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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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hatte
er, Wolf, seinen guten Willen bewiesen. Er konnte nur hoffen, dass Patzlaff das
auch zu würdigen wusste.
    Kaum in seinem Büro eingetroffen, nahm er sich den
Umschlag vor, den Karin Winter ihm übergeben hatte. Natürlich hatte die Frau
recht: Auch wenn die Informationen aufgrund ihrer unrechtmäßigen Beschaffung als
Beweismittel nicht taugten, so konnten sie für seine weiteren Ermittlungen doch
von großem Nutzen sein. In diesem Punkt hatten es die Pressefritzen leichter:
Egal, auf welchem Weg sie an ihre Informationen gelangten, irgendetwas ließ
sich immer damit anfangen. Auf jeden Fall hatten sie weder Staatsanwälte noch
Richter zu fürchten, die dumme Fragen nach der Herkunft des Materials stellten
und oft genug die besten Beweise mit spitzfindigen Argumenten unter den Tisch
fallen ließen.
    ***
    Wolf
hatte bis kurz vor zwei auf den vorläufigen Bericht der chemischen Untersuchung
gewartet. Als er ihn dann bei der Kriminaltechnik anmahnen wollte, hatte ihm
ein zerknirschter Kollege gestanden, dass er bereits seit einer Stunde fertig,
jedoch aus Versehen liegen geblieben sei. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren,
hatte Wolf sich höchstpersönlich auf den Weg gemacht.
    Als er schließlich um fünf nach zwei das
Besprechungszimmer betrat, in dem Marsberg, Preuss, Jo und Kalfass bereits
versammelt waren, hielt er eine Mappe hoch. »Entschuldigt, aber jetzt haben wir
alles beisammen«, sagte er. »Dies hier ist das vorläufige Untersuchungsergebnis
des Fassinhaltes. Ich schlage vor, dass wir damit beginnen.« Er schlug die
Mappe auf. »Um nicht lange drum herumzureden: Der Inhalt entspricht leider voll
und ganz unseren Befürchtungen. Bei der Flüssigkeit in dem Fass handelt es sich
um hochtoxische Lackschlämme. Natürlich hat das Zeug auch einen Namen, den
erspart mir aber bitte. Das heißt: Wir haben es zweifelsfrei mit der illegalen
Entsorgung hochgiftiger Abfallstoffe zu tun.«
    »Leider kennen wir die Gesamtmenge nicht«, warf
Marsberg ein, »aber ziemlich sicher lagert dort mehr als dieses eine Fass, von
anderen Lagerplätzen einmal abgesehen.«
    »Worauf du einen lassen kannst. Doch dazu kommen wir
später.«
    Marsberg musste über die Zweideutigkeit in Wolfs
Aussage grinsen, auch die anderen brachen in Lachen aus. Dann setzte er Wolfs
Ausführungen fort.
    »Wir müssen uns eins klarmachen: Hier geht es um viele
Millionen. Nur ein Beispiel: Das Müllgeschäft in Italien lag bis 2005 fest in
Mafia-Hand, und wo die Ehrenwerte Gesellschaft die Hand drauf hat, wird Geld
verdient, und zwar nicht zu knapp. Tatsache ist jedenfalls, dass seit zwei
Jahren ein erheblicher Teil des italienischen Giftmülls in Zügen nach
Deutschland verfrachtet wird. Das liegt an den verschärften EU -Verordnungen. Wenn wir uns weiter vorstellen, dass
die sachgemäße Entsorgung dieses Zeugs im Schnitt um die dreihundert Euro je
Tonne kostet, dann können wir uns ausmalen, welcher Gewinn bei den illegalen
Entsorgern hängen bleibt. Und das ist nur ein Beispiel von vielen.«
    »Ganz abgesehen davon«, meldete sich Preuss zu Wort,
»handelt es sich bei dem Begriff ›Entsorgung‹ ohnehin um einen Euphemismus. Er
suggeriert, dass mit der Lagerung des Giftes eine Unschädlichmachung verbunden
ist. Das ist falsch, ja sogar das Gegenteil ist der Fall.«
    »Zurück zum Thema: Das Fundament der Tiefgarage wird
zurzeit auf weitere Müllmengen untersucht.«
    »Und ich bin davon überzeugt, dass wir dabei auch auf
den vermissten Architekten stoßen werden«, verkündete Jo.
    Überrascht blickten die Umsitzenden sie an.
    »Ich denke, du hast recht«, stimmte Wolf ihr
schließlich zu, und Marsberg ergänzte: »Das würde auch erklären, weshalb wir
bis heute keine Spur von ihm gefunden haben.«
    »Gut so, schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe!
Kommen wir zum nächsten Punkt: Ludger hat sich um die Finanzen von Starek
gekümmert. Ludger, bitte.«
    »Stareks Konten bestätigen, was seine Wohnung bereits
andeutete: Der Mann hat richtig viel Geld. Im Wesentlichen wickelt er seine
Geldgeschäfte mit nur einer Bank ab, von Risikostreuung hält er wohl nicht so
viel. Ich lasse jetzt mal alle normalen Kontobewegungen außer Acht und
berücksichtige nur die außergewöhnlichen. Da fällt auf, dass er in etwa
zweiwöchigen Abständen besonders hohe Bareinzahlungen vorgenommen hat.«
    »Um welche Beträge geht es da?«
    »Das schwankt zwischen fünfzehn- und
achtundzwanzigtausend Euro.«
    Jo blies hörbar Luft aus. »Da muss eine alte

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