenn es noch eines Beweises für eine Verbindung zwischen
Hohmann und Maywaldt bedurft hatte – mit dem Erscheinen des Anwaltes war er
erbracht.
»Guten Tag. Ich bin Dr. Hayder, der Anwalt von
Herrn Maywaldt.« Während Hayder den Kommissaren nur flüchtig zunickte, begrüßte
er den Unternehmer mit Handschlag.
»Was werfen Sie meinem Mandanten vor?«, wandte er sich
mit barschem Ton an die beiden Beamten.
»Es besteht der Verdacht der fortgesetzten illegalen
Entsorgung von Giftmüll sowie der Beteiligung an der Ermordung des Architekten
Stiller und dreier weiterer Personen.«
»Donnerwetter, schwere Geschütze! Und was, wenn ich
fragen darf, haben Sie gegen Herrn Maywaldt konkret in der Hand, Herr
Hauptkommissar Wolf?«
»Punkt eins: Auf der Großbaustelle des
Corso-Tourismuscenters in Konstanz wurde in Betonfundamenten illegal entsorgter
Sondermüll entdeckt. Das erste freigelegte Fass ist mit hochgiftigem Lackschlamm
gefüllt. Es trägt auf der Unterseite die Aufschrift MERAG .«
»Punkt zwei«, fuhr Marsberg fort: »Wir haben einen
Zeugen, der glaubhaft angibt, dass Ihr Mandant Sondermüll in großen Mengen
angenommen und illegal hat entsorgen lassen, unter anderem in besagtem
Tourismuscenter.«
»Punkt drei«, übernahm nun wieder Wolf das Wort: »Nach
Aussage dieses Zeugen soll Ihr Mandant außerdem die Ermordung des Architekten
angeordnet haben, der
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