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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Frau
lange für stricken. Ist die Steuerfahndung schon benachrichtigt?«
    »Ja.«
    »Hat die Bank eine Erklärung, warum die Beträge bar
eingezahlt wurden?«, wollte Preuss wissen.
    »Ehrlich gesagt hatte ich das Gefühl, dass es den
Herren scheißegal war«, antwortete Kalfass. »Bei einem guten Kunden drücken die
wohl beide Augen zu. Jedenfalls liegen auf Stareks Depot über zwei Millionen Euro
herum. Gewinnbringend angelegt, versteht sich. Und noch was: Der Banker hat
durchblicken lassen, dass Starek auch Geld in der Schweiz liegen hat.«
    »War zu erwarten. Haben wir von den Bareinzahlungen
das genaue Datum?«
    »Natürlich.«
    »Vielleicht gibt es eine Verbindung zum nächsten
Punkt, den ich mit euch besprechen will«, überlegte Wolf. »Allerdings, die
Angelegenheit ist etwas delikat. Eine anonyme Quelle hat uns den Mailverkehr
der beiden letzten Wochen zwischen Starek und Hohmann zugespielt. Fragt mich
nicht nach Einzelheiten der Beschaffung, nehmt es einfach als Fakt. Also, was
steht da drin? Ich lese am besten mal eine von Starek an Hohmann vor, hört gut
zu: ›Transportauftrag für 2805 über 240T avisiert, Mat16.
Bitte um Fahrzeugdisposition und Bereitstellung entsprechender Kapazitäten
sowie Bestätigung. Detaillierte Ziel- und Zeitabsprache wie gehabt‹. Was
haltet ihr davon?«
    Preuss, der auf seinem Kugelschreiber herumgekaut
hatte, äußerte sich als Erster: »Schwer zu sagen. Ein abgesprochener Code.
Könnte sich um alles Mögliche handeln«, vermutete er.
    »Richtig. Zum Beispiel um Giftmülllieferungen«, stellte
Wolf fest und sah in die Runde, ehe er fortfuhr. »Die Zahl 2805 dürfte für das
Datum 28. Mai stehen, 240T bedeutet
wahrscheinlich zweihundertvierzig Tonnen. Hinter der Angabe Mat16 vermute ich
eine Spezifizierung, die dem Empfänger die Art des gelieferten Stoffes
bezeichnet, zum Beispiel anhand einer internen Liste der am häufigsten zu
entsorgenden Stoffe.«
    »Stimmt, so gelesen würde der Text einen Sinn ergeben.
Gibt es einen Hinweis auf die Herkunft der Ware?«, fragte Marsberg.
    »Nichts«, antwortete Wolf. »Wie gesagt, das war nur
ein Beispiel. In einer zweiten Mail variieren nur die Zahlenangaben, das Schema
bleibt im Wesentlichen dasselbe. Halten wir also fest: In Stareks Mails geht es
um Art und Menge eines bestimmten Stoffes, der zu einem fixen Datum angeliefert
beziehungsweise übernommen werden soll. Bei Hohmanns Antworten handelt es sich
durchweg um Bestätigungen, einmal eine Terminverschiebung, hin und wieder eine
Rückfrage beziehungsweise Klarstellung. Alle anderen Nachrichten sind im Moment
als harmlos einzustufen. Normale Geschäftsvorfälle ohne irgendwelche
Auffälligkeiten, keinerlei Codierung.«
    »Für mich heißt das im Klartext: Starek ist unser
Mann«, versuchte Kalfass das Gespräch zusammenzufassen.
    Wolf wiegte bedächtig den Kopf. »Ich würde eher sagen,
er ist der Mittelsmann, mit dessen Hilfe wir denwirklichen
Kopf des Ganzen schnappen werden. Es ist nämlich offensichtlich, dass Starek
neben uns noch von einer anderen Gruppe gejagt wird. Denkt an seine verwüstete
Wohnung, für die im Augenblick weder ein Täter noch ein Motiv erkennbar sind.
Ach ja, um noch einmal auf den von mir vermuteten zeitlichen Zusammenhang
zwischen Lieferungen und Bargeldeinzahlungen zurückzukommen – wann, sagtest du,
hat Starek in den letzten beiden Wochen Bareinzahlungen vorgenommen, Ludger?«
    Kalfass sah in seine Unterlagen und nannte zwei
Termine.
    »Na bitte, passt doch! Jeweils vier respektive fünf
Tage nach den Lieferterminen, wie sie in den Mails stehen, erfolgte eine
Einzahlung. Daraus kann man schließen, dass Stareks Auftraggeber nach der Abwicklung
prompt bezahlt.«
    »Aber wieso in bar? Das ist doch Steinzeit«, warf Jo
ein.
    »Im Gegenteil«, belehrte sie Wolf. »Erinnere dich an
die Nachforschungen über die Prechtl, die du durchgeführt hast, um Stareks
Alibi zu widerlegen. Du konntest im fraglichen Zeitraum keinerlei
Geldbewegungen über ihre Kreditkarten feststellen. Was die Frau jedoch in
derselben Zeit in bar abgewickelt hat, wirst du in hundert Jahren nicht
erfahren. Bargeld hinterlässt keine Spuren. Das war immer so und wird auch in
Zukunft so sein, glaub mir.«
    »Okay. Wie geht’s jetzt weiter?«, fragte Kalfass.
    Für einen kurzen Moment herrschte Schweigen. Dann
fasste Wolf seine Gedanken zusammen. »Wir müssen Starek zum Reden bringen, er
ist für die Drahtzieher der Mann fürs Grobe. Ich bin sicher, er hat auch die
Mitwisser

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