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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Starek. Nennt sich Objektberater und
wohnt in Konstanz.« Sie nannte ihm die Adresse.
    »Weißt du, ob der Mann im Internet ist? Oder nein,
lass mal, das haben wir gleich.« Er holte etwas auf den Bildschirm, was Karin
unschwer als Suchmaschine erkannte, und tippte Namen und Adresse ein.
    »Aha. Da haben wir’s ja schon«, knurrte er zufrieden.
»Hat renommierte Kunden, der Mann. Drei Mitarbeiter. Strategische und
logistische Beratung, blablabla …«
    Ein paar Tastenhiebe brachten ihn zum Quellcode der
Seite. »Das ist gut, das erleichtert die Sache«, rief er aus. Dann studierte er
die Daten.
    Karin verstand nur Bahnhof. Wenigstens klang Qualles
Bemerkung irgendwie beruhigend.
    »Also«, begann er zu dozieren, »als Erstes stellen wir
dem einen Trojaner in den Stall. Damit kann man in jedes fremde System
eindringen, verstehst du? Na ja, in fast jedes …« Der
Rest des Satzes verlor sich in undeutlichem Gemurmel.
    Qualle war minutenlang nicht ansprechbar. Schließlich
seufzte er. »So! Ich habe jetzt über einen Port-Scan abgecheckt, was im Server
dieses Starek alles offen steht. Dann bin ich rein und hab mir die Root-Rechte
verschafft. Jetzt fungier ich gewissermaßen als Administrator.« Als er Karins
fragendes Gesicht sah, fügte er hinzu: »Das bedeutet, ich bin jetzt der Boss
des Starek-Rechners und kann mich völlig frei in seinem Netz bewegen.«
    Beifall heischend blickte er Karin an. Die tat ihm den
Gefallen. Nein, sie war sogar ehrlich beeindruckt, und sie sagte es ihm auch.
Es wunderte sie überhaupt nicht mehr, dass Qualle selbst bei der Kripo als
kompetenter Dozent galt, der die Beamten für ihren Kampf gegen Hacker und
Computerkriminelle fit machte.
    »Schau her, sieht doch prächtig aus, oder? Hier haben
wir seine Dateiverzeichnisse. Wunderschön! Lass sehen … Hier ist zum Beispiel
ein Ordner ›Termine‹, dann haben wir da ›Korrespondenz‹ …« Nach einem kurzen
Seitenblick auf seine Nachbarin fügte er hinzu: »Das ist wohl nicht ganz das,
was du brauchst, stimmt’s? Also weiter …«
    »Such mal nach Klientennamen. Vielleicht gibt es ein
Verzeichnis ›Maywaldt‹ oder ›Hohbau‹ …«
    Beim zuletzt genannten Namen zuckte Qualle heftig
zusammen. »Also doch dieser Verbrecherhaufen! Hab ich’s mir doch gedacht. Du
hast versprochen, dass die da nicht mit drinhängen!«
    »Stimmt nicht ganz, Qualle. Ich habe lediglich gesagt,
Starek hätte so gut wie nichts mit Hohmann zu tun. So gut
wie nichts! Und so ist es auch. Dieser Starek mietet bei Hohmann
Lastwagen für Maywaldts Mülltransporte an, das ist alles. Außerdem – was soll
dir schon passieren bei deinem cleveren Schachzug, den Angriff über den
Polizeirechner durchzuführen?«
    Das Lob schien Qualle etwas zu besänftigen. Jedenfalls
hämmerte er wieder auf seine Tastatur ein. Dabei wurde er zunehmend atemloser,
erneut schniefte er heftig.
    Endlich zeigte er wortlos auf den Monitor. »Hohbau G mb H «, las Karin.
Darunter gab es eine Reihe von Ordnern. Sie gingen jeden einzelnen durch. Beim
fünften rief Karin aufgeregt: »Stopp! Geh hier noch mal rein! Ich vermute, das
ist es.« Der Ordner enthielt einen Wust von Dateien mit Namen, Zahlen, Terminen
und chemischen Begriffen, die sie im Moment unmöglich alle durchlesen konnten.
    »Überleg nicht so lange. Höchste Zeit, dass wir uns
verdünnisieren!« Waren das nun Entzugserscheinungen – Qualle hatte seit einer
Viertelstunde keinen Pudding mehr angerührt –, oder zeigte er einfach Nerven?
Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl hin und her und schniefte dabei erneut.
    »Also, was ist nun?«, drängte er noch einmal.
    »Entschuldige, Qualle. Kannst du mir das ausdrucken?«
    »Technisch ja, aber das dauert mir hier zu lange.
Anderer Vorschlag: Ich brenn dir alles auf eine CD ,
die hast du morgen früh. Mit der kannst du dann machen, was du willst, in
Ordnung?«
    »Du weißt ja nicht, wie sehr du mir geholfen hast,
Qualle«, nickte sie. »Ich danke dir.« Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
    »Vergiss mir meine …«
    »Aber klar doch. Spätestens morgen hast du die drei
Kisten.«
    »Ich hoffe, ich komme diesmal ungeschoren davon. Bete
für mich, meine Tochter.«
    »Was soll dir schon passieren? Im Zweifel enden alle
Spuren bei der Kripo.«
    Noch auf dem Flur hörte sie sein meckerndes Lachen.
    ***
    Wolf
stieg in seinen Dienstwagen und machte sich auf den Rückweg nach Überlingen.
Einen entscheidenden Hinweis hatte er von den Kollegen der Polizeidirektion
Ravensburg nicht

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