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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Bescheid weiß. War quasi die rechte Hand des Chefs und
sollte demnächst sogar, wenn ich das recht verstanden habe, sein Partner
werden. Den werde ich mir morgen früh zur Brust nehmen.«
    »Kronberger.«
    »Wie – Sie kennen ihn?«
    »I wo, hab nur von ihm gehört. Mach das. Hier sind
übrigens die Angaben zu Starek. Den Zettel habe ich von Hohmann.«
    Kalfass warf einen Blick darauf und grinste. »Na, wer
sagt’s denn? Der Objektberater. Da lagen wir ja goldrichtig.«
    Inzwischen war Jo aus dem Labor zurückgekehrt. »Ich
hätte da noch eine Idee«, meldete sie sich zu Wort. »Wir wollten doch wissen,
ob Hohmanns Fahrer auch für andere Unternehmen Transporte durchgeführt haben.
Warum schauen wir uns nicht einmal Plocs Rapportzettel an, sagen wir: von den
letzten sechs Monaten? Das haben wir bei der Hausdurchsuchung in Markdorf
nämlich versäumt.«
    »Glänzender Einfall. Dann stattet ihr beide morgen
früh zuerst der Bauunternehmung, dann diesem Architekten einen Besuch ab. Nehmt
zusammen einen Dienstwagen, okay?«
    Auf dem Weg in sein Büro wandte er sich noch einmal
um. »Ein bisschen mehr Begeisterung, wenn ich bitten darf. Ihr sollt ja nicht
gleich heiraten.«
    ***
    Zwei
Tage lang hatte die Bodenseeregion unter einer Inversionsschicht gelegen, hatte
unter der Hitzeglocke gestöhnt und auf Wind gehofft. Heute Abend endlich kam er
aus seinem Schmollwinkel hervor und brachte den Menschen die dringend ersehnte
Erleichterung.
    Wolf radelte hinter Nussdorf den Uferweg entlang, ließ
sich die frische Seebrise um die Nase wehen und blickte, wo es die
Uferbepflanzung zuließ, zur Mainau hinüber, die zum Greifen nah über dem Wasser
schwebte. Wenig später tauchte links oben die Birnau auf. Da konnte er nicht
anders: Er musste anhalten und sein Fahrrad abstellen. Sollte Sommer ruhig ein
paar Takte warten, es bliebe ihnen mehr als genug Zeit zum Essen, Trinken,
Reden.
    Als er sich endlich sattgesehen und die über See und
Landschaft liegende Abendstimmung in sich aufgesogen hatte, setzte er seine
Fahrt fort, passierte Maurach und Seefelden und fuhr über einen quirligen
Campingplatz, ehe er auf einem schmalen Steg die Aach überquerte und endlich
nach Unteruhldingen hineinfuhr.
    Wenig später saß er auf der Terrasse des Hotels Seehof
gegenüber dem Jachthafen.
    Allein!
    Erst nach weiteren zehn Minuten traf Sommer ein, mit
schuldbewusstem Gesicht und einigermaßen atemlos.
    »Entschuldige, Leo, ich hab die Zeit verbaselt, aber
es war einfach zu schön am See und auf dem Weg hierher. Solltest du ruhig auch
mal machen, ich erteile dir jetzt schon Absolution, falls du deshalb zu spät
kommen solltest.« Er lachte aufgeräumt.
    Nach dem Essen – Wolf hatte mit großem Appetit eine
geräucherte Forelle mit Apfelmeerrettich und Toast verdrückt – stießen sie mit
einem kühlen Hagnauer Weißherbst an und lehnten sich entspannt zurück.
    »Wenn man bedenkt, dass ich das jeden Tag haben könnte …«, kam Wolf ins Grübeln.
    »Da du noch immer unserem Verein angehörst, kann der
Ärger mit Patzlaff nicht gar so schlimm sein. Wie laufen übrigens deine
Ermittlungen? Kommst du voran?«
    »Frag mich was Leichteres. Ehrlich gesagt, stochern
wir nach wie vor im Nebel herum. Gestern gab es den dritten Toten, wieder ein
Hohmann-Mitarbeiter. Trotzdem glaube ich nicht, dass Hohmann aktiv in die Morde
verwickelt ist. Der Fall ist wie die Pest: frisst sich ständig weiter, ohne
dass wir ein Mittel dagegen hätten. Hinzu kommt, dass der Architekt des Corso
seit mehreren Tagen verschwunden ist. Würde mich nicht wundern, wenn wir morgen
bereits den vierten Toten hätten.«
    »Also noch keine heiße Spur?«
    »Keine, obwohl wir jedem, auch dem kleinsten Verdacht
nachgehen.« Nachdenklich nippte er an seinem Glas. »Aber vielleicht entwickelt
sich ja unser Phantom zu einer heißen Spur.«
    »Phantom?«
    »Ja. Kommt uns ständig in die Quere, aber keiner will
es kennen.« Wolf erzählte Sommer, was sie über Starek wussten.
    Sie unterbrachen ihr Gespräch für eine Weile: Das Einlaufen
eines schnittigen Zweimasters, von drei Frauen gesegelt, beanspruchte ihre
ungeteilte Aufmerksamkeit. Erst als das Anlegemanöver beendet war, sprach Wolf
weiter. »Bin echt auf Patzlaffs Reaktion gespannt, wenn ich bei ihm vorreite.
Morgen soll er wieder im Lande sein, war angeblich auf einer wichtigen Tagung.«
    »Ja, in Wiesbaden. Ging über zwei Tage. Das BKA präsentierte dort sein jährliches ›Lagebild
Korruption‹.«
    Wolf sah Sommer

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