Seehaie
uns
nicht entgehen, das schwöre ich Ihnen.«
***
Als
Fitnessstudio zählte das »fit&fun« zu den ersten Adressen am See. Wer »in«
sein wollte, ließ sich zumindest sporadisch dort blicken. Bei den Leuten vom
»Seekurier« galt der Club darüber hinaus als eine nicht zu unterschätzende
Informationsquelle. Aus diesem Grund war auch Jörg Matuschek ein häufiger Gast,
wobei seine Präferenz eher der Theke als dem schweißtreibenden Gerätepark
gehörte.
Im Augenblick saß er eingekeilt zwischen zwei gut
gebauten Blondinen und versuchte, sie in die Geheimnisse des Kitesurfens
einzuweihen, da tippte ihm jemand von hinten auf die Schulter. Er drehte sich
um. Es war Karin Winter.
»Du hier? Was ist passiert?«
»Entschuldige, Jörg, kann ich dich kurz sprechen?« Mit
einem Seitenblick streifte sie die beiden Mädchen, was heißen sollte: Verpisst
euch. Die dachten jedoch nicht im Traum daran, sodass sich Matuschek wohl oder
übel ausfädeln musste. Vorübergehend kamen er und Karin an einem freien
Zweiertischchen unter.
»Tut mir leid, wenn ich dir deine Chancen vermasselt
habe«, grinste sie und deutete auf die beiden Blondinen, die bereits
anderweitig Anschluss gefunden hatten.
»Keine Ursache«, winkte er ab, »wäre mir auf die Dauer
sowieso zu anstrengend geworden. Also, wo brennt’s?«
»Ich muss Qualle noch mal anzapfen. Wo finde ich ihn?«
»Wieso? Gibt’s was Neues im Fall Hohmann?«
»Weiß ich noch nicht, aber zumindest scheint er sich
auszuweiten. Allerdings bin ich nicht sicher, ob Hohmann darin überhaupt noch
vorkommen wird.« Sie schilderte kurz das Wichtigste und schloss mit der Frage
»Wo ist Qualle nach dem Brand untergetaucht?«
»Moment«, sagte Matuschek und ging zur Theke. Dann kam
er mit einem Zettel zurück, auf dem eine Telefonnummer stand. »Hier. Ruf ihn an
und mach was aus, aber nicht vor morgen früh um zehn, sonst ist er
ungenießbar.«
»Danke dir. Und schönen Abend noch!«
24
In der Nacht hatte ein Gewitter getobt. Zum
ersten Mal seit drei Wochen war das Thermometer am Morgen bei zwanzig Grad
hängen geblieben, was im Grunde einem Temperatursturz gleichkam und bei manchem
schon fast ein ungewohntes Frösteln auslöste.
Karin Winter wählte Qualles Nummer. Endlich, nach
mehrmaligem Klingeln, ging er ans Telefon. Er schnaufte, als schlüge gerade
sein letztes Stündlein.
»Qualle, hier ist Karin, du weißt schon, vom
›Seekurier‹. Ich freue mich, dich zu hören. Wie lebt es sich im Untergrund?«
»Hör mir bloß auf!« Er schmatzte, also zog er sich
gerade einen Pudding rein. »Was willst du? Ich bin in Zeitdruck.«
»Ich hätte da einen Job für dich.«
»Daraus wird nichts. Nach deinem letzten Auftrag hat
mir so ein Sauhund meine schöne Werkstatt abgefackelt. Und erzähl mir bloß
nicht, dass es da keinen Zusammenhang gibt.«
»Du sollst ja nicht in denselben Laden eindringen.
Diesmal brauche ich etwas von einer privaten Mailadresse, das ist doch für dich
ein Kinderspiel.«
»Ich werde es mir überlegen. Also, tschau.«
»Qualle, jetzt zier dich nicht so. Wenn du mitmachst,
springt eine Kiste – was sag ich: drei Kisten Pudding für dich heraus, ehrlich.
Es ist sehr wichtig für mich. Bitte lass mich nicht hängen.«
»Um was geht es überhaupt?«, fragte er eine winzige
Spur aufgeschlossener.
»Die Mailadresse gehört einem Objektberater.
Vermutlich ist der in illegale Vorgänge in Bezug auf eine Sache verwickelt,
über die ich gerade recherchiere. Ich brauche Einsicht in seine Mails der
letzten zwei Wochen, das ist alles.«
»Ruf mich nächsten Monat an. Dann reden wir noch mal
drüber.«
»Heute noch, Qualle! Heute! Bitte. Es ist wahnsinnig
wichtig. Wo bist du gerade?«
»Bei einem Kunden. Ich bin hier noch mindestens eine
Stunde beschäftigt, vorher läuft sowieso nichts, verstehst du?«
Sollte das so etwas wie eine Zusage sein? Halb und
halb hatte sie bereits mit einem Korb gerechnet, nun war sie doch angenehm
überrascht. Vielleicht hatte Matuschek ihn weichgeknetet? »Wo treffe ich dich
in einer Stunde?«
Er schniefte, dann ertönte wieder das Schmatzen.
»Qualle, denk an die zwei Kisten Pudding!«
»Drei. Es waren drei. Also gut. Treffen wir uns …
halt, warte mal: Du hast gesagt, das hat nichts mit Hohmann zu tun, habe ich
das richtig verstanden?«
»Zumindest nicht viel. Eigentlich so gut wie gar
nichts. Ein paar klitzekleine E-Mails, das ist doch für dich echt Pipifax,
Qualle …«
»Ist ja schon gut. Komm vorbei, am besten
Weitere Kostenlose Bücher