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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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möglicherweise
entscheidende Hinweise. Sobald ich Genaueres weiß, melde ich mich bei dir.« Er
wollte bereits auflegen, nahm aber den Hörer erneut ans Ohr. »Hast du noch was
gesagt?« Was er hörte, ließ ihn innerlich frohlocken. Marsbergs Leute hatten
die Prechtl bei der Rückkehr in ihre Wohnung in Empfang genommen und in ihrer
Handtasche Tickets für einen Linienflug nach Buenos Aires gefunden. Für eine Person. Ausgestellt auf den Namen Bruno Starek!
    Nun hielt es ihn nicht mehr auf seinem Stuhl. Mit
wenigen Schritten erreichte er den Schrank, nahm den Ordner mit der Aufschrift
»Sonderfälle« heraus, griff die dahinter versteckte Flasche und goss eine
gehörige Portion daraus in ein bereitstehendes Glas.
    »Danke, für mich nicht«, wehrte die Journalistin
vorsorglich ab.
    »Entschuldigen Sie, aber ich brauche das jetzt«, sagte
er, kippte den Pastis in einem Zug hinunter und nahm dann wieder an seinem
Schreibtisch Platz, noch immer erregt über das soeben Gelesene.
    Er sah sich das Blatt genauer an. Es handelte sich
eindeutig um eine Nachricht Plocs an seine Frau, wohl in aller Eile und mit ungelenker
Handschrift zu Papier gebracht. Dem Schreiber fehlte es augenscheinlich an
Erfahrung beim Aufsetzen solcher Schriftstücke. Der gesamte Text war in die
obere Blatthälfte gepresst, mehrfach waren Worte durchgestrichen oder
überschrieben worden.
    Wolf las den in holprigem Deutsch geschriebenen Text
aufs Neue.
    An mejne Sonja
    dies ist ein Geständnis,
weil ich hab zwei Jahre lang Giftmüll auf Hohmanns Baustellen gefahren
virundzwantzigmal und in seinen Baugruben versteckt aber jezt will ich nicht
mehr, ich will aussteigen. Hohmann muss Lösegeld zahlen. Wenn mir was passiert,
gib diesen Brief an Polizei aber sei vorsichdig, hörst du.
    In liebe dein Stani.
    Wolf hob den Kopf. »Es ist Ihnen doch klar, dass
Sie das Schriftstück hierlassen müssen?«
    »Logisch. Ich habe Kopien davon.«
    »Außerdem brauche ich die Aussage der Ploc. Haben Sie
ihre Adresse?«
    »Viel besser: Ich habe die Ploc!«
    Als Wolf sie nur verständnislos ansah, fuhr sie fort:
»Ich habe das geahnt und sie deshalb dazu überredet, mit mir zurückzufahren. Sie
macht derzeit Ferien auf dem Bauernhof, sozusagen. Im Hinterland, einige
Kilometer von hier. Nach Überlingen mitzukommen, da hatte sie zu sehr Schiss,
das müssen Sie verstehen.«
    »Weshalb ist sie mit dem Brief nicht gleich zu uns
gekommen?«
    »Die arme Frau wusste gar nicht, wie ihr geschieht.
Ist doch klar: Ihr Mann stirbt, und im Briefkasten liegt noch am selben Tag ein
Bündel Scheine – wer greift da nicht zu? Als sie das Geld erst mal angenommen
hatte, konnte sie nicht mehr zur Polizei gehen. Im Übrigen hat sie den Brief
erst zwei Tage nach Stanis Tod in einem Umzugskarton gefunden.«
    Wolf dachte über das Gehörte nach. Er öffnete seine
Schreibtischschublade und holte seine Zigaretten heraus. Gleich darauf hatte er
eine zwischen den Lippen und steckte sie an.
    »Ich weiß, Sie brauchen das jetzt«, grinste Karin
Winter. »Tun Sie sich keinen Zwang an, es ist Ihr Büro.«
    Nach dem ersten genüsslichen Zug, gefolgt von einem
kurzen Hustenanfall, beugte er sich vor. »Sie hatten recht. Was Sie da
angeschleppt haben, ist eine Bombe. Mehr noch: Es ist das, wonach ich die ganze
Zeit gesucht habe. Gebe Gott, dass wir damit Erfolg haben und ich anschließend
meinen Dienst quittieren kann.« Noch einmal zog er an dem Glimmstängel, ehe er
ihn ausdrückte. »Ich stehe tief in Ihrer Schuld, Frau Winter.«
    »Heben Sie sich Ihren Dank für später auf, lieber Herr
Hauptkommissar – außerdem habe ich noch was für Sie. Es ist mir gelungen, an
den Mailverkehr von Hohmann und Starek heranzukommen.«
    Wolf hob die Augenbrauen. »Sie wissen, dass ich
illegal erworbenes Material nicht verwenden darf.«
    »Weiß ich. Vielleicht bringt es uns ja auch nicht
wirklich weiter, aber für gewisse Rückschlüsse könnte es allemal taugen. Hätte
die Suche nach der Ploc nicht so viel Zeit beansprucht, hätte ich die Dateien
längst gesichtet. Ich melde mich, sobald ich was habe. Versprochen!« Die
Journalistin erhob sich. Ȇber die Konditionen haben wir ja bereits gesprochen.
Ich bekomme nach Aufklärung des Falls als Erste alle Informationen von Ihnen,
erinnern Sie sich?«
    »Heute können Sie alles von mir haben«, lächelte Wolf.
Er stand auf und tätschelte beim Verabschieden väterlich ihre Hand.
    Kaum war sie draußen, eilte er ans Telefon. »Marsberg,
egal wie du’s anstellst,

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