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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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hierher.« Er
lachte meckernd. »Ist eigentlich gar keine schlechte Idee: Ich mach das einfach
von hier aus.«
    »Und wo ist das?«
    »Hier, bei meinem Kunden.«
    »Kunde?«
    »Na, die Kripo in Ravensburg!«
    Manchmal konnte Qualle richtig witzig sein. Natürlich,
wenn er sich in den Polizeirechner einloggen und von dort aus Stareks
Mail-Server durchstöbern würde, brauchte er im Falle eines Falles keine
Repressalien zu fürchten. Das war so irrwitzig, dass sie sofort Matuschek anrufen
musste. Der würde sich vermutlich kugeln vor Lachen.
    ***
    Unter
den Wagen, die in Meersburg von Bord der Fähre »Fritz Ulrich« fuhren, war auch
der silberfarbene Opel Speedster von Johanna Prechtl. An der Ausfahrt des
Fährgeländes bog sie links in Richtung Unteruhldingen ab, verließ die
Kreisstraße jedoch bereits nach fünfzig Metern wieder, um in das große, in den
Hang gebaute Parkhaus zu fahren.
    Vormittags gab es dort noch ausreichend Parkraum,
insbesondere bei den extra ausgewiesenen Frauenparkplätzen. Umso
verwunderlicher war es, dass Johanna Prechtl sie alle verschmähte und
zielstrebig bis zum Ende der Ebene durchfuhr. Dort endlich schien sie zu
finden, was sie suchte. Sie parkte ihren Sportwagen neben einem schwarzen
Porsche Cayenne.
    Sekunden später war sie auf den Beifahrersitz des
anderen Wagens hinübergewechselt und begrüßte dessen Fahrer mit einem Kuss.
    »Ist dir jemand gefolgt, Jeanne?«
    »Nein. Was ist los, warum wolltest du mich sprechen?«
    »Ich will nur eines wissen: Hat Starek den Schnüfflern
Namen genannt?«
    Jeanne überlegte, während sie sich an den Händen
hielten. »Die Polizisten haben uns ja zunächst getrennt befragt, wegen des
Alibis, du weißt schon. Was Starek in dieser Zeit verraten hat, weiß ich nicht.
Ist auch egal …«
    »Egal, sagst du?«
    »Ja, denn als wir wieder zusammen waren, haben sie ihn
in die Mangel genommen, da hat er ihnen Maywaldt genannt.«
    »Maywaldt? Das ist gut! In welchem Zusammenhang?
Versuch, dich genau zu erinnern.«
    »Er sagte ihnen, er sei freier Objektberater und
Maywaldt sei einer seiner Klienten, für den er bei Engpässen
Transportkapazitäten anmiete. In dieser Eigenschaft habe er sporadisch auch mit
der Hohbau zu tun gehabt.«
    Hohmann überlegte. Dabei streichelte er mit der
Rechten Jeannes Knie, was sie willig geschehen ließ. Endlich blickte er wieder
hoch. »Okay. Du hast deine Sache gut gemacht. Aber denk dran: Kontakt zu mir
nur im Notfall. Wenn ich dich brauche, rufe ich an. Und – halt bitte weiterhin
die Augen offen.«
    ***
    Pünktlich
eine Stunde nach ihrem Telefonat stand Karin Winter vor dem Ravensburger
Polizeipräsidium. An der Pforte nannte man ihr ein Zimmer im dritten Stock.
Dort traf sie ihn denn auch an, schwarz gewandet wie immer. Der breitrandige
Priesterhut lag am hinteren Tischende.
    Qualle schien voll in seinem Element. Vor ihm stand
ein 21-Zoll-Flachbildschirm, rechts davon zwei Notebooks, dahinter ein Drucker.
Auf der anderen Seite, in Reihe aufgebaut, etwa acht bis zehn leere
Puddingbecher. Hingestreute Notizblätter vervollständigten die Szene.
    »Komm rein, meine Tochter. Setz dich«, begrüßte er
Karin in seiner geschraubten Don-Camillo-Manier, ohne dabei den Blick vom
Bildschirm zu nehmen. »Vanille oder Schokolade?« Dabei griff er in eine
geräumige Ledertasche unter dem Tisch.
    »Vanille.«
    Für einen kurzen Augenblick zuckte sein linkes
Augenlid, als bedaure er sein Angebot bereits. Mit generöser Miene stellte er
einen Becher samt Löffel vor Karin ab, hielt aber weiterhin die Hand drauf.
    »Das mit den drei Kisten Pudding war dir aber schon
Ernst, oder?«
    »Mit solchen Dingen macht man keine Witze, Qualle.
Spätestens morgen bringe ich sie dir vorbei, ehrlich.«
    Jetzt erst gab er den Becher frei und angelte sich
selbst einen aus der Tasche. Sein Gehabe war einem italienischen Priester so
verdammt ähnlich, dass Karin jedes Mal einen spontanen Beichtreflex verspürte.
Sie unterdrückte diesen Impuls und riss stattdessen die Folie vom Becher. Für
einen kurzen Moment herrschte andächtige Stille.
    Schließlich brach Qualle das Schweigen. »Also, was
liegt an?« Auf das penetrante ›meine Tocher‹ hatte er diesmal verzichtet. Ein
Zeichen von Nervosität?
    Karin schilderte ihm ausführlich ihr Anliegen. Sie
betonte, dass sie lediglich an den Kontakten des betreffenden Mannes
interessiert sei und auf diesem Weg Verbindungen zu gewissen Unternehmen
aufdecken wolle.
    »Und wie heißt der Mann?«
    »Starek, Bruno

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