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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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kicherte erneut.
    »Verstehe! Die Quelle Ihrer ominösen Informationen.
Dann machen Sie mal, ich bin gespannt, auch wenn ich mir bei manchem, was
gesprochen wird, die Ohren zuhalten muss.«
    »Und noch ein Drittes dürfen Sie mir nicht verübeln:
Die Zeit nach dem Essen gehört meinem  PC .
Spätestens um elf muss mein erster Artikel bei der Redaktion vorliegen, ich
lasse mir gleich eine halbe Seite reservieren. Wir wollen die Neuigkeit doch
morgen unter die Leute bringen, nicht wahr?«

32
    Karin Winter war – Wolf hatte es nicht
anders erwartet – auch beim Kochen von der schnellen Truppe. Warum sich lange
mit Gemüseschnippeln aufhalten, wenn sich das Problem auf zeitsparendere Weise
lösen ließ? Ein schneller Griff in die Tiefkühltruhe, und schon dünsteten die
bunten Würfelchen in zerlassener Butter.
    »Ein Aperitif gefällig?«
    »Was haben Sie denn im Haus?«
    »Hier, extra für Sie angeschafft.« Sie hielt ihm eine
Flasche hin.
    »Pastis? Ich werd verrückt.« Er freute sich ehrlich
und zeigte es auch. »Sagten Sie nicht, Sie machen sich nichts draus?«
    »Stimmt! Er gehört ganz allein Ihnen, also legen Sie
sich ins Zeug. Aber vergessen Sie dabei nicht, was Sie mir erzählen wollten.«
    Wolf schnalzte mit der Zunge, goss sich etwas aus der
Flasche in ein Glas und wollte sich eben auf einem Stapel Kartons niederlassen,
als Karin Winter ihn entsetzt wegzog.
    »Pardon!«, entschuldigte er sich und nahm auf einem
Stuhl Platz. »Scheint sich um etwas Zerbrechliches zu handeln.«
    »Allerdings. Es ist Pudding.«
    Wolf zog anerkennend die Brauen hoch: Wenn die Winter
so viel Pudding aß, musste ihr Stoffwechsel hervorragend funktionieren! Dann
erzählte er ausführlich und der Reihe nach, ließ weder Höhen noch Tiefen aus,
verweilte besonders auf den finalen Ereignissen dieses Morgens, wobei er nicht
vergaß, immer wieder auf bestimmte Hintergründe und Zusammenhänge hinzuweisen.
Mehr als einmal lief die Journalistin zum Tisch, kritzelte Notizen in ihren
Block und hinterfragte, was sie nicht auf Anhieb verstanden hatte. Dabei ließ
sie keine Sekunde ihren Topf aus den Augen. Sie würzte das Gemüse, schmeckte
ab, bereitete die Lachsfilets vor und gab sie auf das Gemüsebett, um sie nach
einigen Minuten zu wenden. Ganz offensichtlich hatte sie kein Problem damit,
mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Beneidenswert, aber da waren Frauen ja schon
immer im Vorteil.
    »Erfüllen Sie mir einen klitzekleinen Wunsch?«, fragte
Wolf.
    »Jeden – wenn ich kann.«
    »Geben Sie eine kleine Zehe Knoblauch dazu?«
    »Passt eigentlich nicht. Aber gut – eine halbe Zehe.«
    Schließlich legte sie den Deckel auf den Topf. Während
Fisch und Gemüse bei schwacher Hitze weiter garten, bereitete sie eine pikante
Limettensoße zu.
    »… so hat sich letztlich das Problem Hohmann von
selbst erledigt«, resümierte Wolf abschließend und nippte an seinem Glas. »Und
dank Starek haben wir endlich auch den Kopf der Organisation. Allerdings sind
wir damit noch lange nicht aus dem Schneider. Ich fürchte nämlich, dass uns der
Korruptionsverdacht noch wochenlang auf Trab halten wird …«
    »Hier, kosten Sie mal …«, unterbrach ihn die Köchin.
    »Donnerwetter!« Er leckte sich die Lippen. »Ich würde
sagen, noch eine kleine Prise Salz, und das Sößchen ist perfekt.«
    Wie zur Bestätigung klingelte es in diesem Moment an
der Wohnungstür. Karin Winter schaute auf die Uhr. »Halb acht. Das muss unser
zweiter Gast sein. Machen Sie ihm bitte auf?«
    Folgsam lief Wolf zur Tür und riss sie auf. Draußen
lehnte sich ein schwer atmender Don Camillo an den Türrahmen.
    »Qualle – du?« Wolf war freudig überrascht. »Ich hätte
es wissen müssen. Spätestens seit den Puddingkartons!«
    »Ihr kennt euch?«, staunte Karin Winter, die ihm an
die Tür gefolgt war.
    »Klar. Qualle trainiert doch die Kripo am Computer.«
    »Hätt ich gewusst«, keuchte Qualle sichtlich außer
Atem, »dass du ganz oben unterm Dach wohnst, Karin … und es in diesem Haus
keinen Aufzug gibt … puh … dann hätt ich McDonald’s vorgezogen, ehrlich.«
    Wenig später saßen sie beim Essen. Wolf, der selbst
mehr schlecht als recht kochte und trotz seiner Vorliebe für deftige Eintöpfe
ein raffiniert zubereitetes Gericht aus hochwertigen Zutaten durchaus zu
schätzen wusste, musste Karin Winter Abbitte leisten. Was ihre Kochkünste
betraf, hatte sich seine anfängliche Skepsis als unbegründet erwiesen – noch
ein Punkt, der für diese Frau sprach. Auch

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