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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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betrifft, so werde ich bei Ihrem nächsten Antrag dreimal prüfen, ob ihr
Material hieb- und stichfest ist.« Obwohl er mit dieser Aussage indirekt eine
gewisse Mitschuld an dem ganzen Fiasko eingestand, hatte er sich so in Rage
geredet, dass er grußlos den Raum verließ. Immerhin: Wolf rechnete es ihm hoch
an, dass er die Tür nicht hinter sich zuknallte.
    »Da habt ihr’s: Kaum können sich die hohen Herren
einmal nicht nach ihrem Geschmack profilieren, schon sind wir die Ärsche.«
Marsberg war sichtlich verärgert.
    Wolf wiegte abwägend den Kopf hin und her. »Irgendwo
hat er ja auch recht. Die ganze Sache hat sich leider als Flop entpuppt. Dabei
war ich mir meiner Sache so sicher. Tut mir leid, Rolf, dass ich dich da mit
reingerissen habe.«
    »Die Sache ist noch nicht zu Ende«, sagte Kalfass
überraschend bedächtig. »Ich bin nach wie vor überzeugt, dass Hohmann Dreck am
Stecken hat. Wir können es nur nicht beweisen. Noch nicht! Deshalb sollten wir
alles noch einmal in Ruhe durchgehen, was meinen Sie?«
    »Okay«, stimmte Marsberg zu, und auch Wolf nickte.
    »Also: Wir haben auf der Suche nach verdächtigen
Belegen die Buchhaltung und die Kasse des Unternehmens durchforstet und
sämtliche Bankkonten überprüft – nichts, was auf Bar- oder Sachzuwendungen im
Zusammenhang mit Vorteilsgewährung oder Bestechung schließen ließe. Nicht
einmal kleinere Beträge zum sogenannten ›Anfüttern‹ oder für dubiose
Kaffeekassen tauchen auf. In keiner der geprüften Terminunterlagen
einschließlich der Laptops der leitenden Angestellten wurden verdächtige
Einträge gefunden. Auch die Überprüfung des Servers, hier speziell der
Korrespondenzdateien und der Adressenpools, gaben keinerlei Anlass zu weiteren
detaillierten Nachforschungen.«
    »Und so, wie Hohmann das Treffen mit Siebeck
dargestellt hat, können wir ihm kaum einen Strick draus drehen«, warf Wolf ein.
    »Mit anderen Worten: Die Hohbau G mb H und ihr
Geschäftsführer sind absolut clean. So clean, dass es zum Himmel stinkt!«
    Wolf musste Kalfass recht geben: Wenn bei der Prüfung
eines Unternehmens auch nicht die kleinste Kleinigkeit auffällt, ist das an
sich schon außerordentlich auffallend. Mehr noch: Es ist gewissermaßen
oberfaul. »Weißt du, irgendwie hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass
Hohmann von der bevorstehenden Durchsuchung gewusst hat. Er war einfach zu gut
vorbereitet und viel zu ruhig. Ich bin sicher, dass Geld geflossen ist – aber
wie hat er das angestellt? Wie konnte er das verbergen?«
    »Wir kriegen ihn trotzdem!«, war Kalfass überzeugt.
Sein Gesicht nahm einen verbissenen Ausdruck an.
    »Was ist, wenn es nun gar nicht um Korruption im
Zusammenhang mit der Vergabe von Bauaufträgen geht? Wenn etwas ganz anderes
dahintersteckt?« Wolf musste an die kryptische Bemerkung seines Freundes
denken: »Niemand ist der, der er zu sein scheint … konzentrier dich nicht nur
auf Hohmann«, hatte Sommer gesagt.
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Weiß nicht. Vergiss es!«
    Marsbergs Handy fiepte. Einer der Beamten, die Siebeck
befragt hatten, wollte seinen Bericht loswerden. Marsberg hörte aufmerksam zu.
Dann bedankte er sich und beendete das Gespräch. »Falls irgendjemand die
Hoffnung hatte, die zeitgleiche Befragung des Baudezernenten Siebeck könnte uns
weiterbringen, muss ich ihn leider enttäuschen. Was das Treffen im ›Baur au
Lac‹ angeht, gibt es null Abweichung von Hohmanns Darstellung. Ist schon
irgendwie komisch, nicht?«
    »Langsam frage ich mich, ob ich die beiden toten
Lastwagenfahrer nur geträumt habe …«, sinnierte Wolf.
    Ein zaghaftes Klopfen ertönte, herein kam Hannelore
Bender, Patzlaffs Sekretärin. Sie machte ein ziemlich belämmertes Gesicht.
    Wolf und Marsberg sahen sich an: Der Chef hatte
Sehnsucht nach ihnen.
    »Sie denken richtig, meine Herren«, sagte Frau Bender.
»Er ist ziemlich aufgebracht, und sein Besucher ist daran nicht ganz unschuldig …«
    »Lassen Sie mich raten«, sagte Wolf. »Der Besucher ist
Hohmanns Anwalt, stimmt’s?«
    Sie nickte, für Kalfass ein Zeichen, sich zu
verdrücken. Wenn der Kriminalrat aufgebracht war, machte man sich am besten
unsichtbar.
    ***
    Der
Leiter der Kripo Überlingen hatte sich vor seinem Schreibtisch aufgebaut. Neben
ihm stand ein zwei Köpfe größerer, braun gebrannter Mittfünfziger mit
silbergrauen Schläfen, dunklem Nadelstreifenanzug und dezent gemusterter
Seidenkrawatte auf fliegerblauem Hemd, die Schuhe auf Hochglanz getrimmt. Der
Mann machte

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