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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Terminkalender zu zeigen. Freiwillig,
wohlgemerkt. Da war tatsächlich um dreizehn Uhr ein Gespräch bei einem
Textilgroßhändler in Tuttlingen eingetragen«
    »Das will gar nichts heißen«, warf Kalfass ein.
    »Stimmt. Leider verliefen auch die restlichen
Nachforschungen im Sande: Weder hat die Frau in der fraglichen Zeit ihre
Kreditkarte benutzt, noch ergab die Überprüfung ihres Handys einen Ansatzpunkt,
das steht definitiv fest. Und ein Knöllchen, wegen was auch immer, hat sie sich
auch nicht eingehandelt.«
    »Was ist mit diesem Termin in Tuttlingen, ist der
überprüft?«, wollte Wolf wissen.
    »Noch nicht. Ich denke auch, dass wir uns das sparen
können.«
    »Wieso? Das ist vielleicht die einzige Chance, das
Alibi auszuhebeln.« Wolf hatte das so vehement vorgebracht, dass ihm die
Zigarette aus dem Mund fiel. Achtlos ließ er sie liegen.
    »Weil ich etwas viel Besseres habe. Hier …«
Triumphierend hielt Jo ein schwarzes Etwas hoch: eine Videokassette! »Das müsst
ihr euch ansehen!« Sie stand auf, schaltete den Fernseher an und schob die
Kassette in den Schacht des Videorecorders.
    »Als ich den Laden verließ, entdeckte ich gegenüber
eine Videokamera an einem Lichtmast. Mir fiel der monatelange Streit ein, den
die Installation der Videoüberwachung vor ein, zwei Jahren ausgelöst hatte.
Jeannes Boutique liegt nämlich an der Marktstätte, also in unmittelbarer Nähe
zum Seeufer und zum Stadtpark. In diesem Viertel halten sich die meisten
Touristen auf – und die meisten Taschendiebe. Da sich Uniformierte zur
Überwachung immer schlecht machen, hat man sich damals für die Kameras
entschieden, ihr erinnert euch vielleicht. Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe
mir von den Konstanzer Kollegen die Kassetten von gestern besorgt, Zeitraum
zwölf bis sechzehn Uhr. Und jetzt schaut mal, was wir hier Schönes haben!«
    Sie schaltete den Recorder ein. Das Bild zeigte einen
Platz mit einem Brunnen in der Mitte, Blumenkästen sorgten für bunte
Farbtupfer. Fußgänger, spielende Kinder und Radfahrer bewegten sich durch das
Bild. Gegenüber war eine Häuserzeile mit Geschäften zu erkennen, vor denen
vereinzelt Autos parkten.
    »Hier, in diesem alten, aufwendig renovierten
Fachwerkhaus befindet sich Jeannes Boutique. Und jetzt achten Sie besonders auf
den Wagen davor, Chef, eine Opel-Sportversion …«
    »Ein Speedster«, unterbrach sie Kalfass,
»2,2-Liter-Motor, braucht gerade mal 5,9 Sekunden von null auf hundert.«
    »Es ist Jeannes Wagen. Und nun fahre ich, um die Sache
abzukürzen, das Band vor bis vierzehn Uhr zwölf … sehen Sie, hier rechts unten
ist die Zeit eingeblendet.«
    Das Band lief wieder in Normalgeschwindigkeit.
Plötzlich trat eine elegant gekleidete junge Brünette aus dem Fachwerkhaus,
stieg in den Sportwagen und fuhr weg.
    »Ha! Von wegen, um zwölf weggefahren – das ist
eindeutig die Prechtl«, ereiferte sich Kalfass.
    Wolf sah auf die Uhr. »Halb fünf. Leider hab ich noch
ein Date mit Sommer, Starek muss warten. Aber morgen früh ist er fällig!«,
sagte er grimmig.
    ***
    Aufgeräumt
betrat Wolf kurz vor sieben den Gasthof Krone, bestellte sich eine
Rotweinschorle und ließ sich die Speisekarte bringen. Als Sommer eintraf,
zeigte dieser sich erstaunt über Wolfs offensichtlichen Stimmungswandel. Hatte
er bei ihrem letzten Treffen noch zu Pessimismus und grüblerischen
Selbstzweifeln geneigt, so tat er jetzt, als könne er Bäume ausreißen.
    »Was ist los?«, wunderte sich Sommer. »Haben sie dir
deinen Herzenswunsch erfüllt und Patzlaff in die Wüste geschickt? Oder ist in
eurem Fall endlich der Knoten geplatzt?«
    Ehe Wolf antworten konnte, erschien die Bedienung und
nahm ihre Bestellung auf.
    »Weder noch«, fuhr Wolf anschließend fort. »Aber
immerhin, es bewegt sich was.« Er berichtete Sommer die jüngste Entwicklung.
Besonders ausführlich ging er auf seinen neuen Hauptverdächtigen ein.
    »Soso, Starek hat also Maywaldt als seinen Klienten
beziehungsweise Auftraggeber ausgegeben? Interessant«, sagte Sommer
nachdenklich.
    »Maywaldt taucht auch in anderem Zusammenhang auf«,
plauderte Wolf munter weiter. »Der Baudezernent Siebeck hat mit großem, um
nicht zu sagen unanständigem Gewinn drei Häuser verkauft – jedenfalls wissen
wir von dreien, vielleicht sind es auch mehr –, die er nachweislich von
Maywaldt erworben hat, und zwar zu einem Spottpreis. Da frag ich dich: Für was
hat er die so billig bekommen? Auch da hängt übrigens Starek mit drin, er hat
bei einem der

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