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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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beweg deinen Hintern zu mir. Jetzt werden wir den
ganzen Laden mal aufmischen.« Er legte auf. Dann brüllte er: »Ludger! Jo!«
    ***
    Es
war wie im Wartezimmer einer Arztpraxis: zwei Männer unmittelbar vor einer
ernsten Untersuchung. Während der eine gefasst dem Unvermeidlichen entgegensah,
vielleicht sogar das Ergebnis vorausahnte, tigerte der andere verbissen auf und
ab, ganz so, als müsse er mit einem zweifelhaften Ausgang rechnen.
    »Wollen Sie sich nicht endlich setzen?«, forderte Wolf
sein Gegenüber auf und rückte das Mikrofon auf dem Tisch in die richtige
Position. Starek hielt inne. Dann drehte er seinen Stuhl um und setzte sich
rittlings drauf, den Blick fest auf den Hauptkommissar gerichtet. »Okay,
bringen wir’s hinter uns. Sie haben ja doch nichts Ernsthaftes gegen mich in
der Hand.«
    Obwohl seine Lage nicht gerade rosig war, hatte Starek
sich inzwischen wieder unter Kontrolle. Wie er so dasaß, groß und gut gebaut,
braun gebrannt, selbstsicher, hätte er auch als seriöser, erfolgreicher Yuppie
durchgehen können – wenn da nicht der Pferdeschwanz gewesen wäre, der ihm etwas
Dandyhaftes verlieh. Kalfass hatte sich am Morgen noch weit abfälliger
geäußert: Er hielt Starek schlichtweg für den Prototyp eines Zuhälters – eine
Beurteilung, die möglicherweise auf die erhaltenen Prügel zurückzuführen war.
    »Wenn Sie doch noch einen Anwalt wollen …«
    »Ich brauche keinen Anwalt«, fiel Starek dem
Hauptkommissar ins Wort.
    Wolf war überrascht. Verdächtige dieses Kalibers
pflegten so gut wie nie ohne Rechtsbeistand in eine Vernehmung zu gehen.
Insgeheim hatte er sogar eine erneute Konfrontation mit Dr. Hayder nicht
ausgeschlossen. Vermutlich – nein, ganz sicher sogar! – würden sich auch die
vier Zuschauer, die die Vernehmung durch einen durchsichtigen Spiegel vom
Nebenraum aus verfolgten, überrascht ansehen. Was konnte der Grund für Stareks
Ablehnung sein? Nun, er würde es bald erfahren.
    Wolf schaltete das Tonbandgerät auf Aufnahme. Er
begann mit dem aktuellen Datum und der Uhrzeit und nannte seine und Stareks
Personalien. Danach startete er die eigentliche Vernehmung.
    »Herr Starek, können Sie sich den Grund denken, der zu
Ihrer Festnahme geführt hat?«
    »Sie werden’s mir gleich sagen, stimmt’s?« Starek war
die Ruhe selbst.
    »Nach Ihrer eigenen Aussage und der von Frau Prechtl
wollen Sie sich vorgestern zwischen dreizehn und fünfzehn Uhr bei sich zu Hause
aufgehalten haben.«
    »Das sind olle Kamellen, Mann. Wenn Sie nichts
Besseres auf Lager haben …«, tat Starek gelangweilt.
    »Gegen 13.30 Uhr sind Sie jedoch von
Kriminalobermeister Kalfass und dem Architekten Kronberger vom Büro Stiller auf
der Baustelle des Corso in Konstanz gesehen worden. Nach übereinstimmender
Aussage dieser beiden sowie weiterer Zeugen haben Sie dabei das Leben von
Kallfass und Kronberger mindestens einmal absichtlich gefährdet. Was sagen Sie dazu ?«
    »Ganz einfach: Die Leute haben sich geirrt. Frau
Prechtl hat Ihnen ja bestätigt …«
    Wolf winkte gelangweilt ab. »Die Angaben von Frau
Prechtl sind wertlos, Herr Starek. Zumindest für Sie. Wir haben inzwischen
hieb- und stichfeste Beweise, dass sich Johanna Prechtl entgegen ihrer Aussage
bis 14.12 Uhr in ihrer Boutique aufgehalten hat und erst danach zu Ihnen
gefahren ist.«
    Starek tat überrascht. »Ja, richtig«, sagte er
gedehnt, »sie hatte etwas vergessen und ist noch mal zurückgefahren, das könnte
um diese Zeit gewesen sein …«
    »Sie sollten genauer zuhören. Ich habe gesagt, dass
sich Ihre Geliebte bis 14.12 Uhr, und damit
meine ich durchgehend , in ihrem Geschäft aufgehalten
hat. Mit anderen Worten: Ihr Alibi ist geplatzt, Herr Starek!«
    »Was für Beweise sollten das sein? Die will ich
sehen!« Nun wirkte Starek doch leicht verunsichert.
    Wolf ging nicht auf seine Frage ein. »Wenn Sie sich
keiner Schuld bewusst sind, wie erklären Sie uns dann Ihre Flucht von dem Boot
in Litzelstetten?«
    »Das war blöd von mir, zugegeben. Eine Reflexhandlung.
Daraus können Sie mir aber keinen Strick drehen.«
    »War es nicht eher so, dass Sie durch unser Erscheinen
Ihre sorgfältig vorbereitete Flucht gefährdet sahen?«
    Treffer! Starek musste schlucken, zum ersten Mal fiel
ihm keine schnelle Antwort ein.
    »Wieso sollte ich fliehen?«
    »Gegenfrage: Wieso, wenn nicht zur Flucht, sollte Frau
Prechtl ein Flugticket nach Buenos Aires, ausgestellt auf Ihren Namen,
beschaffen?«
    Pause. »Das muss ein Irrtum

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