Seehaie
missglückte
Hausdurchsuchung bei Hohmann erklären.«
»Dann hast du also die ganze Zeit Patzlaff mit dem
Maulwurf gemeint, als wir in der Krone saßen!«
»Ja. Aber zu dem Zeitpunkt war ich mir noch nicht
sicher. Glaube mir, ich konnte dich unmöglich in die laufenden Ermittlungen
einweihen, das hätte dein Verhalten gegenüber Patzlaff beeinflusst. Aber ihr
habt den Fall geknackt, wie man hört. Ein ganz großes Kompliment zu eurer
Arbeit. Prima gemacht!«
»Was mich wirklich wundert«, meldete sich nun Marsberg
nachdenklich zu Wort: »Wieso haben wir bei Hohmann auch nicht den kleinsten
Anhaltspunkt für Bestechung gefunden?«
»Weil die Leute nirgends so erfindungsreich sind wie
im Fall von Korruption. Das System des Gebens und Nehmens lebt vom Vertuschen,
Verstecken, Verschweigen. Allein in eurem Fall dürfte der Schaden für die
Allgemeinheit in die Millionen gehen, und es wird Wochen und Monate dauern, das
Geflecht von Bestechung und Vorteilsannahme zu entwirren und zu ahnden – falls
wir es überhaupt schaffen!«
»Alles recht und schön. Aber wie konnte es Hohmann
gelingen, ohne Verdacht zu erregen seine Konkurrenten auszubooten und praktisch
jede beliebige Ausschreibung zu gewinnen? Ich meine, da muss doch Geld
geflossen sein, und so was hinterlässt normalerweise Spuren. Warum nicht bei
Hohmann?«
»Ja, und wieso lag gegen das Maywaldt-Imperium nie
etwas vor?«, hieb Wolf in dieselbe Kerbe. »Der hat seine Giftmülllieferanten
und Mitwisser doch auf Teufel komm raus geschmiert. Wahrscheinlich hat er auch
bei seinen offiziellen Geschäften potenzielle Auftraggeber ›beatmet‹ oder
›angefüttert‹ und nach der Auftragsvergabe dicke bezahlt. Und mit Sicherheit
haben auch bei der illegalen Müllbeseitigung durch Hohmann eine Menge Leute die
Hand aufgehalten.«
»Ganz einfach«, antwortete Sommer, »Maywaldts schwarze
Erlöse flossen auf eine Bank in der Schweiz. Von diesem Konto hat er die Leute
bezahlt, und zwar stets in bar. Nichts davon lief über die Bücher, es gab
praktisch keine Zeugen und schon gar keine Belege. Nur die Chefs wussten
Bescheid.«
»Und Starek.«
»Ja, Starek«, wiederholte Sommer gedehnt. » Er war gewissermaßen Maywaldts Achillesferse. Insofern hast
du am richtigen Mann den Hebel angesetzt, Leo.«
»Ich wage nicht, mir vorzustellen, wo wir ohne Stareks
Schachzug mit den Bildern im Web jetzt stünden«, sagte Wolf und sah zu Marsberg
hinüber.
»Tröste dich«, antwortete Sommer. »Manchmal brauchen
wir eben zum Erfolg den Kollegen namens Glück. Wo kämen wir denn sonst hin?«
»Jedenfalls nicht in den Kriminalistenhimmel«, grinste
Marsberg.
***
Wolf
hatte Kalfass und Jo über Patzlaffs unrühmlichen Abgang in Kenntnis gesetzt und
sie dann aus seinem Zimmer hinauskomplimentiert. Es war höchste Zeit, einen
dringenden Anruf zu tätigen.
»Hallo, Frau Winter, können Sie reden?«
»Herr Wolf, seien Sie gegrüßt. Ich sitze im Auto,
sprechen Sie ruhig.«
»Haben Sie heute Abend schon etwas vor?«
»Soll das eine Einladung sein?«, kicherte sie.
»So können Sie’s sehen. Zu einem Festessen.«
»Und was verschafft mir die Ehre?«
»Ich möchte meine Schuld begleichen. Bringen Sie also
Ihren dicksten Block mit, Sie werden ordentlich zu schreiben haben.«
»Nein!!! Heißt das, Sie sehen endlich Licht am Ende
des Tunnels?«
»Mehr noch. Wir sind durch. Der Fall ist
abgeschlossen.«
»Ich fass es nicht! Das ist die erste gute Nachricht
heute. Allerdings«, sie zögerte kurz, »ich glaube nicht, dass Sie große Freude
an mir hätten. Sie verlangen zu viel. Wie soll ich unser Essen genießen und
anschließend entspannt mit Ihnen zusammensitzen, während Sie mich gleichzeitig
mit Nachrichten füttern, die in unserem Blatt wie eine Bombe einschlagen
werden? Das würde mich so was von zapplig machen, ich müsste sofort mit
Schreiben beginnen. Ich mache Ihnen einen anderen Vorschlag: Sie kommen zu mir , ich koche uns
was Schönes. Mögen Sie Fisch? Ja, es gibt Lachsfilet auf einem Gemüsebett, dazu
ein raffiniertes Sößchen. Was halten Sie davon?«
»Klingt verlockend.«
»Um sieben bei mir? Oben, auf dem Burgberg.« Sie
nannte eine Straße und die Hausnummer.
»Ich werde da sein.«
»Noch eins: Würde es Sie sehr stören, wenn ich einen
weiteren Gast einlade?«
»Warum sollte es? Sie sind
die Gastgeberin.«
»Er hat nicht unerheblich mitgeholfen, Ihre Sache zu
einem guten Ende zu bringen – und war dabei mehr als einmal mit einem Bein im
Kittchen.« Sie
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