Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
die
Täter nicht alles von innen nach außen gekehrt haben. Wären sie fündig
geworden, hätten sie spätestens dann ihre Suche abgebrochen, und wenigstens ein
Teil der Wohnung wäre noch intakt.«
    Als Jo wieder zu ihnen trat, entschied Wolf: »Wir
fahren zur Prechtl. Du hast die Adresse, Jo?«
    ***
    Als
sie Jeannes Boutique an der Marktstätte erreichten, war der Laden zwar
geöffnet, die Besitzerin jedoch nicht anwesend. Die beiden Angestellten
behaupteten steif und fest, ihren derzeitigen Aufenthalt nicht zu kennen. Jo
erinnerte sich daran, dass Jeanne als Wohnsitz dieselbe Adresse angegeben
hatte. Wenig später klingelten sie an der Wohnungstür. Als sich auch nach dem
dritten Versuch nichts tat, versuchte es Wolf bei der Nachbarin.
    »Nein, die Prechtl habe ich heute noch nicht gesehen«,
gab diese bereitwillig Auskunft. »Gestern Abend, ja, da ist sie mit einem Mann
zusammen weggefahren.«
    »Wie sah der Mann denn aus?«
    »Warum wollen Sie das wissen? Wer sind Sie überhaupt?«
    Wolf entschuldigte sich und stellte sich und sein Team
vor.
    »Starek«, sagte Kalfass nur, als die Frau ihre
Beschreibung beendet hatte. Sie bedankten sich und gingen wieder nach unten.
Als sie auf die Straße traten, blieb Jo abrupt stehen. »Die Prechtl hat ein
Segelboot in Litzelstetten liegen«, stieß sie hervor. »Es heißt ›Jeanne‹.
Könnte dort vielleicht …?«
    »Woher weißt du das?«, fragte Kalfass erstaunt.
    »In ihrem Büro hängt ein Bild davon.«
    »Du warst in ihrem Büro?«
    »Sagte ich doch – als Jeannes Mitarbeiterinnen mir
ihren Terminkalender gezeigt haben, in dem sie die angebliche Besprechung in
Tuttlingen vermerkt hatte. Auf dem Bild war der Liegeplatz angegeben:
Litzelstetten. Ich habe mit den Mädchen sogar kurz darüber gesprochen.«
    »Wie lange fahren wir dahin?«
    »Fünfzehn Minuten. Wenn ich fahre, zehn.«
    »Du hast den Job! Aber warte noch eine Sekunde, ich
muss erst ein paar Kollegen verständigen.«
    ***
    Jo
hatte nicht übertrieben. Als sie an den Liegeplätzen in Litzelstetten aus dem
Wagen kletterten, waren gerade mal neun Minuten vergangen. Entsprechend blass
waren Wolf und Kalfass.
    Die »Marina« von Litzelstetten machte einen eher
bescheidenen Eindruck. Lediglich sechs Segelboote und zwei Motorjachten hatten
an dem schmalen hölzernen Bootssteg festgemacht, darunter die »Jeanne«, ein
hübsches Achtmeterboot mit schnittigem Rumpf und viel Edelholz an den
Aufbauten. Ein idealer Platz, um unterzutauchen, dachte Wolf.
    Aufmerksam musterten die drei die dümpelnden Boote und
das Gelände davor. Auf dem ersten Segler hantierten zwei Männer mit Tauen und
Beschlägen. An dem nahen kleinen Strand buddelten ein paar Kinder im feuchten
Sand. Sonst waren um diese frühe Morgenstunde noch keine Menschen zu sehen –
und erst recht nichts, was ihren Verdacht erregt hätte. Auf einen Wink Wolfs
hin setzten sie sich in Bewegung. Sie hatten den Bootssteg noch nicht erreicht,
als plötzlich Bewegung in die Szene kam. Ein Mann erschien auf dem Deck der
»Jeanne«, kletterte hastig in das am Heck festgemachte Beiboot, warf den
Außenbordmotor an und stieß ab. Als sie die »Jeanne« erreichten, betrug der
Abstand bereits gute dreißig Meter und wurde mit jeder Sekunde größer.
Spöttisch winkte der Mann zu ihnen herüber.
    »Chef, das ist er – das ist Starek«, rief Kalfass und
deutete hinter dem Flüchtenden her. Aufgeregt sah er sich um. »Wir brauchen ein
Boot.«
    Wolf winkte ab. »Lass nur, der entwischt uns nicht.«
Gelassen ging er an Bord der »Jeanne« und sah sich um. Zwei Reisetaschen in
einer der Kojen, auf dem Tisch eine zur Hälfte vertilgte Mahlzeit, ansonsten
war die Kabine leer.
    Währenddessen hatte sich draußen auf dem See das Blatt
gewendet. Ein Boot der Wasserschutzpolizei hatte sich quer gelegt und forderte
Starek auf, längsseits zu gehen. Der war Realist genug, um die
Aussichtslosigkeit einer Flucht einzusehen. Gegen das schnelle Polizeiboot
hätte er keine Chance gehabt.
    »Wo kommen die Kollegen plötzlich her?«, staunte
Kalfass.
    »Hab ich von Konstanz aus verständigt. Sicher ist
sicher.«
    »Man könnte meinen, Sie hätten hellseherische
Fähigkeiten, Chef.« Auch Jo war gebührend beeindruckt.
    »Erfahrung, nichts weiter«, winkte Wolf ab und zündete
sich eine Gitanes an. »Einer der wenigen Vorzüge, die das Alter so mit sich
bringt!« Er grinste. »Übrigens rät mir meine Erfahrung auch, nach der Prechtl
zu fahnden. Als wichtige Zeugin. Würdest du das

Weitere Kostenlose Bücher