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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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veranlassen, Jo? Und wenn wir
schon dabei sind: Beschaffe uns einen Durchsuchungsbeschluss für ihre Wohnung.
Wenn möglich bei Staatsanwalt Dr. Hirth. Bei dem haben wir’s noch nicht
ganz verschissen.«
    »Aber, aber, Chef: Sie halten Dr. Kauder doch
nicht etwa für nachtragend?«
    »Das wär noch das Beste, was man über ihn sagen kann –
aber lasst das niemand hören, womöglich werd ich sonst noch wegen
Wehrkraftzersetzung suspendiert.«
    ***
    Im Anschluss an seine Festnahme war Starek
per Schiff direkt nach Überlingen überstellt worden.
    Wolf hatte die erste Vernehmung für elf Uhr anberaumt.
Das wäre ohne Weiteres auch eine Stunde früher gegangen, Starek sollte jedoch
noch eine Weile schmoren. Das würde seiner Auskunftsfreudigkeit, die Wolf
ohnehin nicht besonders hoch einschätzte, auf die Sprünge helfen. Da die zur
Sprache kommenden Vorgänge zumindest teilweise in die Zuständigkeit des D3
fielen, würde Marsberg mit einem seiner Mitarbeiter an der Vernehmung
teilnehmen.
    Gerade hatten sie ihre gemeinsame Strategie für das
Verhör festgelegt. Es blieb Wolf noch eine gute halbe Stunde bis zu Stareks
Vernehmung, in dieser Zeit konnte er alle Berichte und Protokolle noch einmal
durchgehen. Als er, in eines der Papiere vertieft, in den Flur einbog, der zu
seinem Büro führte, prallte er mit einer Frau zusammen. Gerade wollte er zu
einer Entschuldigung ansetzen, da erkannte er sie.
    »Hallo, Frau Winter. So stürmisch heute? Falls Sie zu
mir wollen, muss ich Sie enttäuschen. Keine Zeit!«
    »Und wenn Sie glauben, dass
ich umsonst eine halbe Ewigkeit hier auf Sie warte, dann haben Sie sich
geschnitten … nun bleiben Sie doch stehen, Herr Wolf! Herrgott noch mal, können
Sie stur sein!«
    »Wie gesagt …«
    »Ich weiß, was Sie gesagt haben. Aber ich halte Ihnen
gleich etwas unter die Nase, das Ihren gesamten Fall umkrempeln wird.«
    Abrupt blieb Wolf stehen. »Für Scherze habe ich schon
gar keine Zeit … nicht jetzt! … Also, was haben Sie?«
    »Wusste ich doch, dass Sie immer ein offenes Ohr für
uns Presseleute haben. Aber im Ernst«, sie fuchtelte mit einer grauen Hülle vor
seinem Gesicht herum, zog aber ihre Hand schnell zurück, als er danach greifen
wollte, »lesen Sie das durch. Es sind nur sieben Zeilen, aber dazu müssen Sie
sitzen, das haut Sie glatt um.«
    Wolf ging kommentarlos in sein Büro, dicht gefolgt von
Karin Winter, die die Tür hinter sich schloss. Er setzte sich an seinen Tisch.
»Frau Winter, ich habe in zwanzig Minuten eine wichtige Vernehmung …«
    »Starek kann warten.«
    » Sie hören wohl das Gras
wachsen, wie?«
    »Ehrlich gesagt: Ich habe geraten. – Also, was ich
Ihnen jetzt zeige, habe ich gestern Abend von Frau Ploc erhalten.« Vorwurfsvoll
fügte sie hinzu: »Ich hätte es Ihnen gerne früher gezeigt, aber Sie sind
neuerdings so schwer zu erreichen!«
    »Es gelingt Ihnen immer wieder, mich zu überraschen.
Ich denke, Frau Ploc hat sich nach Norddeutschland abgesetzt?«
    »Sie hat es nur bis Mannheim geschafft. Dort ist sie
bei Bekannten untergekrochen. Jedenfalls hab ich ihren Aufenthaltsort
rausgekriegt und sie aufgesucht. War ein hartes Stück Arbeit, das kann ich
Ihnen sagen …«
    »Frau Winter! Bitte!«
    »Zur Sache: Wir sind uns rasch handelseinig geworden.«
    »Handelseinig? Inwiefern?«
    »Nun lesen Sie erst mal, was sie rausgerückt hat. Aber
vorsichtig, bitte, das Blatt hat mich zweitausend Eier gekostet.«
    Kopfschüttelnd sah Wolf zu, wie sie ein DIN-A 4-Blatt aus
der grauen Hülle zog und es ihm hinhielt.
    »Frau Winter, wenn Sie mich jetzt verscheißern, ist
unsere Freundschaft beendet.«
    »Aber die würde ich doch nie aufs Spiel setzen, Herr
Hauptkommissar«, antwortete sie lächelnd, und Wolf glaubte ihr das. »Jetzt
lesen Sie schon!«
    Er seufzte gottergeben. Er nahm das Blatt in die Hand
und begann zu lesen. Dabei wurde sein Gesicht zusehends länger. Als er fertig
war, begann er noch einmal von vorn. Schließlich ließ er das Schreiben sinken
und blickte aus dem Fenster. »Ich fass es nicht«, murmelte er tonlos.
    Dass die Journalistin weiterhin ruhig blieb, sprach
für ihr Feingefühl. Nach endlosen Sekunden sah Wolf sie an und wies auf das
Blatt.
    »Wie echt ist das?«
    »Absolut echt. Das wird Ihnen Ihre KTU bestätigen …«
    Wolfs Telefon klingelte. Er schaute kurz aufs Display
und nahm den Hörer ab. »Rolf, gut, dass du anrufst. Wir müssen die Vernehmung
um eine Stunde verschieben. Ich erhalte gerade neue,

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