Seehaie
in einer Computerzeitschrift blätterte.
Im Augenblick war nur einer von
neun Bildschirmen eingeschaltet, doch der nahm die ganze Aufmerksamkeit des
Bärtigen in Anspruch. »Schau sie dir an, schau sie dir nur an«, rief er über
die Schulter zurück und kraulte aufgebracht seinen Kinnbart. »Diese geilen
alten Säcke können es kaum erwarten, die jungen Dinger da draußen zu
bespringen. Ist das nicht widerlich?«
Der zweite Mann, ein
hochgewachsener Blondschopf im weißen Muscleshirt, hob unwillig den Kopf. »Na
und, was stört dich daran?«, wies er den Bärtigen zurecht und warf einen
flüchtigen Blick auf den Monitor.
Leicht erhitzt, mit abgelegten
Jacken und gelockerten Krawatten, umstanden die acht Teilnehmer der
ungewöhnlichen Party zwei runde Bistrotische, nippten mit kaum verhohlener
Spannung an ihren Champagnergläsern oder sahen wie beiläufig durch die
Bullaugen auf den nächtlichen See hinaus, wo in der Ferne die Lichter des
Südufers sachte auf und ab zu tanzen schienen.
Ein mokantes Grinsen flog über das
Gesicht des Blonden. »Vergiss nicht, mein Alter, sie finanzieren dein süßes
Leben, und das nicht zu knapp.«
Er stand auf, griff nach dem
Mikrofon, das auf dem Tisch lag, und drehte die Musik leiser. Schade um den
schönen Titel, dachte er. »Conquest of Paradise«, eines der besten Stücke von
Vangelis. Sie hatten es nicht ohne Bedacht gewählt: Mit ihm wurde einst Henry
Maske in den Ring geschickt, es würde auch die Meute hier an Bord auf Trab
bringen.
Der Blonde schaltete das Mikro ein.
»Meine Herren«, begann er. Augenblicklich verstummten die Gespräche, die Gruppe
wartender Männer draußen im Salon war ganz Ohr. »Lassen Sie uns nun zum
Höhepunkt unserer heutigen Surprise-Party kommen.«
»Wie wahr, wie wahr«, brummte der
Bärtige. Treffender hätte man die Erwartungen ihrer Gäste nicht ausdrücken
können.
»Jawohl, nischt wie ran!«,
sächselte denn auch ein nicht mehr ganz nüchterner Dicker mit Halbglatze und
sah sich Beifall heischend um, derweil sein Doppelkinn wie ein Wackelpudding
hin und her wogte.
»Also, der Zufallsgenerator hat die
heutigen Paarungen bestimmt.« Die zweideutige Wortwahl rief allgemeine
Heiterkeit hervor. »Kajüte eins geht an Medicus.«
Ein hochgewachsener, weißhaariger
Endfünfziger, vom Champagner erhitzt, stieß eine Art Jubelruf aus, einem Jodler
nicht unähnlich. Triumphierend stellte er sein Glas auf den Tisch, reckte in
Siegerpose den rechten Arm in die Luft, mit Zeige- und Mittelfinger das Victory-Zeichen
bildend. Von Beifall und anzüglichen Rufen seiner Kumpane begleitet, stolzierte
er grinsend davon. Sekunden später war er in dem spärlich beleuchteten Gang
verschwunden, der vom Salon aus nach hinten führte und von dem rechts und links
je vier Türen abgingen.
»Für Kajüte zwei hat der
Zufallsgenerator Hubertus bestimmt, Kajüte drei für Advocatus und die vier …
die vier gehört Bacchus …« Kurze Zeit später waren alle acht Männer im
rückwärtigen Teil des Schiffes verschwunden.
Keiner von ihnen ahnte, dass vom
Betreten der Kajüte an jede ihrer Bewegungen von einer versteckten Kamera
aufgezeichnet wurde.
»Stell dir vor, einer unserer
Gäste würde sich in diesen Raum verirren – nicht auszudenken!«, grunzte der
Bärtige und schaltete die restlichen acht Monitore ein.
Den Blonden ließ diese Vorstellung
kalt, kaum dass sie ihm ein müdes Kichern entlockte. Während er ohne
sonderliches Interesse in seiner Zeitschrift blätterte, behielt der Bärtige die
Monitore im Auge – schließlich mussten sie sichergehen, dass keiner der
Partyteilnehmer über die Stränge schlug.
So vergingen einige Minuten.
Plötzlich erregte etwas die Aufmerksamkeit des Bärtigen; er setzte sich auf und
beugte den Oberkörper vor. Mit aufgerissenen Augen starrte er auf den Monitor
oben links und reckte den Kopf nach vorn, um nur ja jedes Detail zu erkennen.
Schließlich hielt es ihn nicht mehr auf seinem Sitz, er sprang auf, mit lautem
Poltern kippte der Stuhl nach hinten.
»Unser Doc geht wohl ordentlich zur
Sache, was?«, fragte der Blonde leichthin, ohne sein zielloses Blättern zu
unterbrechen. Er wusste genau, welche Kajüte auf welchen Monitor geschaltet
war.
Der Bärtige ging nicht auf den
Plauderton ein. Nur mit Mühe konnte er seine Aufregung verbergen. »Da stimmt
doch was nicht«, krächzte er heiser. »Komm her,
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