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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Wolf und Kalfass, zwei IT -Spezialisten
des Ravensburger Dezernats für Computerkriminalität und zwei Buchprüfer des D3,
der Abteilung für Wirtschaftsstrafsachen, eilten über das Treppenhaus in den
zweiten Stock, in dem Geschäftsleitung und Verwaltung des Unternehmens
residierten. Ein achter Kripomann hatte zuvor dafür gesorgt, dass die
Empfangsdamen die Invasion nicht nach oben meldeten. Dem Einsatzkommando folgte
der diensthabende Staatsanwalt Dr. Kauder. Der hatte, gewissermaßen als
Nachhut, je einen uniformierten Streifenbeamten an den beiden Gebäudezugängen
und am Aufzug neben dem Treppenabgang ins Untergeschoss postiert – mit der
strikten Anweisung, ohne seine ausdrückliche Genehmigung niemand herein- oder
hinauszulassen.
    Das ungewohnte Getrappel auf der Treppe und in den
Gängen lockte viele neugierige Mitarbeiter an die Tür. Die Beamten kannten das
und scherten sich nicht darum.
    Das Chefbüro lag am Ende des Ganges. Hoffentlich war
Hohmann nicht ausgerechnet heute außer Haus, dachte Wolf. Doch seine
Befürchtung erwies sich als unbegründet. Kurz bevor sie die Tür mit der
Aufschrift »Geschäftsleitung, bitte im Vorzimmer anmelden« erreichten, riss
Hohmann sie auch schon auf, um der Ursache des Lärms auf den Grund zu gehen. Im
gleichen Moment war die Spitze des Trupps in Gestalt von Wolf und Marsberg bei
ihm und drängte ihn in sein Büro zurück.
    »Was soll das? Was wollen Sie hier? Wer sind Sie
überhaupt?«, beschwerte sich der Bauunternehmer und schob den Unterkiefer vor.
    Marsberg hielt ihm ein Formular unter die Nase. »Das
ist eine Hausdurchsuchung, Herr Hohmann. Hier ist der Beschluss, ausgestellt
vom zuständigen Richter des Amtsgerichts Überlingen. Es besteht ein
Anfangsverdacht auf korruptive Handlungen nach Paragraph 331, 333 und 334 des
Antikorruptionsgesetzes. Ich muss Sie bitten, Ihr Büro nicht zu verlassen und
uns während der Durchsuchung zur Verfügung zu stehen. Unsere Beamten werden die
betroffenen Abteilungen Ihres Hauses prüfen und haben das Recht, Mitarbeiter zu
befragen und verdächtige Unterlagen mitzunehmen.« Er wandte sich um und gab den
Kollegen einen Wink, sich wie abgesprochen auf die einzelnen Räume zu
verteilen.
    »Sind Sie übergeschnappt? Was soll das heißen,
›korruptive Handlungen‹? Haben Sie Beweise für diesen ungeheuerlichen
Verdacht?«
    Für Wolfs Geschmack tat Hohmann eine Spur zu
theatralisch, was er einigermaßen merkwürdig fand. »Noch nicht«, antwortete er,
»deshalb ist es ja erst mal ein Verdacht. Warten Sie einfach ab, bis wir unsere
Arbeit getan haben.«
    Hohmann schaltete umgehend zurück, gerade so, als
würde ihn aus irgendeinem unerfindlichen Grund die ganze Aktion nicht mehr
betreffen. »Bitte sehr, tun Sie sich keinen Zwang an. Schnüffeln Sie nur
überall herum. Sie werden verstehen, dass ich Ihnen nichts anbiete, meine
Herren. Womöglich heißt es noch, ich wolle auch Sie korrumpieren. Hätten Sie
etwas dagegen, wenn ich jetzt meinen Anwalt anrufe?«
    »Das ist Ihr gutes Recht«, antwortete Dr. Kauder,
der inzwischen ebenfalls den Raum betreten hatte.
    Zu Hohmanns Leidwesen stellte sich heraus, dass sein
Rechtsbeistand gerade einen anderen Mandanten vor Gericht vertrat und erst
gegen Mittag zur Verfügung stehen würde.
    »Wir müssen Sie bitten, so lange mit uns zu
kooperieren – auch und vor allem in Ihrem eigenen Interesse. Als Erstes hätten
wir gerne Ihren Terminplaner.«
    »Hohmann gleich zu Beginn in die Enge treiben, das ist
die beste Strategie«, hatte Wolf bei der Vorbesprechung zu dieser Aktion als
Losung ausgegeben, und Marsberg hatte sich seiner Ansicht vorbehaltlos
angeschlossen. Nun suchten sie gemeinsam in dem Terminkalender nach einem
bestimmten Eintrag – und fanden ihn wie erwartet mit dem Datum des Tages, an
dem sich Hohmann mit Siebeck in Zürich getroffen hatte. Schließlich begann Wolf
mit der Befragung.
    »Herr Hohmann, wo waren Sie am frühen Nachmittag des
3. Juli dieses Jahres, also vor zwei Tagen?«
    Hohmanns Augen verengten sich zu Schlitzen. Er zog
seine Weste aus und warf sie achtlos über einen Stuhl, als wäre ihm plötzlich
zu heiß geworden. Nun saß er im gelben T-Shirt mit dem plakativen Schriftzug
seines Unternehmens über der Brust hinter dem Schreibtisch und musterte der
Reihe nach seine Besucher. Er wirkte keineswegs eingeschüchtert, ja, es stahl
sich sogar ein feines Lächeln auf sein Gesicht.
    »Vorgestern, sagen Sie? Ich glaube, da war ich in
Zürich … ja, in Zürich. Mit

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